Irak-Rückkehr: Politiker warnen befreite Geisel. Außenminister Steinmeier richtet dramatischen Appell an die Deutsche. CDU und SPD: Bei neuer Geiselnahme drohen finanzielle Konsequenzen . . .

Hamburg/Berlin. Während Politiker und Abgeordnete die Ex-Geisel Susanne Osthoff vor einer Rückkehr in den Irak warnen, hat ihre Mutter Ingrid Hala Verständnis für die Pläne ihrer Tochter geäußert. "Das war mir klar", sagte die 66jährige dem Hamburger Abendblatt. "Als Mutter kennt man die Wünsche besser." Susanne habe sich mit ihrer Arbeit als Archäologin und ihrer humanitären Hilfe im Irak ein eigenes Leben aufgebaut. "Sie hat immer gesagt, das sei ihr Land, ihr Leben, ihre Welt."

Hala befürchtet aber, daß ihre Tochter wieder entführt werden könnte: "Sorgen haben wir uns immer gemacht. Aber das ist ihre Entscheidung. Ich mische mich da ja nie ein." Osthoffs Mutter kritisierte zudem die Streichung der Hilfsmittel der Bundesregierung für die Projekte der 43jährigen, darunter ein deutsches Kulturzentrum im nordirakischen Arbil. Es sei "bitter", wenn nun Susannes Arbeitsplatz im Irak gefährdet sei.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte die Ex-Geisel ausdrücklich vor einer Rückkehr: "Ich appelliere an Frau Osthoff, von ihren Plänen, in den Irak zurückzukehren, Abstand zu nehmen." Nach den Anstrengungen um ihre Freilassung habe er wenig Verständnis, wenn sie sich erneut in eine Gefahrensituation begebe.

Ähnlich äußerte sich der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Gloser (SPD). "Wir hatten die Situation, daß Susanne Osthoff entführt worden ist, obwohl man wußte, wie sie sich dem Land verbunden fühlt und was sie dort getan hat", sagte Gloser dem Abendblatt. "Der Krisenstab hat sich über Wochen hinweg bemüht, sie freizubekommen." Bei dem Appell an Osthoff, nicht in den Irak zurückzukehren, handele es sich um die "Wiederholung einer Bitte, die anläßlich ihrer Freilassung ihr gegenüber geäußert worden ist", so Gloser. Es habe bereits "seit Monaten Drohungen gegen das Projekt gegeben, so daß die deutsche Botschaft Frau Osthoff geraten hatte, den Irak zu verlassen".

Auch der außenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Eckart von Klaeden, kritisierte gegenüber dem Abendblatt Osthoffs Pläne: "Jetzt in den Irak zurückzugehen wäre unverantwortlich und uneinsichtig." Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Ruprecht Polenz (CDU), sagte, zwar sei die Bundesregierung immer zu Hilfe für Deutsche verpflichtet. Im Fall einer neuen Entführung würde aber über Konsequenzen zu reden sein, "auch über die Frage, wie man sich dann beispielsweise an den Kosten möglicher Rettungsaktionen zu beteiligen hätte". Der Abgeordnete Lothar Mark (SPD) warnte, die Steuerzahler würden Osthoff "kein zweites Mal eine Geiselfreilassung im Irak finanzieren". Unter Politikern zeigte allein die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth Verständnis für eine mögliche Rückkehr der Archäologin in den Irak. Das Land sei seit langem ihr Lebensmittelpunkt.

Susanne Osthoff hatte zuvor im arabischen TV-Sender al-Dschasira den Wunsch geäußert, ihre Arbeit im Irak trotz ihrer Geiselnahme fortzusetzen. Einen Zeitpunkt für ihre Rückkehr nannte sie dabei nicht. Im ZDF wich sie später wieder aus. Zu diesem "privaten Pipifax" habe sie sich noch nicht geäußert. Ihre Familie wartet unterdessen weiter darauf, daß sie sich bei ihr meldet. Auf die Frage nach Gründen sagte ihre Mutter: "Ich weiß es nicht. Wir haben keinen Streit gehabt. Wir rätseln seit fünf Jahren." S. 4