Es sei gut, dass der Palästinenserpräsident den Angriff auf das Gotteshaus in West-Jerusalem verurteilt habe. Israelische Sicherheitskräfte zerstören erstes Haus eines palästinensischen Attentäters. Juden kehren in die Synagoge zurück.

Jerusalem/Berlin/Vatikanstadt. Nach dem blutigen Attentat zweier Palästinenser in einer Synagoge in einem ultraorthodoxen Viertel Har Nof im Westen Jerusalems mit fünf Todesopfern droht eine dritte Intifada.

Am Mittwoch begannen die israelischen Sicherheitskräfte damit, Häuser palästinensischer Attentäter niederzureißen. Am frühen Morgen zerstörten sie in Ostjerusalem das Haus eines Palästinensers, der im Oktober bei einem Angriff auf eine Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem zwei Pendler getötet hatte. Zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt, harte Maßnahmen nach der neuen Welle der Gewalt ergreifen zu wollen.

Bei den Anschlägen in den vergangenen Wochen waren elf Israelis getötet worden - neun in Jerusalem und je einer in Tel Aviv und im Westjordanland. Am Dienstag töteten zwei palästinensische Cousins in der Synagoge fünf Menschen. Sie töteten vier Gelehrte mit doppelter Staatsbürgerschaft, die gebürtig aus den USA und Großbritannien stammten. Danach wurden sie von Polizisten erschossen. Ein Polizist erlag Stunden nach der Attacke seinen Verletzungen. Weitere fünf Menschen wurden verletzt.

Abendblatt.de hält Sie über die Entwicklungen im Nahost-Konflöikt auf dem Laufenden:

+++Israel wirft spanischem Parlament Förderung von Extremismus vor +++

14.46 Uhr: Israel rügt den Aufruf des spanischen Parlaments zu einer Anerkennung Palästinas. Der Vorstoß verringere nur die Chancen für eine friedliche Lösung in Nahost, erklärte das Außenministerium in Jerusalem. „Er ermutigt die Palästinenser dazu, extreme Positionen einzunehmen“, hieß es. „Es wäre besser gewesen, wenn das spanische Parlament das schreckliche Massaker in einer Jerusalemer Synagoge verurteilt hätte, dass aufgehetzte Palästinenser verübt haben.“ Zwei Palästinenser hatten am Dienstag in Jerusalem fünf Menschen getötet, bevor sie selbst erschossen wurden.

+++ Katholische Bischöfe entsetzt über Gewalt +++

13.51 Uhr: Mit „Entsetzen und tiefer Trauer“ reagieren die katholischen deutschen Bischöfe auf den Anschlag. „Unser Mitgefühl ist bei den Opfern“, sagte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Bischofskonferenz, Bischof Heinrich Mussinghoff, am Mittwoch in Bonn. „Wir trauern mit den Angehörigen der Toten und wünschen den Verletzten rasche und vollständige Genesung.“

Der Anschlag auf die Synagoge stelle eine neue Qualität der Gewalt im Nahen Osten dar, so der Aachener Bischof weiter. Es sei ein Akt besonderer Grausamkeit, wehrlose Menschen im Gebet zu überfallen und zu ermorden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Gotteshäuser – seien es Kirchen, Moscheen oder Synagogen – zu Stätten brutaler Gewalt werden.“ Gotteshäuser seien Orte des Gebetes und Schutzraum für Menschen. Wer sie schände und betende Menschen angreife, „versündigt sich auch gegen Gott“, so Mussinghoff. Dafür könne es keine Rechtfertigung geben.

+++ Berlin verurteilt Anschlag „mit großem Nachdruck“ +++

13.40 Uhr: Die Bundesregierung hat den Anschlag mit „großem Nachdruck“ verurteilt. Eine solche Tat an einem Ort des Gebets sei eine weitere Grenzüberschreitung in einer Region, in der auf beiden Seiten viel Leid passiert sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Der Anschlag sei ein Grund zu äußerster Sorge.

Zugleich forderte die Regierung beide Seiten „zu äußerster Zurückhaltung und Mäßigung in einer aufgeladenen Situation auf“. Sie begrüßte es, dass der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Angriff verurteilt habe.

+++ Israels Botschafter: Status des Tempelbergs bleibt +++

12.33 Uhr: Israel wird den Status des Tempelbergs in Jerusalem nach Angaben des israelischen Botschafters in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, nicht verändern. Der Streit darüber sei die Ursache für die jüngsten Gewaltausbrüche gewesen, sagte Hadas-Handelsman im ARD-Morgenmagazin. Nun müssten Hass und Hetze gestoppt werden. „Meiner Meinung nach ist die große Mehrheit auf beiden Seiten an Frieden interessiert.“ Der Tempelberg ist mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom ein Ort des Gebets für Muslime. Er steht unter muslimischer Verwaltung. Hier stand einst der von den Römern zerstörte jüdische Tempel. Juden dürfen den Tempelberg besuchen; ihr Gebetsort ist die Klagemauer, die stehe gebliebene Westmauer des Tempels.

+++ Auswärtiges Amt verschärft Reisehinweise +++

11.28 Uhr: Das Auswärtige Amt hat nach dem Anschlag auf eine Synagoge im Jerusalem seine Reisehinweise für Israel verschärft. Alle deutschen Bürger, die sich in Israel und den palästinensischen Gebieten aufhalten, sollten sich auf der Homepage des Amtes registrieren. Das gilt auch für Touristen, die nur kurz in der Region sind. Im Krisenfall wird mit ihnen Kontakt aufgenommen. Bereits seit Ende Oktober wird geraten, in Jerusalem vorsorglich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verzichten. Größere Menschenansammlungen in der Stadt und im Gaza-Streifen sind möglichst zu meiden. Es sei mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zu rechnen. Checkpoints und die Altstadt Jerusalems gelten derzeit als unsicher, an Feiertagen wird der Tempelberg am besten nicht besucht. Daneben rät das Auswärtige Amt von Fahrten entlang der israelisch-ägyptischen Grenze und von Aufenthalten im Grenzgebiet zu Syrien und Libanon ab. Reisende sollte sich vor Ort über die Lage von Schutzräumen und das Verhalten bei Raketenangriffen informieren.

+++ Papst appelliert an Konfliktparteien +++

11.17 Uhr: Am Tag nach dem blutigen Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem hat Papst Franziskus die Gewalt im Heiligen Land verurteilt und zum Frieden gemahnt. Die Lage sei geprägt von nicht hinnehmbaren Gewalttaten, die nicht einmal vor religiösen Kultstätten haltmachten, sagte Franziskus am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. Allen Opfern dieser Anschläge und deren Folgen sicherte er sein Gebet zu.

„Aus tiefem Herzen appelliere ich an die Konfliktparteien, der Spirale des Hasses und der Gewalt ein Ende zu setzen und mutige Entscheidungen für Versöhnung und Frieden zu treffen“, so der Papst. Es sei schwer, den Frieden zu bauen; „aber ohne Frieden zu leben, ist eine Qual“.

+++ Juden kehren in Synagoge zurück +++

10.50 Uhr: Einen Tag nach dem verheerenden Angriff auf eine Synagoge in Jerusalem sind jüdische Gläubige in das Gotteshaus zurückgekehrt. Sie suchten am Mittwoch Trost in einem Gebet. Am Dienstag hatten zwei palästinensische Cousins in der Synagoge im ultraorthodoxen Viertel Har Nof fünf Menschen getötet. Am frühen Mittwochmorgen zerstörten israelische Sicherheitskräfte das Haus eines Palästinensers, der im Oktober bei einem Angriff auf eine Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem zwei Pendler getötet hatte.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach der Attacke auf die Synagoge eine harte Reaktion angekündigt. Schon seit Wochen kommt es immer wieder zu Gewalt. Mehrfach fuhren Palästinenser in israelische Menschenansammlungen oder griffen Passanten mit Messern an.

+++ Israelischer Minister fordert Militäreinsatz +++

10.42 Uhr: Israels Wirtschaftsminister Naftali Bennett hat nach dem Anschlag einen Militäreinsatz im arabischen Ostteil Jerusalems gefordert. Ziel sei es, dort die „Terror-Infrastruktur zu zerstören“, sagte Bennett dem israelischen Armeesender. Der Vorsitzende der ultrarechten Partei Das Jüdische Haus sprach sich für einen Einsatz wie 2002 gegen militante Palästinenser im Westjordanland aus. „Wir müssen aus der Defensive in den Angriff übergehen, so wie wir es bei der Operation Schutzschild getan haben“, sagte Bennett.