Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat sich nach dem überraschend deutlichen rot-grünen Sieg bei der Landtagswahl mit Tränen in den Augen bei ihren Wählern bedankt.

Die Wahllokale sind geschlossen: Die ersten Hochrechnungen stehen. Es reicht für Rot-Grün. Die CDU stürzt ab. Die Piraten ziehen erstmals in den NRW-Landtag ein. Bundesumweltminister Norbert Röttgen ist nach der Niederlage bei der Landtagswahl am Sonntag als Vorsitzender der NRW-CDU zurückgetreten.

Der Live-Ticker zur NRW-Wahl:

19.38 Uhr: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat das Ergebnis für die Christdemokraten bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen als „bitter“ bezeichnet. Haseloff sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur dapd auf einem Flug in die USA, die Landes-CDU müsse sich nun neu aufbauen und durchstarten. Haseloff gab aber zu bedenken, dass es eine Landeswahl gewesen sei und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) im Wahlkampf bewusst auf Landesthemen gesetzt habe. Bundespolitisch seien die Ergebnisse in der Sonntagsfrage gegenläufig ausgefallen, sagte Haseloff. Daher sehe er keine bundespolitische Relevanz der NRW-Wahl.

19.31 Uhr: Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich am Sonntag erfreut über das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen gezeigt. Die dortige rot-grüne Koalition könne nun für die nächsten fünf Jahre aus eigener Kraft und mit solider Mehrheit fortgesetzt werden, sagte Kretschmann laut einer Mitteilung in Stuttgart.

19.28 Uhr: FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle sieht seine Partei nach dem NRW-Wahlerfolg in der Berliner Koalition mit der CDU gestärkt. Wie in Schleswig-Holstein habe sich auch in NRW der eher grün-rote Kurs der CDU nicht ausgezahlt. „Schwarz-Gelb regiert erfolgreich in Berlin. Da wollen die Menschen offensichtlich keine sozialdemokratisierte CDU mit grünem Anstrich“, sagte Brüderle am Sonntag in Berlin. Ein klares Programm und ein guter Stil zahlten sich aus. Die FDP werde ihren Kurs der Geschlossenheit und der klaren Kante auch im Bund fortsetzen.

19.20 Uhr: Der Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen Piraten, Joachim Paul, hat eine konstruktive Opposition angekündigt. „Unsere Aufgabe wird darin bestehen, die Regierungsarbeit konstruktiv und notfalls auch kritisch zu begleiten, und in dem Sinne werden wir liefern“, sagte Paul am Sonntagabend in Düsseldorf. „Die Wählerinnen und Wähler haben sich entschieden, einen Schuss Chili in den Landtag zu wählen. Der werden wir sein.“ Nach ersten Hochrechnungen schaffen die Piraten mit rund acht Prozent den Sprung in den nordrhein-westfälischen Landtag.

19.02 Uhr: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident und SPD-Landeschef Erwin Sellering wertete den Wahlsieg seiner Amts- und Parteikollegin Hannelore Kraft als großartigen Erfolg, der die SPD insgesamt für 2013 hoffnungsvoll stimme. „Die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ist eindrucksvoll im Amt bestätigt worden. Hannelore Kraft hat mit ihrer großen Popularität entscheidend dazu beigetragen. Und es macht Hoffnung, dass es eineinhalb Jahre vor der Bundestagswahl im größten Bundesland eine klare rot-grüne Mehrheit gibt“, erklärte der aus Nordrhein-Westfalen stammenden Sellering am Sonntag in Schwerin.

18.57 Uhr: Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat das Wahlergebnis der Liberalen in NRW als „riesigen Erfolg“ gewertet. Es sei eine Ermutigung für die gesamte Partei, sagte der frühere FDP-Chef am Sonntagabend. In NRW habe die FDP mit Spitzenkandidat Christian Lindner Charakterstärke gezeigt und sei ein hohes Risiko gegangen, als sie zu ihren Überzeugungen gestanden habe und die Schuldenpolitik nicht mitgetragen habe. Das Ergebnis zeige, dass die FDP bei den Wahlen 2013 gute Chancen habe, „wenn wir geschlossen sind und wenn wir zu unseren Überzeugungen stehen“

18.56 Uhr: Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sieht in der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eine „denkbare Kanzlerkandidatin“ der SPD. Allerdings habe Kraft dies ausgeschlossen und erklärt, in NRW zu bleiben, sagte Gabriel am Sonntagabend in der ARD. Bei einem solch überzeugenden Ergebnis im bevölkerungsreichsten Bundesland gehöre ein Ministerpräsident natürlich zum Kreis möglicher Kanzlerkandidaten. Als Erfolgsgeheimnis von Kraft bezeichnete Gabriel, dass sie eine klassische sozialdemokratische Politik verfochten habe.

18.51 Uhr: Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler sieht seine Partei nach dem Wahlerfolg in Nordrhein-Westfalen wieder im Aufwind. Rösler sprach am Sonntagabend in Berlin von einem „großartigen Abend“ für die FDP in NRW und auch bundesweit. „Die Menschen hören uns wieder zu, sie vertrauen uns“, zeigte sich Rösler überzeugt. Die Liberalen seien dem NRW-Spitzenkandidaten Christian Lindner dankbar. Lindner habe in schwierigster Lage für die Partei Verantwortung übernommen.

18.49 Uhr: Trotz der verheerenden Wahlniederlage der CDU in Nordrhein-Westfalen erwartet CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, dass Spitzenkandidat Norbert Röttgen Bundesumweltminister bleibt. „Ich bin ganz sicher, Norbert Röttgen wird die wichtige Arbeit als Bundesumweltminister mit ganzem Einsatz fortsetzen“, sagte Gröhe am Sonntagabend in Berlin.

18.45 Uhr: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sieht in ihrem Sieg bei der Landtagswahl ein politisches Zeichen auch für den Bund. „Die SPD bundesweit freut sich mit uns“, sagte die SPD-Landesvorsitzende am Sonntagabend bei der Wahlparty der NRW-SPD in Düsseldorf. „Das ist ein klares Signal nach Berlin.“ Kraft, die mit ihrem Ehemann Udo und Sohn Jan zur Wahlparty kam, sagte: „Wir haben unsere Wahlziele alle erreicht mit einer starken SPD, und es geht mit Rot-Grün weiter in Nordrhein-Westfalen.“

18.41 Uhr: FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner hat sich erfreut über den Wahlausgang geäußert. „Das ist ein großes Ergebnis für die FDP in NRW“, sagte Lindner. „Wir haben der rot-grünen Schuldenpolitik nicht zugestimmt. Unsere Fraktion hat sich dem Verschuldugngskurs verweigert und eine Neuwahl in Kauf genommen.“ Lindner hob hervor: „Prinzipienfestigkeit in der Politik ist Ausdruck von Tugend und Charakter.“ Prognosen sehen die FDP bei 8,5 Prozent.

18.37 Uhr: Grünen-Chefin Claudia Roth sieht im Wahlsieg von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen eine schallende Ohrfeige für die CDU-Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Wir kämpfen für eine rot-grüne Mehrheit auch im Bund, und heute ist definitiv der Anfang vom Ende von Schwarz-Gelb“, sagte Roth am Sonntag in Berlin. Die Grünen hätten ihr Wahlziel einer stabilen Mehrheit mit der SPD in NRW erreicht. „Wenn in Nordrhein-Westfalen Rot-Grün möglich ist, dann ist das auch möglich im Bund“, sagte Roth.

18.32 Uhr: Linke-Vize Sahra Wagenknecht hat das Abschneiden ihrer Partei bei der Landtagswahl in NRW als „herbe Niederlage“ bezeichnet. Aber alle, die jetzt das Totenglöckchen für die Linke läuteten, „haben sich zu früh gefreut“, sagte sie am Sonntagabend in der ARD. Es handele sich nicht um den Anfang vom Ende der Partei.

18.28 Uhr: FDP-Generalsekretär Patrick Döring hat das Ergebnis der Liberalen in Nordrhein-Westfalen als großen Erfolg gewertet. „Die FDP konnte sich als bürgerliche Kraft in NRW profilieren“, sagte er am Sonntagabend. „(Spitzenkandidat) Christian Lindner hat neues Vertrauen erarbeitet gerade bei den enttäuschten Wählern von Norbert Röttgen und der Union.“ Nun arbeite die FDP gemeinsam daran, dass sich die Erfolge von Kiel und Düsseldorf übertragen ließen auf die Wahlen im kommenden Jahr.

Alles zur NRW-Wahl: Das sind die Spitzenkandidaten:
+++ Hannelore Kraft – Kind aus dem Revier mit Bodenhaftung +++
+++ Norbert Röttgen – Eher Klassenprimus als Kumpel +++
+++ Sylvia Löhrmann – Ministerin mit Spaß an schwierigen Aufgaben +++
+++ Christian Lindner – Schon mit 33 Jahren Star der Liberalen +++
+++ Joachim Paul – Freundlicher Oberpirat aus Neuss +++

18.24 Uhr: Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sieht im Wahlsieg von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen auch Konsequenzen für den Bund. „Das ist kräftiger Rückenwind für uns“, sagte Özdemir. Die CDU habe „erdrutschartig verloren“. Da die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel auch Wahlkampf in NRW gemacht habe, solle sie überlegen, welche Konsequenzen das Ergebnis für sie habe. Die umstrittene Solarförderung und das Betreuungsgeld seien abgewählt

18.20 Uhr: Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat sich erfreut über den Wiedereinzug seiner Partei in den nordrhein-westfälischen Landtag gezeigt. „Das ist ein großer Erfolg von Christian Lindner für die gesamte FDP“, sagte Bahr am Sonntag mit Blick auf den liberalen Spitzenkandidaten. Das gute Abschneiden in NRW zeige, dass die FDP wieder neues Vertrauen und neue Chancen bekomme. Dies stabilisiere die Partei insgesamt. Nun gelte es, dass die Liberalen sich nicht mit sich selbst beschäftigten, sondern an Sachthemen wie Finanzen und Bildung arbeiteten

18.19 Uhr: Die CDU im Bund ist bitter enttäuscht von der historischen Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Der Parlamentarische Geschäftsführer im Bundestag, Peter Altmaier, sprach am Sonntagabend von einem „ganz schweren Tag“ für CDU in NRW, aber auch für die Partei insgesamt. Der Wahlkampf sei nicht gut gelaufen. „Dieses Ergebnis übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen“, sagte Altmaier.

18.17 Uhr: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles hat den Wahlsieg von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen als großen Erfolg gewertet. Er gebe der SPD auch in Berlin Rückenwind. „Es ist eine Bestätigung für Rot-Grün und ein großartiger Erfolg von Hannelore Kraft und der SPD in Nordrhein-Westfalen“, sagte sie am Sonntag nach den ersten Prognosen. „Es ist eine krachende Niederlage für Angela Merkel und die CDU. Und es wird bei denen richtig Wellen machen, da bin ich überzeugt“, fügte Nahles hinzu. Auf die Frage nach einer möglichen Kanzlerkandidatur von Kraft sagte die Generalsekretärin, Spekulationen seien jetzt nicht sinnvoll. Kraft sei als Ministerpräsidentin gewählt worden.

18.12 Uhr: Bundesumweltminister Norbert Röttgen ist nach der Niederlage bei der Landtagswahl am Sonntag als Vorsitzender der NRW-CDU zurückgetreten. Die Niederlage sei eindeutig, umfassend und klar sagte Röttgen am Abend in Düsseldorf an. Er habe die uneingeschränkte Verantwortung, daher gebe er die Führung des Landesverbandes ab. Die CDU hat das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl in dem bevölkerungsreichtsne Bundesland eingefahren.

18.01 Uhr: Erste Hochrechnungen der ARD: CDU: 26 %, SPD: 39%, Grüne: 12%, FDP 8,5%, Linke: 2,5%, Piraten 7,5%, Sonstige 4,5%

18.00 Uhr: Die Wahllokale haben geschlossen.

17.30 Uhr: In einer halben Stunde schließen in NRW die Wahllokale. Nach ersten Umfragen ist die Wahlbeteiligung sehr gering.

15.15 Uhr: Zusammen mit seiner Frau hat der Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen CDU, Norbert Röttgen, am Sonntagmittag in einem Wahllokal in Königswinter seine Stimme abgegeben. Das Ehepaar kam zu Fuß. „Jetzt entscheiden die Bürger“, sagte Röttgen.

12.57 Uhr: Unter großem Medienandrang hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Sonntagmittag in ihrem Wahlkreis in Mülheim/Ruhr ihre Stimme abgegeben.

Wahl-Triumph für Rot-Grün

Triumph für Rot-Grün, historisches Fiasko für die CDU – und ein herbes Warnsignal für die Kanzlerin: Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen haben sich Sozialdemokraten und Grüne die bisher fehlende Mehrheit eindeutig gesichert. SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kann nach Hochrechnungen nun auf stabiler Basis weiterregieren. Die CDU von Norbert Röttgen stürzt dagegen auf ihr Rekordtief an Rhein und Ruhr, der Spitzenkandidat tritt als Landesvorsitzender zurück. Die im Bund schwer angeschlagene FDP kehrt noch deutlicher als vor einer Woche in Schleswig-Holstein in die Erfolgsspur zurück. Die Piraten ziehen zum vierten Mal in Folge in ein Landesparlament ein, die Linke ist raus.

Die Abstimmung im bevölkerungsreichsten Bundesland mit 13,2 Millionen Wahlberechtigten ist dieses Jahr das wichtigste Signal vor der Bundestagswahl im Herbst 2013. Der Aufwind für die rot-grüne Opposition bei der „kleinen Bundestagswahl“ dürfte es Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrer schwarz-gelben Koalition noch schwerer machen – auch wenn sich im Bundesrat praktisch nichts ändert.

Kraft sagte am Sonntag schon bei ihrer Stimmabgabe: „Wenn es für uns gut ausgeht, für Rot-Grün, dann wäre das ein wichtiges Signal auch in Richtung Bundestagswahl.“ In Schleswig-Holstein hatte es für SPD und Grünen zusammen noch nicht ganz gereicht, dort läuft es auf ein Dreierbündnis mit dem Südschleswigschen Wählerverband SSW hinaus.

Nach den ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF vom Sonntagabend (18.15) nähert sich die SPD in NRW mit 38,2 bis 38,8 Prozent wieder der 40-Prozent-Marke. Die CDU fällt mit 25,7 bis 25,8 Prozent noch einmal deutlich unter ihr damals schon schwächstes Landesergebnis von 2010. Die Grünen von Vize-Regierungschefin Sylvia Löhrmann schneiden mit 12,1 bis 12,2 Prozent ähnlich ab wie beim letzten Mal.

Der FDP gelingt ein ähnlicher Coup wie eine Woche zuvor in Kiel: Die vor kurzem noch abgeschriebene Partei erringt mit 8,5 bis 8,6 Prozent ihr zweites Erfolgserlebnis seit mehr als einem Jahr. Ähnlich geht es der noch jungen Piratenpartei, die mit 7,6 bis 7,8 Prozent locker in den Landtag einzieht. Die Linke dagegen setzt ihren Abwärtstrend fort und fliegt mit 2,6 bis 2,9 Prozent nach nur zwei Jahren schon wieder aus dem Parlament.

Daraus ergibt sich nach der ZDF-Hochrechnung folgende Mandatsverteilung (noch ohne Überhangmandate): SPD 75, CDU 50, Grüne 24, FDP 17 und Piraten 15 Sitze. Rot-Grün hätte damit eine Mehrheit von 99 Mandaten gegen die 82 Sitze der Opposition. Die Wahlbeteiligung liegt wohl in der Nähe des niedrigen Werts von 2010 (59,3 Prozent).

Nach der Wahl 2010 hatte Rot-Grün eine Stimme zur Mehrheit von 91 Mandaten gefehlt – Kraft bildete daraufhin im einstigen SPD-Stammland eine Minderheitsregierung. Im März scheiterte aber ihr Etat 2012 im Parlament. Darauf löste sich der Landtag erstmals in der Geschichte Nordrhein-Westfalens auf, weshalb schon jetzt gewählt werden musste.

Der Wahlkampf war stark fokussiert auf die Spitzenkandidaten Kraft und Röttgen. Während die SPD-Frau sich als engagierte Landesmutter präsentierte, versuchte der Kopfmensch Röttgen mit Themen wie Verschuldung und Schulpolitik zu punkten.

Doch wie schon unter Jürgen Rüttgers 2010 lief der CDU der Wahlkampf aus dem Ruder. Wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale sagte Röttgen, dies sei „zu allererst meine persönliche Niederlage“. Er trete als Landesvorsitzender zurück. Röttgen hatte im Wahlkampf bis zuletzt offen gelassen, ob er auch bei einer Niederlage nach Düsseldorf kommt und Oppositionsführer wird. Zudem hatte er die NRW-Wahl zur Abstimmung über die Europapolitik von Kanzlerin Merkel erklärt – und sich dann revidiert. Röttgens Popularitätswerte lagen klar unter denen Krafts (ZDF: 29 zu 59 Prozent). Ihr Erfolg könnte in der SPD die Diskussion über die Kanzlerkandidatur nun neu entfachen - auch wenn Kraft stets betont, ihr Platz sei in NRW.

Die kriselnde FDP hat den Erfolg vor allem ihrem erst 33-jährigen Spitzenkandidaten Christian Lindner zu verdanken. Er riss das Ruder in einem ganz auf ihn zugeschnittenen Ein-Mann-Wahlkampf herum und machte Röttgen klassische CDU-Themen wie den Erhalt des Gymnasiums streitig. Sein Erfolg verschafft dem angeschlagenen Bundesparteichef Philipp Rösler eine Verschnaufpause. Allerdings zählt Lindner – der im Dezember als Generalsekretär hingeworfen hatte – ebenso wie der Kieler Wahlsieger Wolfgang Kubicki zu Röslers Kontrahenten. Lindner wird zudem seit längerem als Anwärter auf den Vorsitz gehandelt.

Der erneute Misserfolg der Linken dürfte den seit längerem anhaltenden Machtkampf in der Partei noch verschärfen. Im Juni steht die Wahl der Parteispitze an – unklar ist, ob der frühere Linken-Chef Oskar Lafontaine als Retter in der Not antritt.

Um die mindestens 181 Sitze im Düsseldorfer Landtag hatten sich 1085 Kandidaten beworben. 17 Parteien traten mit Landeslisten an. Bei der Wahl 2010 war die CDU trotz schwerer Verluste mit 34,6 Prozent knapp stärkste Partei geworden, gefolgt von der SPD mit 34,5 Prozent. Die Grünen kamen auf 12,1 Prozent, die FDP erhielt 6,7 Prozent. Die Linke schaffte mit 5,6 Prozent erstmals den Sprung in den NRW-Landtag. Die Piraten dümpelten damals noch bei 1,6 Prozent.

(Mit Material von dpa, dapd, Reuters)