Gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss aus Karlsruhe wird wegen des Verdachts ermittelt, er besitze kinderpornografische Schriften. Gestern Mittag hatte der Wahlprüfungsausschuss des Bundestages seine Immunität aufgehoben, damit ein gerichtlicher Durchsuchungsbeschluss vollzogen werden konnte.

Berlin/Karlsruhe. Gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss aus Karlsruhe wird wegen des Verdachts ermittelt, er besitze kinderpornografische Schriften. Gestern Mittag hatte der Wahlprüfungsausschuss des Bundestages seine Immunität aufgehoben, damit ein gerichtlicher Durchsuchungsbeschluss vollzogen werden konnte. Kurz darauf standen die Ermittler sowohl in Tauss' Berliner Büro als auch in seinen privaten wie beruflichen Räumen in Karlsruhe.

Anschließend sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Karlsruhe: "Wir sind in Berlin fündig geworden." Es sei "einschlägiges Material" beschlagnahmt worden. Dies bedeute aber nicht, dass Tauss damit überführt sei. Der Politiker habe das Material mit seiner Tätigkeit als Abgeordneter erklärt. Er ist Spezialist für den Bereich Internet. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist offen, ob die Durchsuchungsmaßnahmen auch zur Entlastung des Beschuldigten führen", teilte die Staatsanwaltschaft im Anschluss mit.

Tauss galt bislang als unbescholten. In Baden-Württemberg, wo er Generalsekretär der SPD ist, äußerte sich die Parteispitze entsprechend vorsichtig. Ute Vogt, die Chefin der Südwest-SPD, sagte: "Ich bin über die Vorwürfe sehr betroffen und gehe davon aus, dass sie so schnell wie möglich aufgeklärt werden."

Tauss ist medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und beschäftigt sich mit dem Internet. Er ist zusammen mit anderen Politikern wie Monika Griefahn für den Kampf gegen Kinderpornografie im Netz zuständig. Erst vor Kurzem äußerte er sich kritisch zu dem Vorstoß von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), Internetseiten mit kinderpornografischen Inhalten durch Sperrlisten verbieten zu lassen. Man dürfe sich nicht auf wirkungslose symbolpolitische Forderungen beschränken, hatte er erklärt. Nun ist der Sozialdemokrat selbst ins Visier der Ermittler geraten.

Der Politiker wies die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurück. "Ich bin sicher, wir werden die Vorwürfe klären", sagte der 55-Jährige dem Fernsehsender N24. Es gebe wohl jemanden, der ihn beschuldigt habe, sagte er. Es sei sehr bedauerlich, dass diese Aktion stattfinde. Aus beruflichen Gründen habe er sich mit dem Thema Kinderpornografie beschäftigt. Er denke aber nicht, dass deswegen Vorwürfe gegen ihn gerechtfertigt seien.

Bisher spricht die Staatsanwaltschaft nur von einem Anfangsverdacht. Doch allein der könnte die Karriere des Karlsruhers beenden. Die Ermittlungen begannen laut "Spiegel Online" mit einem Hinweis der Staatsanwaltschaft Bremerhaven. Bei einem Mann, der wegen der Verbreitung von Kinderpornografie beschuldigt werde, seien Handynummern gefunden worden, die Tauss zugeordnet werden konnten.

Außerdem wurde seine Berliner Wohnadresse dabei entdeckt. Insgesamt sollen 23 Kontakte vermerkt sein. In mindestens einem Fall soll Tauss auch eine DVD von dem Bremerhavener erhalten haben.