Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy lobt die Arbeit von Kanzlerin Angela Merkel in der Wirtschaftskrise.

Paris. Der bestehende Uno-Wirtschafts- und Sozialrat Ecosoc sei nur "mit dem Schreiben von netten Gutachten beschäftigt", habe aber keine prägende Kraft für die Ordnung der Weltwirtschaft, lautete das vernichtende Urteil von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Angesichts der weltweiten Konjunkturkrise sei aber eine stärkere Abstimmung in der Wirtschaftspolitik dringend notwendig. Deshalb hat Merkel die Gründung eines neuen Uno-Wirtschaftsrats mit erweiterten Befugnissen angeregt - ähnlich dem Weltsicherheitsrat.

So wie es eine weltweit gültige Menschenrechtscharta gebe, werde auch eine Charta für nachhaltige Wirtschaft nötig sein, sagte die Kanzlerin gestern auf dem Pariser Kolloquium "Neue Welt, neuer Kapitalismus", zu dem Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und der ehemalige britische Premier Tony Blair eingeladen hatten.

Da die Welt schlecht vorbereitet gewesen sei, müssten die Staaten nun Berge von Schulden anhäufen, um aus der Misere herauszukommen. Dies sei die einzige Möglichkeit, die Krise zu bekämpfen, sagte sie mit Blick auf die milliardenschweren Rettungsprogramme, die in Deutschland und rund um den Globus aufgelegt werden.

Sarkozy zeigte sich von Merkels Auftritt beeindruckt. "Frankreich handelt, Deutschland denkt darüber nach", hatte er ihr noch bei ihrer letzten gemeinsamen Pressekonferenz im November in Sachen Krisenmanagement vorgeworfen. "Angela arbeitet, ich denke darüber nach", sagte er gestern schmunzelnd und in Anspielung auf seine frühere Bemerkung.

"Die Krise des Finanzkapitalismus ist nicht die Krise des Kapitalismus", befand Sarkozy. Er warnte davor, wegen der Krise in einen "Antikapitalismus" zu verfallen. Dies sei "eine Sackgasse". Es gehe darum, "dem Kapitalismus Moral beizubringen" und ihn "umzugestalten". Gelinge dies aber nicht, drohe der Kapitalismus tatsächlich zerstört zu werden.