Schon mehrfach wurde er als “Vater“ der deutschen Abwrackprämie bezeichnet. Und tatsächlich würde es ohne das Zutun des SPD-Kanzlerkandidaten und...

Berlin. Schon mehrfach wurde er als "Vater" der deutschen Abwrackprämie bezeichnet. Und tatsächlich würde es ohne das Zutun des SPD-Kanzlerkandidaten und Außenministers Frank-Walter Steinmeier die 2500 Euro Staatszuschuss für das Entsorgen alter Autos in Deutschland in dieser Form wohl nicht geben.

Es war Mitte November vergangenen Jahres, als Steinmeier die Betriebsräte aller großen Autobauer zum Krisengespräch bat. Einziges Thema: der schlimmste Absatzeinbruch in der Geschichte dieses Industriezweigs. Die Runde war sich rasch einig in der Diagnose, dass ungewöhnliche Situationen ungewöhnliche Maßnahmen erfordern. Das Wort von der Abwrackprämie machte, wenn auch nur am Rande, erstmals die Runde.

Dabei war der Gedanke, den Abschied vom Altauto auf Kosten aller Steuerzahler zu subventionieren, nicht mehr so neu. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte solche Pläne in der Schublade, Vorbilder gab es in Frankreich (1995), Spanien (1999) und Italien (1997).

In der Adventszeit zeigte sich, dass das bei Steinmeier lancierte Ansinnen der Gewerkschafter mit so manchem Boss in den Vorstandsetagen abgesprochen war: Immer mehr Manager warfen sich öffentlich für eine Abwrackprämie in die Bresche, schließlich sogar der Verband der Automobilindustrie (VDA).

Steinmeier - gut bekannt auch in den Vorstandsetagen bei VW - durfte sich ermuntert fühlen und begann zügig mit den Vorbereitungen für eine deutsche Schrottprämie als Teil eines von der SPD vorgeschlagenen Maßnahmenbündels zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise. CDU und CSU verbrachten in altbewährter geschwisterlicher Streitlust indes fast den gesamten Dezember damit, über die Notwendigkeit von Steuersenkungen zur Ankurbelung der Konjunktur zu debattieren. Als Steinmeier seine Sympathie für die Prämie schließlich kurz vor Weihnachten kundtat, ging man in der Union auf die Barrikaden. Harsch fielen sie aus, die Kommentare gegen die als sozialistisch apostrophierte Absatzhilfe. Fraktionschef Volker Kauder rieb den Firmen ihre verfehlte Modellpolitik unter die Nase, Wissenschaftsministerin Annette Schavan befand, den Konzernen sei schon genug geholfen worden. Nur eine hielt sich - wie meist - zurück: Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Silvester 2008 rang Steinmeier schließlich dem Finanzminister und Genossen Peer Steinbrück die Zustimmung zu seinem Prämienmodell ab - immerhin jenem Mann, der zunächst ganz gegen ein zweites Konjunkturpaket Sturm gelaufen war. Danach soll auch Merkel - ihrerseits alarmiert durch einen Brandbrief der Automobilbosse und Gewerkschafter - keine Einwände mehr gegen die Konjunkturspritze gehabt haben. Das große Abwracken konnte beginnen. Steinmeier ist also nicht der "Vater", immerhin aber der "politische Geburtshelfer" der Prämie.

Im kulturgeschichtlichen Sinne bleibt der bedeutendste Abwracker aller Zeiten aber der französische Bildhauer Cesar. Er sorgte schon 1960 mit seinen "Compressions" - Automobilen und Motorrädern, die er in einer Schrottpresse zu handlichen Quadern zusammenquetschen ließ - für Aufruhr. Cesar ließ sie wie Riesenbacksteine zu gewaltigen Architekturen aufeinandertürmen.