Russlands Außenminister Sergej Lawrow nimmt erneut den Westen in die Pflicht, sich gemeinsam mit dem Kreml an einen Tisch zu setzen. Unterdessen wurde in der Ostukraine ein Armeestützpunkt attackiert.

Moskau/Kiew. Im Ukraine-Konflikt hat Russland zu „ernsthaften Verhandlungen“ aufgerufen. Nötig seien rasche Gespräche aller Seiten wie von Kremlchef Wladimir Putin gefordert, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag in einer Rede in der Moskauer Universität MGIMO.

Lawrow nahm vor allem die EU und die USA in die Pflicht. „Russland hat in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten mehr als jeder andere getan für die Unterstützung der unabhängigen und friedlichen Entwicklung des brüderlichen ukrainischen Volkes.“ Dafür habe Moskau „Dutzende Milliarden US-Dollar“ investiert. Die Ukraine müsse als blockfreier Staat zu einem „Bindeglied“ zwischen Russland und Westeuropa werden, betonte Lawrow der Agentur Interfax zufolge. Dies diene der Bildung einer „einheitlichen wirtschaftlichen und humanitären Zone vom Atlantik bis zum Pazifik“.

Lawrow warf dem Westen erneut vor, sich an einem verfassungswidrigen Umsturz in der Ukraine beteiligt zu haben und die Ex-Sowjetrepublik als „Figur im geopolitischen Spiel“ zu missbrauchen. Schon 2004 bei der Orangenen Revolution habe der Westen die Strippen gezogen. Nun hätten EU und USA versucht, ihre Ziele mit Hilfe ultranationalistischer und rechtsextremer Kräfte umzusetzen. „Diese Variante ist nicht umzusetzen“, sagte Lawrow.

Unterdessen haben prorussische Bewaffnete nach Angaben der ukrainischen Übergangsregierung in der Nacht zum Donnerstag einen Armeestützpunkt in der östlichen Stadt Artemiwsk attackiert. Der Angriff von mehr als hundert Bewaffneten sei zurückgeschlagen worden, teilten das Innen- und das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Kiew mit. Mindestens ein Soldat wurde demnach bei der Attacke verletzt.

Die ukrainischen Sicherheitskräfte eroberten dem Innenministerium zufolge indes die Kontrolle über das Rathaus in der südöstlichen Stadt Mariupol aus der Hand prorussischer Kräfte zurück. „Das Rathaus ist befreit“, schrieb der amtierende Minister Arsen Awakow auf Facebook. Die Gegenseite betätigte die Angaben. Das Rathaus war seit dem 13. April besetzt, kurz darauf wurden bei Kämpfen um das Gebäude drei Besetzer getötet.