DIW-Präsident Zimmermann sieht den Arbeitsmarkt stabil. Für HWWI-Chef Straubhaar ist der Tiefpunkt bald erreicht.

Hamburg. Neue Hoffnung nach vielen schlechten Vorhersagen: Deutschland kommt möglicherweise schon in diesem Jahr aus der Wirtschaftskrise heraus. Dies prognostizierte gestern der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann. Nach dem Abgleiten in die Rezession könnte es konjunkturell bereits zum Ende dieses Jahres wieder leicht bergauf gehen.

Für 2009 erwartet der Forscher insgesamt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,1 Prozent. Dies wäre zwar das größte Minus in der Geschichte der Bundesrepublik, doch andere Ökonomen hatten zuletzt einen Rückgang von bis zu vier Prozent vorhergesagt. Einen Vergleich mit dem Ausmaß der Weltwirtschaftskrise von 1929 hält Zimmermann ebenfalls für überzogen. Im Jahr 2010, so seine Prognose, könnte die deutsche Wirtschaft wieder um 1,1 Prozent wachsen.

Auch bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit gibt sich Zimmermann optimistisch. "Anders als in früheren Rezessionen wird sich der Arbeitsmarkt vergleichsweise stabil entwickeln." So dürfte die Zahl der Arbeitslosen im Schnitt um rund 450 000 steigen. Dies seien jedoch deutlich weniger als die 1,5 Millionen Jobs, die zwischen 2006 und 2008 neu entstanden seien. Anstöße für die Konjunktur erwarte der Wissenschaftler auch vom privaten Konsum. Angesichts sinkender Ölpreise verringere sich der Preisanstieg derart, dass den Bürgern mehr Geld zum Ausgeben bleibe.

Der Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, geht sogar davon aus, dass der Tiefpunkt der Krise in der ersten Jahreshälfte liegen und es bereits im zweiten Halbjahr wieder bergauf gehen werde. "Schon 2010 werden wir uns wieder in einem positiven Wachstumsprozess befinden", sagte Straubhaar dem Abendblatt. Deutschlands Mittelstand sei gut aufgestellt und der Arbeitsmarkt weiterhin in gutem Zustand. Die Konjunkturprogramme würden die Wirtschaft weiter ankurbeln. Das HWWI erwartet für 2009 ein Minus von 1,2 Prozent.

Auch die Volkswirte der EU-Kommission sehen Deutschland in guter Verfassung. In einem vertraulichen Vergleich der Euro-Staaten bescheinigen sie der Bundesrepublik, dass ihre Volkswirtschaft im Gegensatz zu Frankreich, Italien und Spanien kaum Probleme in der Wettbewerbsfähigkeit aufweise, zitiert die "Financial Times Deutschland" aus der Studie. Danach ist die Bundesrepublik "im Vergleich zu anderen Euro-Staaten heute wettbewerbsfähiger als in den frühen 90er-Jahren".