Wie genau Muammar Gaddafi starb ist immer noch unklar. Sein Leichnam wurde nach Misrata gebracht. Nato beschließt Ende des Einsatzes.

Tripolis/Berlin/Brüssel/Misrata. Einen Tag nach dem Tod des gestürzten libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi verzögern Unklarheiten über die Umstände seines Ablebens seine Beisetzung. Ein Sprecher von UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay verlangte eine Untersuchung. Der libysche Nationale Übergangsrat entsandte Finanzminister Ali Tarhuni nach Misrata, damit dieser Bericht erstatte. Außerdem würden Repräsentanten des Internationalen Strafgerichtshofs in Libyen erwartet, teilte der Übergangsrat mit.

Ursprünglich war die Beisetzung Gaddafis im Einklang mit islamischen Sitten auf Freitag gelegt worden. Doch die Bestattung werde bis zum Abschluss der Untersuchungen zu den Umständen von Gaddafis Tod verschoben, teilte der Übergangsrat in Tripolis mit. Die Leiche sei noch in Misrata, wohin sie am Donnerstag nach der Eroberung von Sirte gebracht wurde.

Dort werden die sterblichen Überreste Gaddafis in einem Kühlraum eines Einkaufszentrums aufbewahrt, wie ein AP-Korrespondent vor Ort feststellen konnte. Der Ex-Herrscher lag auf einer blutdurchtränkten Matratze in einem Kühlraum, in den normalerweise Restaurants ihre Vorräte aufbewahren. Er war mit einer beigen Hose bekleidet, der Oberkörper war entblößt. An der linken Seite seines Kopfes war ein Einschussloch zu sehen, ebenso mitten in der Brust. An Gaddafis Armen und seinem Kopf klebte getrocknetes Blut.

Umstände von Gaddafis Tod weiter unklar

Informationsminister Mahmud Schammam erklärte, nach ersten Erkenntnissen der Gerichtsmediziner starb Gaddafi im Krankenwagen auf dem Weg zu einem Feldlazarett an den Folgen eines Kopfschusses. Anscheinend habe in den vorherigen Kämpfen ein Querschläger Gaddafi getroffen.

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Zwei Handyvideos zeigten, dass Gaddafi bei seiner Festnahme am Donnerstag zwar verletzt, aber noch am Leben war. Ein blutiger Gaddafi wird darin von Kämpfern hin und her geschubst. Spätere Aufnahmen zeigen, wie er leblos über den Bürgersteig gerollt wird.

Die Nato räumte am Freitag eine Beteiligung an der Ergreifung Gaddafis ein. Das Bündnis habe einen Luftangriff auf die Fahrzeugkolonne Gaddafis geflogen, als diese aus seiner von den Rebellen belagerten Heimatstadt Sirte fliehen wollte, teilte die Allianz mit. Erst später sei aus „offen zugänglichen Berichten und nachrichtendienstlichen Informationen von Verbündeten“ hervorgegangen, dass Gaddafi in einem der Fahrzeuge war. Der Angriff diente nach Angaben der Nato allein dem Schutz der Zivilbevölkerung gemäß UN-Mandat. Gezielte Angriffe auf Einzelpersonen fänden grundsätzlich nicht statt.

US-Stellen teilten mit, die Kolonne Gaddafis sei neben dem französischen Kampfflugzeug auch von einer US-Drohne angegriffen worden. Dabei seien wohl zwei Fahrzeuge zerstört worden.

Nato beendet Einsatz

Einen Tag nach dem Tod Gaddafis hat die Nato das Ende ihres Militäreinsatzes in Libyen zum 31. Oktober beschlossen. Diese Entscheidung sei vorläufig, endgültig solle Anfang der kommenden Woche entschieden werden, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Freitagabend in Brüssel nach einer Sondersitzung des Nato-Rates.

Bis zum Monatsende werde die Nato „die Lage beobachten und die Fähigkeit behalten, nötigenfalls auf Bedrohungen der Zivilbevölkerung zu reagieren“.

„Ich bin sehr stolz auf das, was wir gemeinsam mit unseren Partner erreicht haben“, sagte Rasmussen. „Unsere Militärs haben ein Massaker verhindert und zahllose Menschenleben gerettet. Wir haben die Bedingungen geschaffen, unter denen das libysche Volk jetzt selbst über seine Zukunft entscheiden kann.“

Die Nato hatte Ende März die Leitung des Militäreinsatzes in Libyen übernommen. Damit wurden eine Seeblockade und ein Flugverbot verhängt. Vor allem bombardierte die Nato militärische Einrichtungen des Gaddafi-Regimes. Sie stützte sich auf ein Mandat des UN-Sicherheitsrates, in dem „alle notwendigen Maßnahmen“ genehmigt wurden, um die Zivilbevölkerung vor Übergriffen der Regierung zu schützen.

Der militärische Oberbefehlshaber, US-Admiral James Stavridis, hatte das Ende des Einsatzes am Freitag offiziell vorgeschlagen. Nach Angaben von Diplomaten waren aber vor allem Großbritannien und Frankreich gegen ein sofortiges Ende des Einsatzes. Nach fünfstündigen Beratungen einigten sich die Botschafter der 28 Nato-Staaten schließlich auf das Datum 31. Oktober. Rasmussen versicherte, die Nato habe keine Absicht, irgendwelche Truppen in Libyen oder der libyschen Nachbarschaft zu stationieren: „Wir beenden den Einsatz. Und das wird ein klarer Schnitt sein.“

Die Nato bestätigte am Freitag, dass ihre Flugzeuge am Vortag jenen Konvoi bombardiert hatten, mit dem Gaddafi aus der Stadt Sirte zu fliehen versuchte. Die Nato habe jedoch nicht gewusst, dass sich Gaddafi in einem der Fahrzeuge befand. Etwa elf von insgesamt etwa 75 militärischen Fahrzeugen seien zerstört worden, weil sie mit Waffen und Munition beladen gewesen seien.

Rasmussen sagte, die Nato habe mehrfach potenziell gefährliche Konvois angegriffen. Diese seien „legitime militärische Ziele“. Weder Gaddafi noch eine andere Person seien jemals Ziel der Nato gewesen. „Was Gaddafi und dessen Tod angeht, so erwarte ich, dass die neuen Behörden in Libyen die Grundprinzipien des Rechtsstaats und der Menschenrechte einhalten.“ Es sei Sache der libyschen Behörden, zu entscheiden, ob eine besondere Untersuchung des Todes Gaddafis nötig sei. Der nationale Übergangsrat habe sich jedoch selbst für Demokratie und Transparenz stark gemacht.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow kritisierte die Nato-Aktion als Verstoß gegen die UN-Resolution. Er forderte zudem eine Untersuchung von Gaddafis Tod. „Die Umstände des Todes werfen viele Fragen auf“, sagte Lawrow.

An dem Militäreinsatz mit dem Namen „Geeinter Beschützer“ hatten 12 der 28 Nato-Staaten sowie vier andere Länder (Jordanien, Katar, Schweden, Vereinigte Arabische Emirate) teilgenommen. Unter anderem wurden rund 9600 Kampfeinsätze gegen militärische Einrichtungen der Gaddafi-Truppen geflogen.

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Der Übergangsrat kündigte an, der Vorsitzende des Rates, Mustafa Abdul Dschalil, werde am Samstag in der Stadt Bengasi, wo Mitte Februar der Aufstand gegen Gaddafi begann, formell die Befreiung Libyens bekannt geben. Der Übergangsrat hatte schon zuvor erklärt, er werde innerhalb eines Monats nach der Befreiung eine Übergangsregierung bilden und dann innerhalb von acht Monaten Wahlen abhalten. Der als Regierungschef amtierende Politiker Mahmud Dschibril kündigte an, er werde nicht an der Übergangsregierung beteiligt sein.

Lesen Sie hier ein Porträt Gaddafis und seiner wüsten Familie

Oberst Gaddafi und seine wüsten Söhne

So verlief der Freitag in Libyen:

17. 25 Uhr: Die Leiche von Muammar Gaddafi wird offenbar in einem Kühlraum in einem Einkaufszentrum in Misrata aufbewahrt. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AP hatte am Freitag Zugang zur Leiche. Der Ex-Herrscher war mit einer beigen Hose bekleidet, der Oberkörper war entblößt. Er lag auf einer blutdurchtränkten Matratze in einem Kühlraum, in den normalerweise Restaurants ihre Vorräte aufbewahren. An der linken Seite seines Kopfes war ein Einschussloch zu sehen, ebenso mitten in der Brust. An Gaddafis Armen und seinem Kopf klebte getrocknetes Blut.

16. 36 Uhr: Nach fast sieben Monaten beendet die Nato ihren Militäreinsatz in Libyen. Der Nato-Rat in Brüssel kam am Freitag zu einer Sondersitzung zusammen, um das Ende des Einsatzes zu beschließen. Der militärische Oberkommandeur des Bündnisses, US-Admiral James Stavridis, teilte mit, er schlage die Beendigung des Einsatzes vor. Der offizielle Beschluss soll am Abend verkündet werden. Die Nato bestätigte unterdessen, dass ihre Flugzeuge am Donnerstag den Konvoi bombardiert hatten, mit dem Gaddafi aus der Stadt Sirte zu fliehen versuchte. Die Nato habe jedoch nicht gewusst, dass sich Gaddafi in einem der Fahrzeuge befand.

Stavridis schrieb bei Facebook: „Ein guter Tag für die Nato. Ein großer Tag für das libysche Volk“. An dem Militäreinsatz hatten 12 der 28 Nato-Staaten sowie vier andere Länder teilgenommen. Unter anderem wurden rund 9600 Kampfeinsätze gegen militärische Einrichtungen der Gaddafi-Truppen geflogen. Damit sollte gemäß einer UN-Resolution die Zivilbevölkerung vor Drangsalierung durch die Gaddafi-Truppen geschützt werden.

14. 56 Uhr: Der letzte noch in Libyen flüchtige Sohn von Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, ist angeblich festgenommen worden. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtet unter Berufung auf einen beteiligten Kämpfer der Nationalratsmilizen, Saif al-Islam sei in Slitan, 160 Kilometer östlich von Tripolis, gefasst worden. Er soll Verletzungen am Rücken erlitten haben. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

13.18 Uhr: Über das Schicksal des Gaddafis-Sohnes Saif al-Islam herrscht weiter Verwirrung. Das staatliche libysche Fernsehen hatte am Donnerstag seinen Tod vermeldet. Bislang tauchten aber keine Bilder von ihm auf, anders als im Falle seines Vaters sowie seines Bruders Mutassim, die am Donnerstag getötet worden waren. Beide Leichname waren ins Krankenhaus von Misrata gebracht worden. Dort hatte sie auch ein Mitarbeiter der Fotoagentur epa gesehen. Der arabische Nachrichtensender Al Arabija meldete indes unter Berufung auf einen Kommandeur der Nationalratsmilizen, dass Saif al-Islam in einem Fahrzeugkonvoi nach Asisija, 45 Kilometer südlich von Tripolis, geflohen sei. Der Bericht wurde vom Nationalrat bislang nicht bestätigt. Saif al-Islam al-Gaddafi war zur Zeit des Regimes seines Vaters dessen rechte Hand und mehr oder weniger offen als sein Nachfolger gehandelt worden.

12.57 Uhr: Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat den Tod Muammar al-Gaddafis bedauert. "Leider hat sich der Tod Gaddafis bestätigt, sie haben ihn ermordet“, sagte er am späten Donnerstagabend (Ortszeit) kurz nach seiner Rückkehr aus Kuba im venezolanischen Bundesstaat Táchira. Chávez, der Gaddafis engster Verbündeter in Lateinamerika war, würdigte den libyschen Ex-Machthaber als "großen Kämpfer, großen Revolutionär und jetzt Märtyrer“.

11.43 Uhr: Frankreichs Außenminister Alain Juppé hat das Ende der Nato-Militäraktion in Libyen angekündigt. Das libysche Territorium befinde sich unter Kontrolle des Nationalen Übergangsrates, so dass das offizielle Ende der Nato-Operation bevorstehe. "Unser Ziel war nicht, Gaddafi zu töten, unser Ziel war es, ihn zum Machtverzicht zu zwingen.“ Juppé fügte hinzu: "Aber wir werden ihm auch keine Träne nachweinen.“

11.32 Uhr: Die ursprünglich für heute geplante Beisetzung Gaddafis wird bis zum Abschluss von Untersuchungen zu den Umständen seines Todes verschoben. Das teilte ein Mitglied des Nationalen Übergangsrats, Mohamed Sajeh, mit. Der Internationale Strafgerichtshof werde den Fall untersuchen.

11.25 Uhr: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat "zur Vergebung und Versöhnung“ in Libyen aufgerufen. Sarkozy sagte in Paris im Hinblick auf den Tod Gaddafis, man dürfe "sich niemals über den Tod einen Menschen freuen, egal, was er getan hat“. In militärischer Hinsicht näherten sich nach Gaddafis Ende die Kämpfe in Libyen ihrem Ende, erklärte Sarkozy.

11.08 Uhr: Die Beerdigung Gaddafis wird sich nach Angaben der Übergangsregierung noch um einige Tage verzögern. Ein Termin stehe noch nicht fest, sagte der Ölminister des Übergangsrats, Ali Tarhuni, am Freitag. Es sei beschlossen worden, den Leichnam noch für einige Tage aufzubewahren, damit sich jeder davon überzeugen könne, dass Gaddafi tot sei, sagte Tarhuni der Nachrichtenagentur Reuters. Derzeit befinde sich die Leiche in Misrata. Eine Entscheidung darüber, wo Gaddafi beigesetzt werden solle, sei noch nicht gefallen.

10.32 Uhr: Nach Einschätzung eines Arztes starb Gaddafi durch "Schüsse aus nächster Nähe in Kopf und Bauch“. Ein Mediziner im Krankenhaus von Misrata, der Gaddafis Leiche untersucht habe, sei zu diesem Schluss gelangt, berichtet der arabische Nachrichtensender Al-Arabija. Dies könnte auf eine Hinrichtung nach der Gefangennahme hindeuten.

10.18 Uhr: Der deutsche Islamwissenschaftler Udo Steinbach beurteilt die Zukunftschancen Libyens skeptisch. Mit dem Tod Gaddafis müsse zwangsläufig noch keine Ruhe einkehren, sagte Steinbach bei einem Vortrag in Münster. Der zähe Widerstand der Gaddafi-Anhänger zeige, dass sich die Libyer vermutlich auf eine längere Phase gewaltsamer Auseinandersetzungen einstellen müssten. Es komme jetzt darauf an, möglichst schnell vom Übergangsrat zu einer handlungsfähigen Regierung zu kommen. "Das Wichtigste ist, die Menschen zu entwaffnen und einen verlässlichen Sicherheitsapparat aufzubauen“, erklärte der Experte, der von 1976 bis 2007 das Deutsche Orient-Institut in Hamburg geleitet hat. Eine politisch stabile Entwicklung in den arabischen Staaten sei im Interesse Europas.

9.17 Uhr: Der libysche Nationalrat will an diesem Sonnabend Libyen für "befreit“ erklären. Dies soll in feierlichem Rahmen erfolgen, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira in der Nacht zum Freitag. Innerhalb von 30 Tagen soll eine provisorische Regierung gebildet werden. Deren Aufgabe wird es sein, eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen und freie, demokratische Wahlen vorzubereiten. Der Nationalrat werde außerdem sein Hauptquartier von Bengasi, wo vor acht Monaten der Volksaufstand gegen Gaddafi begann, in die Hauptstadt Tripolis verlegen.

9.09 Uhr: Die ukrainische Krankenschwester Oksana Balinskaja, die Muammar al-Gaddafi mehr als 20 Jahre lang betreut hat, trauert um den getöteten libyschen Staatschef. Die "Kyiw Post“ zitierte Balinkskaja am Freitag mit den Worten: "Ich bin traurig, dass an seinem letzten Tag niemand bei ihm war. Er war ein Held.“ Die Ukrainerin war zwei Jahrzehnte lang Teil von Gaddafis Gefolge und erst im Februar wegen des Bürgerkriegs aus Libyen in ihre Heimat zurückgekehrt.

8.11 Uhr: Offenkundig will Der Übergangsrat will mit der Geheimhaltung der Ruhestätte Gaddafis offenbar verhindern, dass das Grab zu einem Wallfahrtsort für Gaddafi-Anhänger wird. Ministerpräsident Dschibril sagte, was mit Gaddafis Körper geschehe, sei "ziemlich egal, Hauptsache, er verschwindet“.

8.08 Uhr: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert eine Untersuchung der Todesumstände. Die neue Regierung müsse mit der "Kultur des Missbrauchs“ unter Gaddafi vollständig brechen und Menschenrechtsreformen durchsetzen, die das Land bitter nötig habe, hieß es.

7.38 Uhr: Nach einem Bericht der "New York Times“ wurde Gaddafis Leichnam in Misrata von Hunderten Menschen angeschaut. Feiernde Soldaten der Übergangsregierung gaben unterdessen die Trophäen der Festnahme von Hand zu Hand weiter - Gaddafis goldene Pistole, sein Satellitentelefon, seinen braunen Schal und einen schwarzen Stiefel.

7.15 Uhr: Ministerpräsident Dschibril erklärt, der Übergangsrat habe am Donnerstag, nachdem Gaddafi getötet worden sei, Kontakt mit dem Internationalen Strafgerichtshof aufgenommen. Das Gericht habe die Libyer gebeten, Gaddafi vorerst nicht zu begraben, damit der Leichnam untersucht werden könne. Der Übergangsrat habe jedoch anders entschieden. Allerdings hätten Ärzte Haar- und Gewebeproben von der Leiche genommen, um keine Zweifel an der Identität des Getöteten aufkommen zu lassen. Gaddafi werde in Kürze an einem unbekannten Ort nach islamischem Ritus begraben.

7.10 Uhr: Mit dem Tod Gaddafis ist nach Ansicht des Genfer Soziologen Jean Ziegler möglicherweise ein langjähriger gewaltsamer Konflikt in der Region verhindert worden. Gaddafi habe noch über unglaublich viel Geld verfügt und hätte damit im Süden Libyens mit Tuareg-Söldnern einen eigenen Staat aufbauen können. "Das hätte die gesamte Region über Jahre hin verunsichern und den Aufbau in Libyen gefährden können“, sagte Ziegler. Er sei froh, dass Gaddafi nicht mehr agieren könne, doch habe er gehofft, dass er lebend gefangen und vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zur Rechenschaft gezogen würde.

7.04 Uhr: Der einst von Gaddafi als Geisel gehaltene Schweizer Geschäftsmann Rachid Hamdani hat Erleichterung über dessen Tod gezeigt. "Er hat dieses Ende verdient“, sagte Hamdani, der von Juli 2008 bis Februar 2010 in Libyen festgehalten wurde, dem Westschweizer Radio. Zwar hätte er es vorgezogen, wenn Gaddafi vor ein Gericht gestellt worden wäre. Doch er selbst habe unter einer Ungerechtigkeit gelitten, die von Gaddafi ausgegangen sei. "Sein Tod ist eine Erleichterung“, sagte Hamdani.

7.01 Uhr: Der Vatikan hofft, dass dem libyschen Volk neue Gewalt, weitere Leiden und Rache erspart bleiben. In einer offiziellen Erklärung heißt es, man erwarte, dass die neue Regierung möglichst bald zum Frieden und zu einem Neuaufbau des Landes beitrage, und das auf der Grundlage von Recht und Gerechtigkeit. Den Übergangsrat betrachtet der Vatikan als legitime Vertretung Libyens.

6.58 Uhr: China hat den Tod Gaddafis als einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes bezeichnet. In einer Stellungnahme des Außenministeriums in Peking hieß es am Freitag, ein einender politischer Prozess sowie der wirtschaftliche Wiederaufbau müssten nun zügig beginnen. China hatte sich stets gegen die Luftangriffe der Nato ausgesprochen und sich im März bei der Abstimmung über eine UN-Resolution zu Libyen enthalten.

6.55 Uhr: Die Nato will heute über ein Ende der Luftangriffe in Libyen beraten. Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte nach dem Tod Gaddafis am Donnerstag, ein Ende des Einsatzes sei "sehr viel näher gerückt“. Eine Entscheidung werde gemeinsam mit den UN und dem libyschen Nationalen Übergangsrat gefällt. Aus Diplomatenkreisen verlautete, beim Treffen am Freitag werde entschieden, wann und wie die Operation eingestellt werde. Wenn die Nato-Kommandeure befänden, dass eine Fortsetzung nicht länger nötig sei, könnten die Angriffe schon am Freitag oder Samstag eingestellt werden, hieß es.

Mit Material von dpa, rtr, dapd, kna und epd