General hatte bis zum Rücktritt legendären Ruf. Geliebte Paula Broadwell soll Frau im Umfeld des Ex-Generals bedroht haben.

Washington. Nach dem überraschenden Rücktritt von CIA-Direktor David Petraeus wegen einer außerehelichen Beziehung kommen immer mehr Hintergründe ans Licht. Demnach wurde die Bundespolizei FBI auf das Verhältnis des Vier-Sterne-Generals mit dessen Biografin Paula Broadwell auf, als diese belästigende E-Mails an eine andere Frau schickte. Das verlautete am Sonnabend aus US-Behördenkreisen. US-Präsident Barack Obama hatte am Freitag Petraeus’ Rücktrittsgesuch angenommen. Der 60-Jährige General führte die US-Truppen im Irak und in Afghanistan und galt als einer der fähigsten Strategen der US-Streitkräfte.

Das FBI nahm bereits vor mehreren Monaten Ermittlungen wegen einer Beschwerde gegen Broadwell auf, wie eine Gewährsperson in Washington sagte. Die Ermittler prüften den E-Mail-Account der 40-jährigen Elitesoldatin und stießen dabei auf deren Affäre mit Petraeus. Die Identität der anderen Frau und ihre Beziehung zu Broadwell waren zunächst nicht bekannt.

Broadwell, die auch Reserveoffizierin ist und wie Petraeus auf der Militärakademie West Point war, war zunächst nicht für einen Kommentar zu erreichen. Sie hatte Petraeus für die 2011 erschienene Biografie „All In: The Education of General David Petraeus“ unter anderem monatelang in Afghanistan begleitet. Die 40-Jährige ist verheiratet und hat zwei kleine Söhne.

Petraeus erklärte den CIA-Mitarbeitern, er habe mit der Affäre ein „extrem schlechtes Urteilsvermögen“ an den Tag gelegt. Sein Verhalten sei als Ehemann und Direktor einer Organisation wie der CIA nicht hinnehmbar. Er habe die Arbeit beim CIA sehr geschätzt und werde immer die Umstände bedauern, die diese beendet hätten. Mit Ehefrau Holly, mit der er seit fast vier Jahrzehnten verheiratet ist, hat Petraeus zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Dieser führt in Afghanistan eine Infanterieeinheit.

Bruch der Sicherheitsvorschriften

Das Verhalten des CIA-Direktors war ein klarer Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Es hätte für die USA zum Sicherheitsrisiko werden können, wenn feindliche Mächte von der Affäre gewusst hätten. Selbst ein Verfahren vor einem Militärgericht ist bei einem derartigen Fehlverhalten möglich.

Obama erklärte, Petraeus sei für ihn „einer der herausragendsten Generäle seiner Generation“. Er habe die Soldaten im Irak und in Afghanistan durch eine bemerkenswerte Phase geführt und die USA sicherer und stärker gemacht. Auf die Gründe für den Rücktritt ging Obama indes nicht direkt ein. Seine Gedanken und Gebete seien nun bei David und Holly Petraeus, erklärte er nur.

Petraeus genoss wegen erfolgreicher Einsätze im Irak und Afghanistan in Washington über Parteigrenzen hinweg einen hervorragenden Ruf. Petraeus habe seit Jahrzehnten außerordentliche Dienste für die USA geleistet, teilte Obama schriftlich mit.

60-Jähriger erst seit gut einem Jahr CIA-Direktor

Der Vier-Sterne-General stand seit September vergangenen Jahres an der Spitze der CIA. Zuvor hatte sich Petraeus im Irakkrieg, insbesondere mit seiner Strategie zur Aufstandsbekämpfung, und als Kommandeur der US-Streitkräfte in Afghanistan einen Namen gemacht. Seine Frau Holly lernte er einst als Kadett an der Militärakademie West Point kennen.

Petraeus Rücktritt fällt in eine für den Geheimdienst CIA schwierige Zeit. Der steht noch wegen des Angriffs auf das US-Konsulat in Bengasi in der Kritik, bei dem der US-Botschafter in Libyen getötet wurde. In der vergangenen Woche war Petraeus nach Libyen und Jordanien gereist. Von dort hatte er die Reaktion der CIA auf den tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi koordiniert, der noch immer nicht restlos aufgeklärt wurde. Nun muss in nichtöffentlichen Sitzungen des Kongresses kommende Woche der vorläufige Nachfolger Petraeus’ und bisherige CIA-Vize Michael Morell zum dem Thema Stellung beziehen. Laut dem US-Sender ABC News könnte Morell auch der nächste dauerhafte CIA-Direktor werden.

FBI-Ermittlung nach Droh-Mails im Umfeld von Ex-CIA-Chef

Nach dem überraschenden Rücktritt von CIA-Chef David Petraeus werden immer mehr Details zum Hintergrund bekannt. So habe die Petraeus-Geliebte Paula Broadwell eine Frau im Umfeld des hochdekorierten Ex-Generals bedroht, wurde aus Kreisen der Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden bekannt. Die Untersuchung der Bundespolizei FBI sei durch „verdächtige E-Mails“ von Broadwell ausgelöst worden. Im Laufe der Ermittlungen sei der Name von Petraeus dann unerwartet aufgetaucht.

Die Untersuchungen hätten begonnen, nachdem Broadwell in E-Mails eine Frau im Umfeld des Geheimdienst-Chefs bedroht habe und diese daraufhin das FBI einschaltete, hieß es in Sicherheitskreisen. Die Beziehung der Frau zu Petraeus und der Inhalt der Droh-Mails waren unklar. Die „Washington Post„ berichtete, das FBI sei dann auf „eindeutige E-Mails“ zwischen Petraeus und Broadwell gestoßen, die auch dessen Biografie geschrieben hatte. Petraeus hatte seinen Rücktritt mit der außerehelichen Affäre begründet. Broadwell war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Weder das FBI noch die CIA wollten sich dazu äußern.