Laut Europaratsbericht soll der Ministerpräsident des Kosovo am Organhandel beteiligt gewesen sein. Gegen die Vorwürfe will Thaci vorgehen.

Pristina. Der kosovarische Ministerpräsident Hashim Thaci hat rechtliche Schritte gegen den Ermittler des Europarats angekündigt, der ihn in einem Bericht mit Organhandel in Verbindung gebracht hat. Nach Angaben eines Gewährsmannes der kosovarischen Regierung vom Donnerstag kontaktierte Thaci bereits Anwälte, um gegen den Abgeordneten des Europarats, Dick Marty, vorzugehen. Auch überlege Thaci, die britische Tageszeitung „The Guardian“, die den Bericht als erste publik machte, zu verklagen.

Ermittler Marty hatte für den Europarat einen Bericht vorgelegt, in dem der jetzige Ministerpräsident und frühere Kämpfer der kosovarischen Befreiungsarmee UCK mit dem Handel von Organen in Verbindung gebracht wird. Dem Bericht zufolge wurden nach Ende des Kosovokrieges 1999 Gefangene unter Aufsicht einer Führungsclique der UCK erschossen. Danach seien den Opfern Organe entnommen worden, die verkauft worden seien.

Thaci war der politische Kopf der Rebellengruppe UCK, die während des Kosovokonflikt von den Vereinigten Staaten unterstütz wurde. Die Partei PDK des Ministerpräsidenten gewann am Sonntag ersten Wahlen des Kosovo seit der Unabhängigkeit von Serbien 2008.

Marty führte seit 2009 die Ermittlungen im Kosovo und im angrenzendem Albanien. Er fand laut dem Bericht heraus, dass es in Albanien mehrere Einrichtungen gab, in denen Serben, aber auch kosovarische Gegner der UCK nach Beendigung des Konflikts 1999 festgehalten wurden. Manche von ihnen sollen hingerichtet worden sein, um ihnen die Organe zu entnehmen. Die EU-Polizeimission im Kosovo rief am Mittwoch eventuelle Zeugen dazu auf, sich zu melden. Marty wollte sich am Nachmittag in Paris zu dem Bericht äußern.