Ben Ali geflohen, Mubarak vor Gericht - aber Assad hält sich, und der Weg zur Demokratie ist steiniger als gedacht

Hamburg. Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi ist tot - damit ist die Revolution in Libyen vollendet und der Bürgerkrieg zwischen den Rebellen und den Regimetruppen praktisch vorbei.

Der erbitterte Kampf in Libyen war bislang das dramatischste Kapitel der "Arabellion", des Aufstandes arabischer Völker gegen ihre zum Teil seit Jahrzehnten brutal herrschenden Despoten. Doch was machen die übrigen Tyrannen und Autokraten der Region?

Begonnen hat alles in Tunesien. Ein sozialer Protest nach der Selbstverbrennung eines verzweifelten jungen Tunesiers gewinnt rasch an Kraft und fegt den diktatorisch herrschenden Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali im Januar aus dem Amt. Er flieht mit seiner Frau nach Saudi-Arabien ins Exil. Daheim werden er und seine Frau unter anderem zu jeweils 35 Jahren Haft verurteilt, weitere Verfahren sind anhängig, die durchaus mit der Verhängung der Todesstrafe enden könnten. Gegen den Exilanten wird sie aber nicht zur Anwendung kommen können.

Die Revolution in Tunesien springt rasch auf Ägypten über, wo Präsident Husni Mubarak seit 1981 autoritär herrscht. Gegen die Millionen Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz erweist sich schließlich selbst der Regimeapparat als machtlos, Mubarak tritt am 11. Februar zurück. Gegen den inzwischen schwer Herzkranken und seine Familie läuft seit dem 3. August ein Prozess in Ägypten. Dauer und Ausgang sind wegen des labilen Gesundheitszustandes des Angeklagten bisher völlig offen.

Auch in der Golfmonarchie Bahrain brechen Mitte Februar Proteste vor allem der benachteiligten schiitischen Bevölkerungsmehrheit gegen die Herrschaft von König Hamad Bin Isa al-Khalifa los. Sie werden im März mithilfe saudischer Truppen niedergeschlagen.

Besonders dramatisch verlaufen die Proteste in Syrien gegen den Despoten Baschar al-Assad. Dort waren sie im März ausgebrochen. Präsident Assad lässt seine ihm ergebene Armee mit großer Brutalität vorgehen. Allein seit September sollen rund 3000 Menschen ums Leben gekommen sein. Ein Ende der Gewalt ist nicht absehbar.

In dem gescheiterten und zerrissenen Staat Jemen herrscht seit mehr als 30 Jahren Präsident Ali Abdullah Saleh. Seit Januar fordern Zehntausende seinen Rücktritt. 800 Menschen sterben bei den Protesten, 25 000 werden verletzt. Saleh, der eine bei einem Attentat erlittene schwere Verletzung in Saudi-Arabien auskuriert, hat mehrfach angekündigt, zurückzutreten, stellt aber immer neue Bedingungen.

In Algerien und Marokko gibt es ebenfalls Proteste; doch derzeit sind weder der seit 1999 herrschende algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika noch Marokkos König Mohammed VI., ebenfalls seit 1999 im Amt, akut gefährdet. Beide haben Reformen angekündigt; so soll Marokko zu einer parlamentarischen Monarchie umgestaltet werden. Der absolutistisch herrschende saudische Monarch Abdullah hat das Volk umgehend mit finanziellen Wohltaten im Wert von mehr als 32 Milliarden Euro sowie mit rigiden Demonstrationsverboten ruhiggestellt.