Der Rücktritt von Michael Glos und die Berufung von Karl-Theodor zu Guttenberg zum neuen Bundeswirtschaftsminister hat gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen. Stimmen zum Glos-Rücktritt.

Berlin. Der Rücktritt von Michael Glos und die Berufung von Karl-Theodor zu Guttenberg zum neuen Bundeswirtschaftsminister hat gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen. SPD-Chef Franz Müntefering sprach von einem Rücktritt in einer "unwürdigen Weise". "Das Spiel, das die Union da gespielt hat, ist für die Politik insgesamt nicht gut." In einer solchen Zeit müsse man dem eigenen Wirtschaftsminister "den Rücken stärken und darf ihm nicht hinterrücks die Stuhlbeine absägen". Er warf Seehofer das "Verhalten eines Zentralkomitees gegenüber dem Bundeskabinett" vor.

Die Christsozialen selbst präsentierten sich gestern zufrieden. So ist die CSU-Landesgruppe im Bundestag nach Ansicht ihres Vorsitzenden Peter Ramsauer gestärkt aus der Entscheidung hervorgegangen. Ramsauer begründete seine Entscheidung, sich nicht für die Nachfolge zur Verfügung gestellt zu haben, damit, dass er einen besseren Wahlkampf machen könne, wenn er als Spitzenkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl in keine Kabinettsdisziplin eingebunden sei.

Die CDU hofft mit dem künftigen Minister auf mehr Profil für die Union. Fraktionsvize Wolfgang Bosbach sagte: "Ich glaube, dass er die größte Chance hat, dem Amt mehr Glaubwürdigkeit zu geben." Zufrieden äußerte sich der JU-Vorsitzende Philipp Mißfelder: "Er ist eine exzellente Wahl. Wir brauchen klare ordnungspolitische Vorstellungen. Genau diese verkörpert Karl-Theodor zu Guttenberg." Doch es gibt auch Skeptiker wie Michael Fuchs vom Wirtschaftsflügel der CDU: "Er ist zwar ein eloquenter junger Mann mit seinen 37 Jahren, aber, mein lieber Freund, das ist schon eine sehr, sehr große Herausforderung, damit ein Ministerium mit rund 1500 Mitarbeitern zu leiten", sagte er der "Leipziger Volkszeitung".

Forsa-Chef Manfred Güllner sieht für die Union hingegen mehr Chancen als Risiken: "Glos war ja einer der gravierenden Schwachpunkte der Großen Koalition", sagte er der "Südwestpresse". Damit ist er auf einer Linie mit Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt: "Ich bin überzeugt, dass Guttenberg für diese Aufgabe bestens geeignet ist und das notwendige politische Gewicht hat, die Anliegen der Wirtschaft durchzusetzen." Für riskant befindet hingegen der scheidende Chef der Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, die Entscheidung. Er sagte der "Berliner Zeitung", Guttenberg trete "ein politisches Himmelfahrtskommando" an. Handwerkspräsident Otto Kentzler wiederum bedauerte Glos' Rücktritt.

Skeptisch äußerten sich in der Opposition vor allem die Liberalen. "Ich glaube nicht, dass der neue Wirtschaftsminister, der sein Amt in Wahrheit nur noch für wenige Monate auf Abruf antritt, die Dinge zum Besseren wenden kann. Den Schaden trägt das Land", meinte der FDP-Chef Guido Westerwelle. Der Fraktionsvize Rainer Brüderle stichelte: "Offenbar genügt es der Union, dass man lesen und schreiben kann, um Wirtschaftsminister zu werden." FDP-Generalsekretär Dirk Niebel kritisierte, gerade das Wirtschaftsministerium müsse wegen der Krise nach Kompetenz und nicht nach dem CSU-internen Regionalproporz besetzt werden.