Kommentar

Als Telefongespräche noch per Hand vermittelt wurden, musste die Polizei bei der Dame vom Amt anfragen, wer mit wem telefoniert hatte. Als in die Pässe die Fotos noch per Hand hineingestempelt wurden, mussten die Polizisten noch zur Behörde gehen, um sie einzusehen. Inzwischen geht das alles digital - schneller, einfacher, geräuschloser. Das weckt Begehrlichkeiten.

Warum am Wochenende mit der Fahndung nach dem Dieb bis zur Behördensprechstunde am Montagmorgen warten, wenn sich das Bild schon vorher online abrufen lässt? Warum den Räuber flüchten lassen, wenn die Mautbrücken ihn auf der Autobahn sowieso erfassen? Warum den Einbrecher nicht fassen, wenn sein Finderabdruck ohnehin im Pass gespeichert ist?

Ja, es ist tatsächlich kaum etwas dagegen einzuwenden, dass Verbrecher schnell geschnappt und damit vielleicht andere abgeschreckt werden. Doch der Preis, den jeder Einzelne dafür zahlt, ist hoch. Um jeden Bürger legt sich dafür eine kleine Beobachtungsschlinge. Ständig wird er schon jetzt irgendwo erfasst und registriert, ohne es zu wollen und ohne es verhindern zu können. Was kauft er ein, wo reist er hin, mit wem telefoniert er? Insofern droht nicht der Überwachungsstaat, er ist schon da.

Noch sind viele dieser Daten getrennt gespeichert. Das große Bild ergibt sich erst, wenn in zentralen Dateien die vielen kleinen Teile zusammengelegt werden. Technisch ist das längst möglich, allein die rechtlichen Grundlagen fehlen bisher. Noch beteuern die Politiker, dass es diese auch nie geben soll. Doch mit jedem neuen Vorschlag für angebliche Sicherheits-Verbesserungen bröckelt ihre Glaubwürdigkeit, den Verlockungen der Technik zu widerstehen.