Erstmals seit Beginn der französischen Militärinvention verüben Rebellen Selbstmordanschlag. 16-Jähriger sprengt sich bei Gao in die Luft.

Bamako. Erstmals seit Beginn der französischen Militärintervention vor genau vier Wochen haben Rebellen in Mali einen Selbstmordanschlag verübt. Der 16-jährige Attentäter, ein Angehöriger der Tuareg, sprengte sich am Freitag an einem Kontrollpunkt am Eingang der nordmalischen Stadt Gao in die Luft. Militärsprecher Modibo Traore sagte, nur der Angreifer sei bei der Explosion ums Leben gekommen. Ein Soldat sei verletzt worden.

Militärexperten rechnen damit, dass sich die in der offenen Schlacht chancenlosen Extremisten und Tuareg-Kämpfer auf Bombenanschläge und Selbstmordattentate verlegen. Die Sicherheitsvorkehrungen in den nördlichen Städten und in der Hauptstadt Bamako wurden daher verschärft.

Der Attentäter stamme aus Bourem, etwa 98 Kilometer von Gao entfernt. Er sei mit einem Motorrad zu dem Kontrollpunkt gefahren, sagte Traore. „Der Junge war auf der Stelle tot.“ Ein Polizeisprecher sagte, es habe sich um einen Angehörigen der Tuareg gehandelt.

Französische und malische Streitkräfte hatten am 11. Januar eine Militäroffensive gegen Islamisten und separatistische Tuareg im Norden Malis begonnen. Die Soldaten kamen schnell voran, und die größeren Städte wie Timbuktu und Gao sind wieder unter Kontrolle der Regierung und ihrer Alliierten.

Während Soldaten aus Frankreich und Chad im Norden Malis die Islamisten bekämpfen, haben sich Regierungssoldaten und meuternde Fallschirmjäger am Freitag in der Hauptstadt Bamako gegenseitig beschossen. Bewohner der Stadt flohen in Panik, als heftiges Gewehrfeuer an der Kaserne der Fallschirmjäger ausbrach und Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen das Camp umstellten. Nach Angaben malischer Offiziere eröffneten einige Fallschirmjäger das Feuer, weil sie sich gegen geplante Versetzungen wehren wollten. Frankreich meldete unterdessen die Einnahme einer weiteren Stadt im Norden.

Die Fallschirmjäger-Elitetruppe steht noch immer loyal zu dem vor knapp einem Jahr bei einem Militärputsch gestürzten Präsidenten Amadou Toumani Toure. Bei den Schusswechseln sei mindestens ein Mensch getötet worden, berichteten staatliche Medien. Die Kämpfe zeigen die seit dem Putsch im März des vergangenen Jahres herrschende Zerrissenheit des malischen Militärs. Tuareg-Rebellen und später islamische Extremisten nutzten diese Situation, um den Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Frankreich hat mit einer Militäroffensive inzwischen die Islamisten aus den wichtigsten Städte dort vertrieben. Zuletzt sei es den französischen Soldaten gelungen, zusammen mit Truppen aus dem Tschad die Stadt Tessalit an der Grenze zu Algerien und den dort liegenden Flugplatz unter ihre Kontrolle zu bringen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit.

Nach den Auseinandersetzungen zwischen den malischen Soldaten am Freitag ist die Siegesstimmung in der Hauptstadt Bamako aber wieder verflogen. „Ich verstehe nicht, dass malische Soldaten, anstatt an die Front zu gehen, wegen eines dummen Streits gegeneinander kämpfen, während französische und andere afrikanische Soldaten hier unseren Krieg führen“, sagte eine Frau namens Assa, die sich vor den Schüssen in Bamako in Sicherheit brachte. „Das ist wirklich eine Schande“, fügte sie hinzu.

Die wegen ihrer roten Barette bekannten Fallschirmjäger gelten als Elitetruppe, sind seit dem Putsch im März aber ins Abseits gestellt worden. Einige wurden inhaftiert. Bei Protestaktionen in Bamako hatten sie kürzlich gefordert, im Kampf gegen die Islamisten mit eingesetzt zu werden.

Die Islamisten haben unterdessen wie erwartet ihre Taktik geändert. An einem Kontrollpunkt nördlich der Stadt Gao sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad in die Luft. Ein malischer Soldat sei dabei verletzt worden, sagte ein Offizier. Der Attentäter sei ums Leben gekommen. Die Islamisten waren erst kürzlich aus der Stadt in der Sahara vertrieben worden. Seit Beginn des französischen Militäreinsatzes war es der erste bekanntgewordene Selbstmordanschlag im Norden Malis.