Hamburg. Brigitte Mohnhaupt kommt frei. Darauf hofft auch der frühere RAF-Terrorist Christian Klar (54). Er war an den Morden an Hanns-Martin Schleyer, Siegfried Buback und Jürgen Ponto beteiligt und hatte vor einigen Jahren beim damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau ein Gnadengesuch eingereicht. Das Verfahren hat Raus Nachfolger Horst Köhler noch nicht entschieden. Klar sitzt in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal und könnte frühestens Anfang 2009 auf Bewährung entlassen werden. Eine Stütze außerhalb der Gefängnismauern ist der Hamburger Schauspieler Rolf Becker (71). Er kennt Klar seit sechs Jahren und besucht ihn regelmäßig im Gefängnis.

"Ich bin dem Bundespräsidenten dankbar, dass er sich mit der Angelegenheit befasst", sagte Becker dem "Hamburger Abendblatt Sonntags". Dem Blatt gegenüber äußerte sich der Schauspieler zum ersten Mal ausführlich über seinen Kontakt zu Klar. "Ich bin froh, dass wir dieses Gespräch führen", so Becker zu "Hamburger Abendblatt Sonntags". "Ich habe Interesse an einer sachlichen Debatte."

Klar kennengelernt habe er als Gewerkschafter, berichtete der Künstler. Er sei Mitglied im Arbeitskreis "Politische Gefangene" der Hamburger IG Medien, und dieses Gremium habe im Jahre 2000 Kontakt zu Christian Klar aufgenommen. Am 11. Januar 2001 erfolgte die erste Begegnung zwischen Becker und zwei weiteren Mitgliedern des Arbeitskreises sowie dem Terroristen.

"Etwa viermal jährlich" besucht der Schauspieler Christian Klar, das nächste Mal schon bald. Seit einiger Zeit treffe man sich in einem kleinen Besucherraum mit Fenster und ohne Bewachung. Lange habe der Häftling sich dem Anstaltsleben verweigert, mittlerweile bereite er sich auf ein anderes Leben vor. "Er will arbeitsfähig bleiben, sich einbringen und möchte nach der Freilassung nicht vom Staat ernährt werden."

Über Klars Zeit als Terrorist sprechen die beiden Männer nicht. "Wir reden über sein Befinden, meine Familie, die anderen im Arbeitskreis, über alles, was ,draußen' geschieht", so Becker.

Christian Klar und sein Gnadengesuch polarisiere jetzt, "weil Klar nach dem Mord an Hanns-Martin Schleyer zu einer negativen Symbolfigur geworden ist", sagte Becker. Außerdem zeige "die aufgeregte Diskussion, dass die Gesellschaft mit dem Thema RAF noch nicht abgeschlossen hat". Dass mit der Debatte über den Begriff der Reue jetzt versucht werde, auf die Entscheidung des Bundespräsidenten über das Gnadengesuch Einfluss zu nehmen, findet Becker "unsäglich". Gnade werde "gewährt, ohne eine Schuld damit zu tilgen".

Wenn der RAF-Mann freikommt, will sich Rolf Becker um ihn kümmern. "So weit Christian Klar es will und es notwendig ist, werde ich für ihn da sein."