So eine Audienz beim Papst ist für Politiker immer eine heikle Angelegenheit. Ein gewisses Ausmaß an Heuchelei, Täuschungen und Lügen gehört einfach...

So eine Audienz beim Papst ist für Politiker immer eine heikle Angelegenheit. Ein gewisses Ausmaß an Heuchelei, Täuschungen und Lügen gehört einfach zur politischen Grundausstattung. Aber das sind dummerweise alles schwere Sünden, für deren Vergebung bekanntlich Gott im Himmel und unter Katholiken der irdische Stellvertreter des Chefs zuständig ist: der Pontifex. Wie es sich so fügte, ist der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer im Vatikan gestern von Papst Benedikt XVI. empfangen worden. Und da hätte man, Beichtgeheimnis hin oder her, doch gern gewusst, ob Seehofer seine Verfehlungen eingestanden hat.

Seehofer sagt das natürlich nicht. Jedenfalls nicht so deutlich. Allerdings ließe sich unter den Punkt Ethik, über den er mit dem Papst gesprochen haben will, notfalls auch Seehofers Ehebruch subsumieren. Der Mann hat sozusagen von dem verbotenen Apfel genascht. Vielleicht haben aber auch beide Seiten diese Episode schweigend übergangen. Man war ja unter Bayern. Gott selbst hat übrigens Verständnis für arme Sünder. Als er die Sünde auf Erden sah, wollte er doch auch einmal die Guten belohnen und hat ein Überraschungspaket geschickt.

Was drin war?

Aha, also haben Sie auch keins bekommen!

Einer wie Seehofer dürfte mit 59 Jahren vor allem jene Sünden bereuen, die er nicht begangen hat. Unter Sünde ist in diesem Fall alles zu verstehen, was andere genießen und man selbst nicht. Und schließlich hat der Papst schon Sünder von ganz anderem Kaliber empfangen. Etwa Altkanzler Gerhard Schröder (Spitzname "Acker") und Ex-Außenminister Joschka Fischer (Spitzname "Gottvater"). Beide waren ganze zehnmal verheiratet - zusammen, nicht miteinander. Benedikt XVI., aber das nur am Rande, gilt als großer Fan von Joschka Fischer: Der ist der Erste seit dem biblischen David, der als Steinewerfer Karriere gemacht hat.

Zurück zu Seehofer. Vergeben hat ihm außer der CSU auch die eigene Ehefrau. Damit kann Seehofer nun seine Sünden getrost vergessen. In einer Ehe müssen sich nicht zwei das Gleiche merken. Doch, die Seehofers haben sich wieder zusammengerauft. Die beiden, so verlautete aus München, nehmen sich heute zweimal in der Woche Zeit, gut essen zu gehen, die Oper zu besuchen, Spaß zu haben. Sie dienstags, er freitags.