Wo steckt Syriens Präsident? Ist er auf einem Schiff im Mittelmeer? In der Hauptstadt fliegen Granaten, in den Vororten Bomben.

Istanbul/Damaskus. Neue Spekulation über Syriens Machthaber Baschar al-Assad: Der Diktator soll sich angeblich kaum noch in Damaskus aufhalten, sondern auf einem Kriegsschiff im Mittelmeer. Das berichtete die saudische Zeitung „Al-Watan“ am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.

Dem Bericht zufolge lebt Assad mit seiner Familie und einer begrenzten Zahl von Getreuen „unter russischer Bewachung“ auf dem Schiff. Wenn er sich bei Empfängen und anderen Terminen in der Hauptstadt Damaskus zeigen müsse, benutze der Präsident einen Hubschrauber, um sich an Land fliegen zu lassen.

Aus Damaskus wurden Kampfhandlungen gemeldet. In einem Innenstadtviertel beschossen sich Regierungstruppen und Rebellen am Montag nach Augenzeugenberichten mit Granaten. Bei einem Luftangriff auf den Vorort Moadhamijat al-Scham kamen laut Regimegegnern 20 Menschen ums Leben. Unter den Opfern sollen acht Kinder sein. Aktivisten veröffentlichten am Montag eine Videoaufnahme der Rettungsarbeiten nach dem Angriff. Landesweit zählten sie am Montag 60 Tote.

Die regierungsnahe Zeitung „Al-Watan“ berichtete, das Verteidigungsministerium habe damit begonnen, zusätzlich Wehrpflichtige einzuziehen. Bis zum kommenden Donnerstag soll ihre Zahl auf 20 000 steigen.

Die regimekritische Website „All4Syria“ meldete, ein hochrangiger Mitarbeiter des Innenministeriums habe sich auf die Seite der Revolutionäre geschlagen. General Mahmud Ahmed Ali veröffentlichte im Internet ein Video, in dem er sich lossagt vom „Killer-Regime“ von Präsident Baschar al-Assad. Der General beklagt auch die „willkürliche Zerstörung der Infrastruktur Syriens“ durch die Regierungstruppen.

In der Türkei explodierte unterdessen erneut eine aus Syrien abgefeuerte Granate. Der Sprengsatz sei in der Nacht nahe dem Grenzdorf Akcabaglar (Provinz Kilis) in einem Olivenhain eingeschlagen, berichtete der türkische Staatssender TRT. Die Polizei fand einen zwei Meter tiefen Krater. Verletzte gab es nicht. Seit einigen Monaten lässt die türkische Regierung die Armee auch mit Artillerie nach Syrien zurückfeuern, wenn nach Schüssen auf das eigene Staatsgebiet Angreifer mit Radar lokalisiert werden können.