Beate Kranz über den drohenden Abbau von 10000 Arbeitsplätzen im Luftfahrtkonzern

Bei den Airbus-Mitarbeitern grassiert die Angst. Verständlich. Bis vor wenigen Monaten galten ihre Flugzeuge noch als die Glanzlichter am Himmel der europäischen Industrieproduktion. Mit den Auslieferungsverzögerungen für den Riesenflieger A380 kam dann der Absturz. Jetzt muss drastisch gespart werden. Und das Bittere dabei: Obwohl sogar der Vorstand Managementfehler für das Debakel einräumt, müssen vor allem die "Kleinen" für die Fehler der "Großen" bluten: Bis zu 10000 Jobs sind in Gefahr.

Demonstrativ stärken diesmal deutsche Landes- und Bundespolitiker den Mitarbeitern den Rücken. Diese Unterstützung ist notwendig. In dem europäischen EADS-Konzern drohen Franzosen die Regie zu übernehmen. Dies muss im Interesse deutscher Industriepolitik verhindert werden. Der Plan mehrerer Bundesländer, darunter Hamburg, sich an EADS zu beteiligen, ist ein richtiger Schritt. Es eröffnet der Politik die Chance, an Konzernentscheidungen direkt mitzuwirken, wie dies Frankreich schon konsequent praktiziert.

Letztlich sitzen aber alle in einem Boot: Die Luftfahrt ist sowohl für Deutschland als auch für Frankreich eine wichtige Zukunftsbranche. Sie erfordert höchstes Know-how, bietet hochqualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze. Alle sollten sich daran erinnern, dass Airbus erst durch die Kooperation der Europäer zum größten Konkurrenten von Boeing heranwachsen konnte. Diese Stärke darf jetzt nicht auf dem Altar nationaler Egoismen geopfert werden. Wenn dennoch ein Jobabbau nötig ist, sollte das französische Revolutionsideal beim Airbus-Sparkurs "Power 8" dann wenigstens für alle gelten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.