Von Gysi bis Gauweiler - 250 Gäste beim Festakt für Lafontaine.

Saarbrücken. Carl Maurice, mit sechs Jahren der jüngste Spross im Hause Lafontaine, hatte ganz offensichtlich Spaß an den aufgebauten Fernsehkameras und dem Blitzlichtgewitter der Fotografen. "Daheim ist Carl Maurice der Chef, und meine Frau ist auch nicht so ohne", bekannte Vater Oskar Lafontaine, der Jubilar des Tages. Zu seinem 60. Geburtstag hatten die Genossen von der Saar-SPD zum Empfang ins historische Saarbrücker Rathaus rund 250 Gäste geladen - darunter die grüne Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer, den früheren PDS-Chef Gregor Gysi und den CSU-Politiker Peter Gauweiler. Typisch saarländisch meinte Lafontaine mit viel Ironie: Ein Saarländer, der daheim nichts "zu schwätzen" habe, reiße draußen "ess Maul uff". Und er kündigte an, er wolle sich in der Politik zukünftig wieder öfter zu Wort melden. "Ich fühle mich fit und wie ein alter Schlachtengaul. Wenn ich die Trompete höre, fange ich an, unruhig zu werden." In welcher Rolle er sich einmischen will, dazu bekamen die Gäste allerdings nichts Genaueres zu hören. Alle Versuche, Zwietracht zwischen ihm und dem SPD-Landesvorsitzenden Heiko Maas zu säen, seien zum Scheitern verurteilt, warnte Lafontaine. Um sodann ein Loblied auf seine "politische Familie", die SPD an der Saar, zu singen. Die "einfachen Mitglieder" hätten ihn in schwierigen Zeiten immer wieder stabilisiert und wohl auch motiviert. Einen Seitenhieb auf den SPD-Bundesvorstand verkniff er sich dabei nicht: Dessen Mitglieder - von Maas abgesehen - seien wohl aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gekommen. Heiko Maas plädierte in seiner Glückwunschadresse an Lafontaine für eine Aussöhnung und "Normalisierung des Verhältnisses" zwischen der SPD und ihrem Ex-Bundesvorsitzenden, nachdem dieser 1999 alle Ämter hingeworfen hatte. Maas sagte, er wünsche und erwarte, dass sich "in naher Zukunft" hier etwas bewege. Er selbst wolle dazu gerne seinen Beitrag leisten. Für die Sozialdemokraten an der Saar sei es ob der Verdienste Lafontaines ("ohne ihn hätte die SPD 1998 nicht die Bundestagswahl gewonnen") kein Pflichtprogramm, den Empfang zum 60. Geburtstag auszurichten. Es sei vielmehr eine Frage des Anstandes und des Umgangs miteinander. Die SPD Saar rede nicht nur von Solidarität, sie praktiziere sie auch. Andere könnten sich da eine gehörige Scheibe abschneiden.