Der Islamist soll an den Bombenattentaten auf der Ferieninsel Bali 2002 beteiligt gewesen sein. 202 Menschen starben, darunter sechs Deutsche.

Jakarta. Dem letzten mutmaßlichen Beteiligten an den verheerenden Anschlägen auf der indonesischen Ferieninsel Bali wird seit Montag in der Hauptstadt Jakarta der Prozess gemacht. Angeklagt ist Umar Patek (45), der laut Anklage den Sprengstoff für die Bomben herstellte. Bei den Anschlägen auf Nachtclubs kamen 2002 insgesamt 202 Menschen ums Leben, darunter 88 australische Touristen und sechs Deutsche. Der 45-jährige militante Muslim wurde im Januar 2011 in Pakistan gefasst , im selben Ort, in dem einige Monate später Terrorführer Osama bin Laden getötet wurde. Ihm droht die Todesstrafe.

„Patek ist hochgefährlich, er hat viele Menschen ermordet“, sagte einer der Ankläger beim Prozessauftakt vor Gericht in Jakarta. „Seine Rolle in den Bali-Anschlägen war weniger wichtig als beschrieben“, meinte dagegen sein Anwalt. Patek hat seine Beteiligung in Verhören zugegeben. Er erschien mit Vollbart, weißem muslimischen Gewand und Kopfbedeckung vor Gericht. Er war dem Richter gegenüber höflich und lächelte gelöst. Nachdem der Richter den Fall nach Anklageverlesung auf Montag vertagte, schüttelte Patek allen Anklägern die Hand – an der einzigen Staatsanwältin ging er dagegen vorbei.

Patek war einst der meistgesuchte Mann Asiens. Die US-Behörden hatten ein Kopfgeld von einer Million Dollar auf ihn ausgesetzt. Er wurde im Januar 2011 in Abottabad in Pakistan festgenommen. Dort spürten US-Kommandos wenige Monate später auch Osama bin Laden auf, den Chef des Terrornetzwerks Al-Qaida, und erschossen ihn. Patek ist Indonesier und soll Mitglied der Terrororganisation Jemaah Islamiyah sein, die in Indonesien zahlreiche Anschläge verübt hat. Er ist unter anderem wegen Mordes, Bombenbau und Waffenbesitzes angeklagt. Im Fall eines Schuldspruchs droht Patek die Todesstrafe. Drei andere Bali-Bomber waren im November 2008 hingerichtet worden. Patek werden weitere Terroranschläge zur Last gelegt, darunter Sprengstoffanschläge auf Kirchen Weihnachten 2000, bei denen 16 Menschen ums Leben kamen.

Mit Material von dpa/dapd