Die Führungsrolle des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers wurde bei den Vorwahlen im “Swing State“ Florida markant bestätigt.

Washington. Amerika sucht den Superstar, und da muss gesungen werden: Mitt Romney, der klare Gewinner der republikanischen Primaries in Florida, trug bei einem Wahlkampfauftritt die patriotische Ersatzhymne "America the Beautiful" vor. Zwar behauptete First Lady Michelle Obama später, Romney habe schön gesungen. Aber dieses Kompliment über den Republikaner, der ihren Mann im Amt ablösen will, klang nicht ganz ernst gemeint. Dem Ex-Gouverneur von Massachusetts, der seine Favoritenrolle als Präsidentschaftskandidat durch seinen deutlichen Vorsprung vor Newt Gingrich stärkte, ging es aber ohnehin eher um die Botschaft als um die Musik.

Denn Barack Obama hatte sich Tage zuvor ebenfalls als Sänger gegeben und in Harlem "Let's stay together" präsentiert, einen Hit des Soulsängers Al Green. Der Präsident, das räumen selbst seine Gegner ein, singt nicht schlecht. Aber aus Romneys Team wurde sofort der Vergleich gestreut: Der eine trällert einen Schlager, und der andere singt ein Liebeslied auf die Vereinigten Staaten. So geht präsidial!

Dem Amt ist Romney mit der Vorwahl in Florida jetzt immerhin etwas näher gekommen. Mit 46 zu 32 Prozent deklassierte er seinen Verfolger Gingrich, den einstigen Sprecher des Repräsentantenhauses. Rick Santorum, ehemals Senator in Pennsylvania, erzielte 13 Prozent, Ron Paul, libertärer Abgeordneter aus Texas, belegte mit sieben Prozent den letzten Platz. "Es geht nicht nur darum, einen Präsidenten auszutauschen, sondern darum, die Seele Amerikas zu retten", rief Romney seinen Anhängern in Tampa zu.

+++ Florida: Mitt Romneys Triumph über Newt Gingrich +++

Das harte Rennen um die Nominierung werde entgegen den Hoffnungen des Gegners "uns nicht entzweien, sondern vorbereiten" auf die Präsidentschaftswahl im November. Doch Gingrich denkt trotz der klaren Niederlage nicht ans Aufgeben. "Wir werden in alle Kämpfe gehen und wir werden gewinnen", versprach Gingrich in Orlando.

Florida habe "klargemacht, dass es sich um einen Wettbewerb zwischen zwei Bewerbern handelt: um mich als Führer der Konservativen und einen Massachusetts-Gemäßigten". Er werde den Wahlkampf fortsetzen bis zum Nominierungsparteitag der Republikaner Ende August in Tampa.

In der Tat kann Gingrich auf US-weite Umfragen verweisen, die ihn nach wie vor dicht auf dicht mit Romney ausweisen. Doch in Florida reichte selbst die Addition der Stimmen für Gingrich und den ebenfalls konservativen Santorum nicht an Romney heran. Zudem lässt Santorum keine Bereitschaft erkennen, das Feld zu räumen. Romney und Gingrich würden sich wie bei einer Schlammschlacht gegenseitig schmutzig machen und seien am Ende "nicht in der Lage, unsere Partei stolz zu repräsentieren", kritisierte Santorum. Auch Paul macht keine Anstalten, seine insgesamt chancenlose, aber von einer enthusiastischen Anhängerschaft getragene Kandidatur aufzugeben.

Nach dem Winner-takes-all-Prinzip fallen sämtliche 50 Wahlleute aus Florida an Romney . Damit kommt er nun auf 84 Delegierte. Gingrich zählt bislang 27 Wahlleute. Paul und Santorum folgen mit zehn beziehungsweise acht Delegierten. Doch zur offiziellen Nominierung benötigt ein Kandidat 1144 Wahlleute.

Ein spannendes Datum im weiteren Primaries-Kalender wird daher der "Super-Dienstag" sein, bei dem am 6. März in zehn Bundesstaaten parallel um 466 Delegierte gekämpft wird.

Gingrich punktete vor allem im konservativen Norden Floridas. Auch Wähler, die sich als "sehr konservativ" einstuften, gaben ihm ihre Stimme. Obwohl Florida keine Entscheidung brachte, wurde Romneys Favoritenrolle gestärkt. Das spiegelt sich auch in der von CNN verbreiteten Entscheidung der Sicherheitsbehörden wider, den Ex-Gouverneur sehr bald unter den Schutz des Secret Service zu stellen. Dessen Agenten sind fast ausschließlich für den Schutz des aktuellen Präsidenten und seiner noch lebenden Vorgänger zuständig - und für den Gegenkandidaten als möglichen Nachfolger.