Die Leichen der beiden Kampfjetpiloten wurden am Meeresgrund gefunden. Assad wirft Türkei vor, am Blutvergießen in Syrien beteiligt zu sein.

Istanbul/Kairo/Moskau. Knapp zwei Wochen nach dem Abschuss eines türkischen Militärjets vor der Küste Syriens hat Ankara den Tod der beiden Piloten bestätigt. Bei Sucharbeiten seien die Leichen der beiden Männer am Meeresgrund gefunden worden, teilte der türkische Generalstab am Mittwoch in Ankara mit. Die Militärführung bekräftigte die türkische Version des Vorgangs, wonach der Abschuss im internationalen Luftraum erfolgte, machte aber keine genauen Angaben zum Fundort der Leichen.

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Nach russischen Angaben war das türkische Kampfflugzeug zweimal in den syrischen Luftraum eingedrungen. „Die Aktionen des türkischen Flugzeugs waren eindeutig eine Provokation“, zitierte die Agentur Interfax am Mittwoch russische Verteidigungskreise. Die Piloten der F4-Phantom hätten die Kampfbereitschaft der syrischen Luftabwehr testen und die Stärke des Küstenschutzes ausspionieren wollen. Außenminister Sergej Lawrow hatte vor kurzem angekündigt, Russland verfüge über „objektive“ Daten des Fluges. Präsident Baschar al-Assad hatte den Abschuss in einem türkischen Zeitungsinterview bedauert und betont, dass er keinen offenen Konflikt mit der Türkei suche. Die Nato und die Türkei hatten nach dem Abschuss deutliche Warnungen an das Regime in Damaskus gerichtet. In einer von der Türkei beantragten Sondersitzung des Nato-Rates verurteilte das Bündnis den Abschuss als „inakzeptabel“. Eine solche militärische Aktion dürfe sich nicht wiederholen, hieß es in Brüssel.

Assad warf dem dem türkischen Regierungschef Tayyip Erdogan unterdessen vor, sein Land habe sich mit der Einmischung in den syrischen Konflikt zum Beteiligten am Blutvergießen gemacht. Das sagte Assad in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“. „Die Türkei hat den Terroristen alle Arten logistischer Unterstützung gewährt, um unser Volk zu töten.“ Die Haltung des türkischen Regierungschefs sei heuchlerisch, sagte Assad. Zwar dränge Erdogan Damaskus zu politischen Reformen, zugleich ignoriere er aber die Gewalt und die demokratischen Defizite in den arabischen Golfstaaten.

Erdogans Politik sei religiös motiviert, sagte Assad weiter. Die Türkei ist ein mehrheitlich sunnitisches Land, ebenso wie die Rebellen in Syrien. Dagegen gehört Assad und die Führung des Landes der den Schiiten verwandten alawitischen Minderheit an. Bis vor kurzem unterhielt die Türkei enge Beziehungen zu seinem südlichen Nachbarn. Erdogan bezeichnete Assad einmal sogar als „meinen Bruder“. Da Syrien nach Ausbruch des Aufstandes gegen Assad im Frühjahr 2011 türkische Forderungen nach Zurückhaltung bei der Niederschlagung der Proteste ignorierte, kam es zum Bruch.

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Oppositionsgruppen gehen im Streit auseinander

Der zersplitterten syrischen Opposition ist es nicht gelungen, ihre Differenzen zu überwinden. Eine Konferenz unter Schirmherrschaft der Arabischen Liga endete in der Nacht zum Mittwoch ohne ein für alle Teilnehmer akzeptables Ergebnis. Angaben von Delegierten einigten sich die mehr als 200 Oppositionellen lediglich auf den Sturz des Assad-Regimes als gemeinsames Ziel.

Als sich die Vertreter des Nationalen Rates der Kurden von der Konferenz zurückzogen, kam es zu einem Handgemenge. Vor den Kameras der arabischen TV-Sender schrien sich die Delegierten an. Um die Rechte der kurdischen Minderheit und die Frage, ob Syrien künftig eine dezentrale Verwaltung haben soll, hatten zuvor Oppositionelle bis tief in die Nacht gestritten. Auch die Form einer möglichen ausländischen Militärintervention und die Frage, ob Syrien künftig ein säkularer Staat sein solle, blieb umstritten.

Die Muslimbruderschaft teilte mit, sie habe Vorbehalte gegen mehrere Punkte des Nationalen Pakts, der an die Konferenzteilnehmer zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung als Entwurf verteilt worden war. Vielleicht wäre es besser, für eine Übergangszeit zur syrischen Verfassung von 1950 zurückzukehren. Mehrere Konferenzen der Opposition in den vergangenen Monaten waren mit ähnlich mageren Ergebnissen zu Ende gegangen.

Mit Material von dpa/rtr