Kommentar

Reformbedürftig ist das deutsche Schulsystem allemal. Dafür bedurfte es keiner Aussage einer Expertenkommission. Doch was die nun auf den Tisch gelegt hat, geht weit über alle bisherigen Überlegungen hinaus. Was noch kein Ausweis für Qualität sein muss.

Da wäre zunächst die Diskussion über das bestehende dreigliedrige Schulsystem. Runter auf eine Zweigliedrigkeit, schlagen die Bildungsfachleute vor. Damit soll vermieden werden, dass aus der Hauptschule eine sogenannte "Restschule" wird, deren Absolventen ohnehin keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Was mit dem Drittel aller Schüler wird, die in einem neuen zweistufigen System mutmaßlich scheitern werden, sagen die Experten nicht. Dabei geht es um dieselbe Gruppe. Ihr eine Perspektive zu geben muss doch das Ziel sein.

Bleiben die Vorschläge, den Schulen mehr Autonomie zu geben, Lehrer nur auf Zeit zu beschäftigen und ihre Anstellung von Leistungsüberprüfungen abhängig zu machen. Nun wird es viele Menschen geben, die einer Leistungsüberprüfung von Lehrern gern applaudieren. Doch stellt sich die Frage - ganz abgesehen von rechtlichen Problemen -, nach welchen Kriterien diese Leistungschecks wohl gemacht werden. Sicherlich sollten sie nicht an den Universitäten entwickelt werden. Denn wahr ist, dass die Lehrerausbildung in Deutschland seit Jahren am Schulalltag und nicht selten an der Lebenswirklichkeit vorbeigeht. Hier ist zentraler Reformbedarf.

Die Kritik der Bildungsexperten am bestehenden System schlägt also in Teilen auf sie selber zurück. Wenn wir die Schulen aus dem öffentlichen Dienst herauslösen wollen, warum dann nicht auch gleich die Hochschulen? Die Professoren könnten dann doch auch alle fünf Jahre überprüft und nach Leistung beschäftigt und bezahlt werden. Kriterium sollte dann allerdings die Lehre, nicht die Forschung sein.