Ex-Geisel: Sie will in Mossul eine Karawanserei aufbauen - “Wahnsinn“, sagt ein Kenner

Kirkuk. Die Fahrt durch Mossul ist ein Spießrutenlauf zwischen Straßensperren, vermummten irakischen Polizisten und schußbereiten US-Soldaten. Die Lage ist extrem angespannt. Täglich gehen Bomben hoch, am Himmel fliegen rund um die Uhr Helikopter, ständig sind Schüsse zu hören. Die Ostseite des Tigris bezeichnen die US-Streitkräfte als "Zone Orange". Das heißt, nur im Konvoi ab vier Fahrzeuge wird gefahren, es gilt Dresscode "A" - volle Schutzkleidung mit Splitterweste.

Die Westseite des Flusses ist "Zone Red". Sie ist in der Gefährlichkeitsstufe der Militärs nicht mehr steigerbar. Hier ist das Schlachtfeld der Terroristen. Im Osten leben viele Kurden und die Christen, im Westen fast nur Sunniten. "Es kommt Falludschah ziemlich nahe, was hier in Mossul abgeht", sagt ein US-Colonnel. Ab vier Uhr mittags sind die Straßen leer. Die wenigen Geschäfte die noch offen hatten, sind auch verriegelt. Zehn Kilometer südlich liegt auf der linken Seite ein zerfallener Gebäudekomplex. Es ist die alte Karawanserei, einst eine festungsartige Raststation mit Warenumschlagplatz für die Karawanen, die durch Mesopotamien zogen.

Susanne Osthoff hat es sich in den Kopf gesetzt, diese Karawanserei wieder aufzubauen, um daraus eine Begegnungsstätte der Kulturen zu machen. In der Theorie ein guter Gedanke. Nur in dem Umfeld von Mossul derzeit Wahnsinn. Das sagt Pater Mofid, er ist katholischer Mönch im Kloster Mossul. Er hält auch die Idee der Archäologin und eben erst befreiten Geisel, wieder in den Irak zurückzukehren, für falsch. "Sie ist jetzt so bekannt, daß Nachahmungstäter sie als potentielle Einnahmequelle bei einer weiteren Entführung verwenden werden. Ich halte es auch für sehr undankbar gegenüber den Helfern, denen sie ihre Freiheit zu verdanken hat", so Pater Mofid.

Im Irak ist man sicher, daß ohne die Hilfe aus Deutschland eine Freilassung sehr fraglich gewesen wäre. Egal, ob es zu einer Geldzahlung kam oder zu geldwerten Versprechungen. Irakische Behörden hätten nichts bewirkt. Sie sind im sunnitischen Dreieck, in dem Osthoff entführt oder gefangengehalten wurde, verhaßt.

Die Absicht, die alte Karawanserei wieder aufzubauen, stößt beim örtlichen Scheich offensichtlich auch nicht auf Zustimmung. Er will keine Begegnungsstätte, in die Fremde kommen, die er nicht kontrollieren kann. Sollte Osthoff zudem an den Ort ihrer Entführung zurückkehren, würde das in den Augen der Iraker zum Totalverlust des Ansehens ihrer Kidnapper führen.

Susanne Osthoff vermied gestern eine klare Aussage über ihre Irak-Pläne. Zu diesem "privaten Pipifax" habe sie sich noch nicht geäußert, sagte sie im ZDF. Damit spielte sie auf ihr Interview im arabischen Nachrichtensender al-Dschasira vom Montag an. Nach der deutschen Übersetzung hatte es Verwirrung über ihre Aussage zu einer möglichen Rückkehr in den Irak gegeben.