Am Sonntag wählen die Franzosen im ersten Wahlgang ihren Präsidenten. Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hollande und Sarkozy.

Paris. Wenige Tage vor der Präsidentenwahl in Frankreich hält der sozialistische Herausforderer François Hollande in letzten Umfragen seinen Vorsprung vor Präsident Nicolas Sarkozy . Nach einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Erhebung des Instituts BVA liegt der Sozialist in der ersten Runde am Sonntag zwei Prozentpunkte vor dem um die Wiederwahl kämpfenden Staatschef. Eine Umfrage des CSA-Instituts sah Hollande sogar fünf Punkte vor Sarkozy. Den Prognosen zufolge kommt es zu einer Stichwahl, weil niemand im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erzielen dürfte.

In den vergangenen Wochen waren zahlreiche Umfragen mit widersprüchlichen Ergebnissen in Frankreich veröffentlicht worden. In den meisten Erhebungen lag Hollande für die erste Wahlrunde vorn, mit zuletzt wieder gestiegenem Abstand zu Sarkozy. Allerdings liegt Hollande seit Monaten in Umfragen bei der entscheidenden Stichwahl am 6. Mai konstant vorne.

In der ersten Abstimmungsrunde am kommenden Sonntag würde Hollande nach der BVA-Umfrage mit 29,5 Prozent der Stimmen knapp vor Sarkozy landen, der auf 27,5 Prozent käme. Für die entscheidende Stichwahl am 6. Mai sagt die Umfrage Hollande (56 Prozent) weiter den Sieg voraus - der konservative Sarkozy käme danach auf 44 Prozent.

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Die CSA-Umfrage dagegen sieht Hollande mit 29 Prozent in der ersten Runde vor Sarkozy (24) und in der Stichwahl mit 58 Prozent (Sarkozy: 42). In früheren Umfragen hatte rund ein Drittel der Franzosen erklärt, noch unentschlossen zu sein.

Mehrere Medien – darunter die Zeitungen "Libération“ und "Direct Matin“ – stellten am Mittwoch ein Gesetz in Frage, das am Wahltag die Veröffentlichung von Hochrechnungen vor Schließung der Wahllokale unter Strafandrohung verbietet. Schon bei der vergangenen Wahl vor fünf Jahren hatten Medien in der benachbarten Schweiz relativ früh präzise Hochrechnungen veröffentlicht, die auch in Frankreich schnell bekannt wurden.

Angesichts von Twitter und anderen sozialen Medien wird diesmal eine noch schnellere Verbreitung über Landesgrenzen hinweg erwartet. Der Redaktionsleiter des auch in Teilen Frankreich noch zu empfangenden belgischen TV-Senders RTBF, Christian Dauriac, kündigte in der "Libération“ für den Wahltag ab 18.30 Uhr die Bekanntgabe erster Hochrechnungen an. Auch das französische Blatt erwägt nach eigener Darstellung, entgegen geltenden Gesetzes die ersten Hochrechnungen auf seiner Webseite zu veröffentlichen.

Die nationale Medienaufsicht CSA hatte die Medien im Lande vorsorglich gewarnt, dass es gegen Verstöße vorgehen werde. Das französische Gesetz verbietet jegliche Verbreitung von Prognosen oder Hochrechnungen – egal über welches Medium – vor 20 Uhr. Damit soll verhindert werden, dass Wähler, die noch nicht abgestimmt haben, sich beeinflussen lassen.

Die rund 85.000 Wahlbüros werden für die rund 44,5 Millionen wahlberechtigten Franzosen am kommenden Sonntag zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet bleiben. In den großen Ballungszentren des Landes dagegen ist die Schließung erst gegen 20 Uhr vorgesehen. (dpa)