Kommentar

Die vielfach befürchtete massenhafte Abwanderung von gut ausgebildeten Frauen und Männern aus Deutschland ins Ausland gibt es noch nicht. So weit die gute Nachricht. Vielmehr kehren Migranten, die vor Jahren hierherkamen, verstärkt in ihre Heimatländer zurück. Und immer weniger drängen nach, zum Beispiel aus Russland. Doch lassen die neuen Statistiken über Bevölkerungswanderung und -entwicklung auch andere klare Trends erkennen: Wer gut ausgebildet und mobil ist, geht westwärts und möglichst in die Stadt. Dabei sprechen wir von Frauen.

Es ist eine Abstimmung mit den Füßen. Die ländlichen Regionen in den neuen Bundesländern bieten den gut ausgebildeten Frauen keine ausreichenden Anreize zu bleiben. Es fehlt an Arbeitsplätzen - vor allem an qualifizierten -, und es fehlt immer noch an Infrastruktur. Denn die eigentlichen Probleme in den dünn besiedelten Landregionen Ostdeutschlands lassen sich eben nicht mit ausgebauten Straßen und Einkaufszentren lösen.

Ein gut strukturiertes Schulsystem bringt gut ausgebildete junge Menschen hervor - Mädchen vor allem. Die wollen adäquate Entwicklungsmöglichkeiten. Und finden sie in Essen, Kassel, Stuttgart oder Hamburg eher als in Neubrandenburg. Die neuen Zahlen sind ein deutliches Signal an die Politik, in der Förderung einen klaren Schwerpunkt bei den ländlichen Regionen zu setzen. Metropolregionen, die durch entvölkerte Landstriche verbunden sind, haben keine Zukunft.

Und was sich in Ostdeutschland manifestiert, ist nur der Vorbote einer Entwicklung, die auch in den westlichen Bundesländern greifen wird. Auch dort gibt es bereits Regionen, die wirtschaftlich abgehängt sind und sich nur wenig entwickeln.