Abendblatt Sonntags: Was wollen Sie als Wirtschaftssenator noch tun, um einen größeren Arbeitsplatzabbau bei Airbus zu verhindern?

Gunnar Uldall: Das wichtigste Argument für den Erhalt der Arbeitsplätze ist die Qualität: Der Standort Hamburg ist ein betriebswirtschaftlich hervorragend aufgestellter Betrieb. Darüber hinaus werden wir uns als Stadt an EADS beteiligen, damit wir künftig bei wichtigen Verhandlungen und Entscheidungen mit am Tisch sitzen.

Was kann die Bundesregierung machen?

Uldall: Wie ich aus dem Bundeskanzleramt weiß, wird Frau Merkel ständig über die neuesten Entwicklungen informiert und setzt sich gegenüber der französischen Seite auch engagiert ein.

Könnte die Bundesregierung als großer Militärkunde Druck ausüben?

Uldall: Man kann davon ausgehen, dass der Vorstand eines Unternehmens bei Entscheidungen immer mitberücksichtigt, wie sich sein Kundenkreis zusammensetzt. Deutschland ist einer der größten Kunden von Airbus, und dies wird der Vorstand berücksichtigen.

Was versprechen Sie sich von der geplanten Beteiligung der Stadt an Airbus?

Uldall: Zusammen mit DaimlerChrysler, die weitere 15 Prozent halten, sind wir ein gewichtiger Gesellschafter. Damit haben wir die Möglichkeit, auf die Besetzung des Vorstandes und Aufsichtsrates Einfluss zu nehmen. Es ist wichtig, dass diese 7,5 Prozent in deutscher Hand bleiben. Airbus ist nur deshalb so erfolgreich, weil es von mehreren Ländern getragen wird.

Sollte Deutschland dann nicht noch mehr als 7,5 Prozent übernehmen?

Uldall: Nein, ich halte die jetzige Lösung für ausreichend. Ich bin überzeugt, dass damit der deutsche Einfluss dauerhaft gesichert ist.

Muss Deutschland der Luftfahrt künftig einen größeren Stellenwert beimessen?

Uldall: Unbedingt. Technologie in der Luftfahrt ist zukunftsweisend für die Volkswirtschaften in Europa. Ein Alleingang ist nicht möglich, weder für Frankreich noch für Deutschland. Deshalb muss das Know-how gleichzeitig gesammelt werden.

Eine neue interne Airbus-Studie hat festgestellt, dass die deutschen Werke zu den produktivsten gehören.

Uldall: Das überrascht mich überhaupt nicht. Industrievertreter haben mir bereits mehrfach bestätigt, dass gerade Hamburg zu einem der besten Industriebetriebe in Deutschland und Europa gehört.

Könnte sich diese Bewertung positiv für Hamburg auswirken?

Uldall: Wir können davon ausgehen, dass alle Beschlüsse in Zusammenhang mit "Power 8" vor allem unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen werden. Wenn die Zahlen für Hamburg sprechen, wird sich dies natürlich positiv für den Standort auswirken.

Nach welchen Kriterien sollte der angekündigte Arbeitsplatzabbau erfolgen?

Uldall: Ich weiß bisher nicht, wie viele Arbeitsplätze wegfallen sollen, sondern kenne nur Spekulationen. Aber der Stellenabbau muss über alle Staaten, die an der Airbus-Entwickung teilgenommen haben, gleichmäßig und fair verteilt werden. Wir sollten erst mal abwarten, was der Vorstand in Toulouse am 20. Februar bekannt geben wird.