Angesichts der Entwicklung im Osten der Ukraine wachsen auch in Berlin die Sorgen. Merkel telefoniert viel, auch wieder mit Putin. Er soll jetzt klarmachen, dass er zu den Genf-Vereinbarungen steht. Die Ereignisse im Liveticker.

Slawjansk. Eine Woche nach Abschluss der Genfer Vereinbarung zur Lösung der Ukraine-Krise eskaliert die Lage in dem osteuropäischen Land. Die USA und Russland werfen sich gegenseitig vor, die Übereinkunft zu brechen.

+++Die Entwicklungen im Liveticker+++

21.37 Uhr: Das Auswärtige Amt hat nach der Geiselnahme von vier Deutschen in der Ukraine einen Krisenstab eingerichtet. Eine Sprecherin sagte in Berlin: „Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um die Umstände aufzuklären, denen die OSZE-Beobachter in der Oblast (Verwaltungsbezirk) Donezk heute ausgesetzt waren, und um eine Fortsetzung ihrer Mission zu gewährleisten.“

21.16 Uhr: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich besorgt über Berichte geäußert, wonach ein Team von OSZE-Beobachtern in der Ostukraine von prorussischen Separatisten festgesetzt wurde. Es zeichne sich ab, dass auch vier Deutsche – drei Bundeswehrangehörige und ein Dolmetscher – entführt wurden, sagte sie. Noch sei die Lage aber unklar. Die Bundeswehr habe bereits Kontakt mit den Familien der vier Deutschen aufgenommen. „Wichtig ist, dass wir jetzt alle diplomatischen Kanäle nutzen, dass dieses Team unverzüglich und unversehrt freikommt“, sagte sie. Zurzeit bemühe sich die Regierung auch darum herauszufinden, was die Separatisten konkret forderten.

19.00 Uhr: Der russische Außenminister Sergej Lawrow fordert in einem Gespräch mit seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier ein Ende der Gewalt in der Ukraine. Vor allem müsse der Einsatz der Armee und bewaffneter Nationalisten im Südosten des Landes gestoppt werden, erklärt Lawrow dem Ministerium in Moskau zufolge.

18.35 Uhr: Ein Sprecher der Separatisten in Slawjansk erklärt, die festgesetzten OSZE-Beobachter hätten offenbar einen „Spion“ der Regierung in Kiew unter sich.

18.19 Uhr: Unter den OSZE-Beobachtern, die prorussische Separatisten in Slawjansk in ihre Gewalt gebracht haben sollen, befinden sich offenbar auch vier Deutsche. Der ukrainischen Regierung zufolge nahmen die Separatisten insgesamt sieben OSZE-Vertreter sowie fünf ukrainischen Militärs und den Fahrer des Busses als Geisel und führten sie unter Zwang zum örtlichen Gebäude des Geheimdienstes.

In dem Bus hätten sich Patronen und Sprengsätze befunden. Die Gruppe werde derzeit im Gebäude des Geheimdienstes befragt, das von Gegnern der Zentralregierung in Kiew besetzt sei. Slawjansk wird insgesamt von bewaffneten prorussischen Kräften kontrolliert. Die Stadt ist von regierungstreuen ukrainischen Einheiten umstellt. Der Kontakt mit der Gruppe war am Mittag abgebrochen.

Der festgesetzten Gruppe gehören der Staatsagentur Itar-Tass zufolge drei deutsche Soldaten und ein deutscher Dolmetscher sowie je ein Militärbeobachter aus Dänemark, Polen, Schweden und Tschechien an. Deutschland führt diesen Einsatz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), parallel existiert in der krisengeschüttelten Ukraine derzeit noch ein Einsatz diplomatischer OSZE-Beobachter.

17.51 Uhr: Prorussische Separatisten haben nach Angaben desukrainischen Innenministeriums in Slawjansk einen Bus mit OSZE-Beobachtern in ihre Gewalt gebracht.

17.10 Uhr: Die US-Regierung erklärt sich bereit, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Dies sei eine Reaktion auf die jüngsten Schritte des Staates, erklärt das Präsidialamt. Man werde mit Frankreich, Deutschland und Italien zusammenarbeiten, um weitere Schritte abzustimmen.

16.55 Uhr: Das Bundesverteidigungsministerium hat den Kontakt zu Militärbeobachtern verloren, die in der Region Slawjansk unterwegs waren. Es handle sich um drei deutsche Soldaten, einen deutschen Dolmetscher sowie jeweils einen Militärbeobachter aus Tschechien, Polen, Schweden und Dänemark, sagt ein Sprecher. Derzeit könne keine Verbindung zu ihnen hergestellt werden. Der Grund sei unklar.

16.45 Uhr: Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko denkt auch bei seinem WM-Kampf am Sonnabend sehr an die politische Situation in seiner ukrainischen Heimat. „Ich hoffe, dass dieser Kampf den Menschen in der Ukraine Gefühle der Einheit geben wird“, sagte Klitschko dem Tagesspiegel. „Im Ring wird einer stehen, der die ganze Ukraine vertritt.“

Sein Bruder Vitali Klitschko engagiert sich seit Jahren für die politische Opposition in der ehemaligen Sowjetrepublik. Die Auseinandersetzung mit Russland verglich Box-Weltmeister Wladimir Klitschko mit der einer Familie. „Russland und Ukraine sind wie zwei Brüder, ein großer und ein kleiner, wie Vitali und Wladimir.“ Das bedeute aber nicht, dass der große über den kleinen entscheiden dürfe. „Das aber tut der große Bruder Russland mit der Ukraine“, sagte Wladimir Klitschko. „Hier haben sich die Menschen auf westliches Denken eingestellt und die Richtung gewählt, in die sie gehen wollen. Dann darf man ihnen keine Steine in den Weg legen.“ In Oberhausen trifft der 38-Jährige morgen auf den Australier Alex Leapai.

16.35 Uhr: Die Staats- und Regierungschefs der USA sowie Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens und Italiens bereiten wegen der Ukraine-Krise neue Sanktionen gegen Russland vor. US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premier David Cameron und Italien Ministerpräsident Matteo Renzi forderten nach Angaben aus Paris eine rasche Reaktion der G-7-Staaten. Die Staats- und Regierungschefs hätten neue Sanktionen der internationalen Gemeinschaft besprochen, teilte der Élyséepalast mit.

15.20 Uhr: Eine schwere Explosion an einem Straßenposten hat die ukrainische Stadt Odessa erschüttert. Mindestens sieben regierungsnahe Sicherheitskräfte seien verletzt worden. Der Sprengsatz sei vermutlich von prorussischen Separatisten versteckt worden, sagte ein Polizeisprecher in der Hafenstadt am Schwarzen Meer.

Aktivisten hatten in den vergangenen Tagen zahlreiche Kontrollposten vor Odessa eingerichtet, um moskautreuen Kräften den Zugang zu verwehren. Der Leiter des ukrainischen Antiterrorzentrums, Wassili Krutow, teilte mit, dass der Geheimdienst der Ex-Sowjetrepublik in den vergangenen Tagen etwa 30 Männer festgenommen habe. Die Gruppe habe „Sabotageakte gegen den Staat“ geplant. Unter den Festgenommenen seien auch Offiziere der russischen Auslandsaufklärung, sagte der Vize-Geheimdienstchef. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht.

15.07 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen angesichts der Ukraine-Krise rasche Gespräche über die Versorgung der EU mit russischem Gas führen. Die Beratungen zwischen Russland, der Europäischen Union und der Ukraine sollten so schnell wie möglich stattfinden, erklärte das russische Präsidialamt nach einem Telefongespräch der beiden Staatslenker. Dabei solle es um die Versorgungssicherheit und den Transitdurch die Ukraine gehen.

Europa deckt gut 30 Prozent seines Erdgas-Bedarfs mit Gasaus Russland. Rund die Hälfte davon fließt durch die Ukraine gen Westen. Deutschland erhält nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) derzeit knapp ein Drittel seines Erdgases aus Russland.

Seit Donnerstag beraten in Bratislava die EU-Kommission mit der Slowakei und der Ukraine über eine Umkehr des Erdgasflusses von der Europäischen Union in die Ukraine. Damit soll die Bevölkerung dort im Fall einer russischen Sperre versorgt werden. Am Montag sind nach EU-Angaben Gespräche zwischen der EU, Russland und der Ukraine geplant.

13.10 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vom russischen Präsidenten Wladimir Putin ein klares Bekenntnis zu den Genfer Vereinbarungen für die Ukraine verlangt. Merkel forderte Putin nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in einem Telefonat dazu auf, öffentlich deutlich zu machen, dass er die Vereinbarungen aus der vergangenen Woche „voll unterstützt“. Der bisherige Verlauf sei „absolut enttäuschend“. Der Westen wirft Russland vor, weder die Entwaffnung von prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine noch andere Zusagen aus Genf umgesetzt zu haben. „Nichts davon ist bisher geschehen“, sagte Seibert. Deutschland sei deshalb auch zu einer neuen Runde von Sanktionen gegen Moskau bereit. „Da möge sich keiner täuschen. Diese Bereitschaft besteht weiterhin“, sagte Seibert.

12.22 Uhr: Ukrainische Sondereinheiten versuchen nach Angaben aus dem Präsidialamt, die Separatisten-Hochburg Slawjansk in der Ostukraine abzuriegeln. Damit solle verhindert werden, dass die pro-russischen Kräfte Verstärkung in die Stadt bringen könnten.

11.54 Uhr: Ein Mi-8-Transporthubschrauber der ukrainischen Streitkräfte wird auf einem Flugplatz nahe der ostukrainischen Stadt Slawjansk in Brand geschossen. Der Pilot wird nach ukrainischen Angaben durch das Feuer verletzt.

11.51 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert von Russlands Präsidenten Wladimir Putin die Einhaltung der Genfer Absprachen zur Beilegung der Ukraine-Krise. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt, Merkel habe am Vormittag telefonisch an Putin appelliert, sich zu den Vereinbarungen zu bekennen, die unter anderem die Entwaffnung der Separatisten vorsehen.

11.40 Uhr: Die sich zuspitzende Krise zwischen Russland und der Ukraine hat an den europäischen Aktienmärkten zum Wochenschluss für große Verunsicherung gesorgt. Der Dax verlor ein Prozent auf 9455 Zähler, der EuroStoxx50 gab 0,8 Prozent nach. Unter den Investoren wachse die Furcht vor einer Eskalation der Lage, schrieb Roger Peeters, Analyst bei Close Brothers, in einem Kommentar. „Selbst für geopolitische Experten ist es inzwischen sehr schwierig, die nächsten Schritte in dem Konflikt vorherzusehen.“

10.44 Uhr: Russische Einheiten haben sich nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums bei ihrem Manöver bis auf einen Kilometer der gemeinsamen Grenze genähert. Russische Soldaten hätten die Grenze aber nicht überschritten.

10.32 Uhr: Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk wirft Russland vor, einen dritten Weltkrieg beginnen zu wollen. Die Versuche Russlands, einen Konflikt in seinem Nachbarland vom Zaun zu brechen, werde zu einer militärischen Auseinandersetzung in Europa führen. Russland wolle sein Land militärisch und politisch besetzen, sagt Jazenjuk.

9.45 Uhr: US-Präsident Barack Obama will mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über schärfere Sanktionen gegen Russland beraten. An der Telefonkonferenz sollen der britische Premierminister David Cameron, Frankreichs Präsident Francois Hollande und der italienische Regierungschef Matteo Renzi teilnehmen, bestätigt ein US-Regierungsvertreter eine Reuters-Meldung.

9.37 Uhr: Der russische Außenminister Sergej Lawrow kritisiert den Einsatz ukrainischer Sicherheitskräfte gegen pro-russische Separatisten im Osten des Landes als „blutiges Verbrechen“. Die Übergangsregierung in Kiew führe „Krieg gegen ihr eigenes Volk“ und werde sich dafür verantworten müssen, sagt Lawrow in Moskau.

9.25 Uhr: Russlands Außenminister Sergej Lawrow wirft den USA vor, die Genfer Vereinbarung zu verzerren und zusätzliche Forderungen an die russische Regierung zu stellen. Russland werde auf Basis der Übereinkunft zur Deeskalierung in der Ukraine beitragen, sagt Lawrow.

9.20 Uhr: Die ukrainischen Sicherheitskräfte setzen ihren Einsatz gegen pro-russische Separatisten im Osten des Landes fort. Innenminister Arsen Awakow weist auf Facebook Berichte zurück, wonach die von der Führung so bezeichnete Anti-Terror-Operation ausgesetzt worden sei.