Kommentar

Was den Bundespräsidenten letztlich bewogen hat, das Gnadengesuch des ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar abzulehnen wird die Öffentlichkeit wohl nicht erfahren. Horst Köhler muss keine Begründung liefern. Er schweigt, gut so. Das ist souverän.

Souveräner allemal als das politische Getöse der zurückliegenden Wochen. Die Ratschläge, die sich der Bundespräsident vor allem aus den Reihen der Union anhören musste, grenzten schon stark an direkte Einflussnahme. Und die CSU überschritt diese Linie eindeutig mit ihrer dreisten Drohung, Köhler im Fall eines Gnadenerweises für Klar nicht wiederzuwählen.

Es bleibt offen, ob der Bundespräsident seine Entscheidung unter dem Eindruck dieser Drohung getroffen oder ob vielleicht doch das Gespräch Köhlers mit Christian Klar den Ausschlag gegeben hat. In jedem Fall hat das Staatsoberhaupt diesen heiklen Fall leise und unaufgeregt behandelt, so wie es angemessen ist.

Die Reaktionen auf Köhlers Entscheidung zeigen deutlich, dass er offenbar einen Weg gewählt hat, den die meisten Menschen in diesem Land unterstützen. Schon die Tatsache, dass ehemalige Terroristen wie Brigitte Mohnhaupt nach Verbüßung ihrer Mindeststrafe entlassen werden, führt immer wieder zu heftigen Protesten. Obwohl die RAF-Mitglieder nur in Anspruch nehmen, was jedem Straftäter zusteht. Eine Begnadigung würde auf weit größeres Unverständnis treffen. Dieses Land ist noch nicht bereit, den Tätern der Roten Armee Fraktion Gnade zu gewähren. Wenn es denn jemals dazu bereit sein wird. Vielleicht hat der Bundespräsident dem sehr leise und sensibel einfach nur Rechnung getragen.