Erst der CIA-Chef, dann der Top-General in Afghanistan. Nach Petraeus könnte auch John Allen über FBI-Aufdeckungen stürzen.

Washington. In der Affäre um den zurückgetretenen CIA-Chef David Petraeus hat sich US-Präsident Barack Obama demonstrativ vor den Befehlshaber der Nato-Truppen in Afghanistan gestellt, auf den sich die Ermittlungen ausgeweitet haben. „Wir vertrauen General (John) Allen“, sagte Regierungssprecher Jay Carney am Dienstag: „Der Präsident hat eine sehr hohe Meinung von General Allen“.

Allen soll „unangemessene“ E-Mails mit Jill Kelley ausgetauscht haben – einer Petraeus-Bekannten, die die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte. Befürchtet wird die Weitergabe vertraulicher Informationen. Über den Inhalt der E-Mails wurde zunächst nichts bekannt. Kelley hatte die ganze Affäre ins Rollen gebracht.

Wegen der Affäre wurde die geplante Nominierung Allens als Oberkommandierenden der US-Truppen in Europa zunächst auf Eis gelegt. Erst müssten die Vorwürfe geklärt werden, meinte Panetta. Obama stimmte dem Aufschub zu.

Die kleine Kongresskammer in Washington sollte Allen eigentlich an diesem Donnerstag als Nachfolger von US-Admiral James Stavridis bestätigen. Der General war dafür bereits nach Washington gereist. Den neuen Führungsposten sollte er Anfang 2013 übernehmen. Die Nato nahm zu den Vorwürfen und der Verzögerung nicht Stellung. Ein Sprecher verwies lediglich an die zuständigen US-Stellen.

Isaf-Kommandeur werde Allen vorerst bleiben, sagte Panetta. Er bat aber darum, dass die Nominierung seines bereits bestimmten Nachfolgers, US-General Joseph Dunford, schnell voranschreite.

Am Sonntag hatte die US-Bundespolizei FBI den Fall an das US-Verteidigungsministerium weitergegeben. Am Montag leitete Panetta im Pentagon Ermittlungen gegen Allen ein. Dabei würden 20.000 bis 30.000 Seiten Dokumente geprüft, hieß es in US-Medien. Außereheliche Affären können vom US-Militär als kriminelle Taten eingestuft werden.

Petraeus hatte am Freitag seinen Posten als CIA-Chef geräumt, nachdem bei FBI-Ermittlungen eine Liebesbeziehung mit seiner Biografin Paula Broadwell aufgeflogen war. Wie die „Washington Post“ am Dienstag unter Berufung auf Petraeus nahestehende Personen berichtete, habe dieser bis zuletzt an seinem Posten festgehalten. Er habe sich erst zurückgezogen, als klar wurde, dass seine Affäre öffentlich werden würde.

Auch nachdem er dem FBI die Affäre gestanden hatte, habe Petraeus geplant, CIA-Chef zu bleiben. „Er hatte nicht vor zurückzutreten“, sagte der pensionierte US-Oberst Peter Mansoor dem Blatt. „Aber als er wusste, dass es in die Öffentlichkeit kommen würde, dachte er, ein Rücktritt sei das Richtige.“ Petraeus soll die Affäre vor rund vier Monaten beendet haben.

Aufgeflogen war die Affäre, nachdem Jill Kelley sich hilfesuchend an das FBI gewandt hatte. Sie soll Droh-E-Mails von Petraeus' ehemaliger Geliebter erhalten haben. Broadwell hatte in Kelley eine Nebenbuhlerin gesehen. Am Montagabend hatten FBI-Beamte das Haus der Ex-Geliebten durchsucht.