Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, er sei beim Umweltgesetzbuch bis zuletzt kompromissbereit gewesen, könne aber nicht "kompletten Unsinn" beschließen. Der bayerischen Landesregierung warf er einen "Missbrauch des Föderalismus" vor. Sein Vorhaben jedenfalls ist krachend gescheitert und der zuständige Bundesminister entsprechend frustriert.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ist jetzt 100 Tage im Amt und kann vor Kraft kaum laufen. An ihm und Bayern soll nichts mehr vorbeigehen. Schließlich gilt es für den Freistaat und die CSU verlorenes Terrain aus dem vergangenen chaotischen Jahr zurückzugewinnen. Eine Blockade der Regierungsarbeit nimmt Seehofer in Kauf. Die Große Koalition mag er ohnehin nicht.

Als CDU-Generalsekretär ist Ronald Pofalla für das Aufstellen der Wahlkampfbataillone zuständig - und für die Schwächung der Gegner. Auch wenn diese noch Koalitionspartner sind. So warf Pofalla dem SPD-Umweltminister vor, selbst für das Scheitern des Umweltgesetzes verantwortlich zu sein, weil er den Bayern versprochene Zugeständnisse wieder kassiert habe.

Als Bundeskanzlerin ist Angela Merkel für effektive Regierungsarbeit zuständig, als CDU-Vorsitzende für das Wohl ihrer Partei. In beiden Aufgaben sieht sie sich derzeit scharfer Kritik ausgesetzt - auch aus den eigenen Reihen. Nun muss sie die Große Koalition bis zum Wahltag führen und gleichzeitig der CDU eine gute Ausgangsposition verschaffen.

"Ich komme nicht umhin festzustellen, dass es da rüttelt und ruckelt", sagte Vizekanzler und SPD-Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier mit Blick auf das Klima in der Koalition. Das geplante Umweltgesetzbuch sei "entgegen allen Koalitionsvereinbarungen" nun doch verhindert worden. Steinmeier warf der CSU vor, an dieser Stelle "jetzt bereits den Wahlkampf" zu eröffnen.

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat die Union scharf angegriffen und die Kanzlerin zu einer klaren Position aufgefordert. Die CSU gehe "ohne Rücksicht auf Verluste" vor. Die Christsozialen seien offenbar nicht mehr bereit, konstruktiv in der Großen Koalition mitzuarbeiten. Die schlechten Umfragewerte vor Augen sucht der SPD-Chef nach mehr Profil für seine Partei.

Jürgen Rüttgers , Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen und Chef des größten CDU-Landesverbands liegt in Lauerstellung. Viele in der Partei wollen ihn in einer wichtigeren Rolle als bisher neben Angela Merkel sehen. Der sozialpolitisch profilierte Rüttgers könnte der Profiteur der Koalitionsquerelen und des zögerlichen Handelns der Kanzlerin sein.