Kommentar

Immer wieder stehen die großen Parteien in Wahlkampfzeiten vor Problemen im Osten. Das liegt vor allem daran, daß sie den Osten immer erst entdecken, wenn sie dort in Wahlkampfzeiten Probleme haben. Nach einigen Rechtsauslegern, die bei Landtagswahlen für Aufregung sorgten, war es stets die PDS, die den Vorsitzenden der Konkurrenz Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Das tut sie jetzt um so mehr, da sich die ehemalige DDR-Staatspartei nach ihrer dritten Umbenennung über SED/PDS und PDS zur Linkspartei endlich im Westen angekommen wähnt.

Zu verdanken hat sie das Oskar Lafontaine, der seinen Namen und ein Häuflein versprengter Linker mit in diesen Treppenwitz der Geschichte einbringt. Denn hier versammeln sich Figuren, die nie die Einheit wollten. Lafontaine nicht, weil er 1989 gerade an einem Zukunftsprogramm der Sozialdemokratie werkelte. Da wollte er seine Kreise nicht durch weltgeschichtliche Umbrüche stören lassen. Und Gysis SED wollte, wenn schon der real vegetierende Sozialismus dem Untergang geweiht war, wenigstens die Eigenstaatlichkeit der DDR retten.

Nun sammeln sie mit vereinten Kräften und unter Absingen haltloser Versprechen die Unzufriedenen im Lande. Wendeverlierer im Osten, notorische Nörgler und Weltverbesserer im Westen. Eine gemeinsame inhaltliche Basis gibt es kaum. Und sie wissen auch selbst, daß sie nicht Gefahr laufen, ihre Hirngespinste in praktische Politik umsetzen zu müssen. Allenfalls können sie den anderen Parteien die angestrebten Wahlziele verderben. Entsprechend nervös reagieren diese. Wahlprognosen können vielleicht mit hastigen Kampagnen in letzter Sekunde noch gewendet werden. Verläßliche Stammwähler gewinnt man durch beständige und solide Arbeit zwischen den Urnengängen. Daß es von dieser Spezies immer weniger gibt, muß den Parteimanagern zu denken geben.