Regierungschef Rijad Hidschab hat sich der Opposition im Kampf gegen Assad angeschlossen. Drei weitere Minister fliehen aus Syrien.

Beirut. Die Machtbasis des syrischen Präsidenten Baschar Assad bröckelt immer stärker. Drei Wochen nach einem tödlichen Anschlag auf Mitglieder der Militärführung hat sich nach Rebellenangaben nun Ministerpräsident Rijad Hidschab nach Jordanien abgesetzt. Überdies seien drei weitere Minister aus Syrien geflohen, sagte Ahmad Kassim von der Freien Syrischen Armee (FSA) am Montag. In Damaskus wurde die Zentrale des syrischen Staatsfernsehens Ziel eines Bombenanschlags.

Die jordanische Regierung bestätigte, Hidschab habe sich zusammen mit seiner Familie in das Nachbarland abgesetzt. Hidschab habe sich von dem „terroristischen Regime“ abgewandt und sei von nun an ein „Soldat in dieser gesegneten Revolution“, sagte Hidschabs Sprecher Mohammed Otari laut einer Meldung auf der Internetseite des Senders Al Dschasira. Demnach sei die Flucht aus Syrien „monatelang“ geplant und mithilfe der FSA umgesetzt worden. Wer die übrigen Minister waren, die Syrien verlassen haben sollen, war zunächst nicht bekannt.

Zuvor hatte das syrische Staatsfernsehen die Entlassung Hidschabs gemeldet. Knapp zwei Monaten lang war Hidschab, ein früherer Landwirtschaftsminister, als Regierungschef im Amt. Assad hatte ihn nach den Parlamentswahlen Ende Juni ernannt. Damals habe ihn das Regime vor die Wahl gestellt, den Posten zu übernehmen oder getötet zu werden, sagte Otari laut Al Dschasira. Zu Hidschabs Nachfolger wurde dem syrischen Fernsehbericht zufolge sein bisheriger Stellvertreter Omar Ghalawandschi berufen.

Katar, Saudi-Arabien und Israel beschuldigt

Wenige Stunden zuvor wurde in der Hauptstadt Damaskus ein Bombenanschlag auf das Hauptquartier des staatlichen syrischen Fernsehens verübt. Dabei wurden nach Angaben des Senders mindestens drei Angestellte verletzt. Die Explosion erschütterte den dritten Stock des Gebäudes, in dem auch das staatliche Radio untergebracht ist.

Informationsminister Omran al Subi machte Katar, Saudi-Arabien und Israel für den Anschlag verantwortlich. „Nichts kann die Stimme Syriens und des syrischen Volkes zum Verstummen bringen“, sagte al Subi. „Wir haben Tausende Orte, von denen wir senden können.“ Syrien wirft den Golfstaaten und Israel vor, die Rebellen in ihrem Kampf gegen die Regierung von Präsident Assad zu unterstützen.

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Das Fernsehprogramm lief ohne Unterbrechung weiter. Der private Pro-Regierungs-Sender Al Ichbarija zeigte Bilder von den zerstörten Wänden des Gebäudes, auf dem Boden liegenden Schreibtischen und zerbrochenem Glas. Mitarbeiter des Senders waren zu sehen, wie sie einem verwundeten Kollegen halfen.

Mehrfach kam es in den vergangenen Monaten zu Anschlägen in Damaskus. Der für die Regierung verheerendste hatte sich Mitte Juli ereignet, als vier Mitglieder von Assads innerstem Machtzirkel bei einem Anschlag in einem ebenfalls streng gesicherten Regierungsgebäude getötet worden waren.

Das Attentat wirft Fragen darüber auf, wie groß die Kontrolle der Regierung über die Hauptstadt tatsächlich ist. Nachdem es im Juli in Damaskus zu heftigen Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen gekommen war, hatte die Regierung erst am Sonnabend erklärt, die Hauptstadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Dennoch kam es seither in einigen Vierteln zu Kämpfen.

( dapd/abendblatt.de )