„Wir brauchen niemanden, der vielleicht gut reden kann oder Dinge sagt, denen wir zustimmen, aber nicht die Erfahrung eines effektiven Anführers hat“, sagte Romney am Sonntagabend vor mehr als 700 Anhängern in Pompano Beach im US-Staat Florida. Gingrich beschwerte sich bei Fernsehauftritten am Sonntag über die Taktiken Romneys. „Nur wenn er genug Geld sammeln kann, um ein Flächenbombardement mit Negativwerbung durchzuführen, gewinnt er überhaupt an Zugkraft“

Jacksonville. Mit heftigen Angriffen hat Newt Gingrich versucht, kurz vor der wichtigen Vorwahl der Republikaner in Florida noch Boden gegen den in Umfragen deutlich führenden Mitt Romney gutzumachen. Gingrich, der ehemalige Präsident des Repräsentantenhauses, bezichtigte seinen Gegner und dessen Unterstützerkomitee der Lüge und verurteilte die ständigen Attacken Romneys als „Flächenbombardement“.

Romney wiederum warf Gingrich bei einer Wahlkampfveranstaltung am Sonntag abermals fehlende Führungsqualitäten vor. In einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage von NBC News/Marist kam der frühere Gouverneur Romney für die Vorwahl am Dienstag auf 42 Prozent der Stimmen, Gingrich auf 27. Romney hat auch finanziell einen deutlichen Vorteil gegenüber Gingrich. Er hat bisher beim Wahlkampf in Florida mindestens fünf Mal so viel Geld ausgegeben wie sein Gegner – allein für Fernsehwerbung in der letzten Woche vor der Vorwahl zahlten Romney und sein Unterstützerkomitee „Restore Our Future“ 6,8 Millionen Dollar (5,2 Millionen Euro).

„Wir brauchen niemanden, der vielleicht gut reden kann oder Dinge sagt, denen wir zustimmen, aber nicht die Erfahrung eines effektiven Anführers hat“, sagte Romney am Sonntagabend vor mehr als 700 Anhängern in Pompano Beach im US-Staat Florida. Gingrich beschwerte sich bei Fernsehauftritten am Sonntag über die Taktiken Romneys. „Nur wenn er genug Geld sammeln kann, um ein Flächenbombardement mit Negativwerbung durchzuführen, gewinnt er überhaupt an Zugkraft“, sagte Gingrich über Romney. Unterstützer seines Gegners würden außerdem auf seinen Wahlkampfstopps gegenüber Journalisten immer wieder versuchen, Zweifel an seinem Urteilsvermögen zu streuen und dazu Lügen verbreiten. „Ich weiß nicht, wie man mit einer Person höflich diskutieren soll, wenn diese bereit ist Dinge zu sagen, die einfach faktisch falsch sind“, sagte Gingrich am Sonntag. Gleichzeitig kritisierte er die Republikanische Partei dafür, dass sie ein solches Vorgehen zulasse.

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Während Gingrichs Anhänger seine Leidenschaft loben, werfen seine Kritiker ihm vor, ein eigensinniger Hitzkopf zu sein. Das hat ihm den Spitznamen „Nuclear Newt“ eingebracht. Auch hochrangige Republikaner warnten die Parteibasis davor, ihn zu nominieren. Dies könnte am 6. November negative Auswirkungen für alle republikanische Bewerber auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene haben, sagte der ehemalige Mehrheitsführer im Senat, Robert Dole. „Er war eine Ein-Mann-Show, der selten Ratschläge befolgte“, sagte Dole über Gingrichs Führungsstil im Repräsentantenhaus. Die konservative Kommentatorin Ann Coulter warnte: „Hitzköpfige Arroganz ist weder konservativ noch spricht es Wähler an.“

Andere Prominente Republikaner haben Gingrich dagegen in Schutz genommen. Die ehemalige Kandidatin für die Vize-Präsidentschaft Sarah Palin warf dem Establishment der Partei vor, den Konservativen zu verteufeln. „Sie versuchen ihn zu kreuzigen und die Geschichte umzuschreiben“, sagte sie dem Sender Fox. Der ehemalige republikanische Präsidentschaftsbewerber Herman Cain hat wenige Tage vor der Vorwahl der Republikaner in Florida Newt Gingrich seine Unterstützung im Wahlkampf ums Weiße Haus zugesichert. Cain empfahl seinen Anhängern am Samstag bei einer Wahlkampfspendensammlung, den ehemaligen Präsidenten des Repräsentantenhauses zu wählen. Cain selbst war nach Vorwürfen sexueller Belästigung bereits frühzeitig aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner ausgeschieden. Seine Unterstützung könnte Gingrich helfen, sich im Duell mit seinem härtesten Gegner Mitt Romney weitere Stimmen zu sichern. Die beiden führenden und aussichtsreichsten Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner haben sich derweil in einer weiteren Fernsehdebatte einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Wenige Tage vor der nächsten Etappe im republikanischen Vorwahl-Kampf stand das Thema Einwanderung im Mittelpunkt des Streits. Gingrich bezeichnete seinen innerparteilichen Rivalen Romney als fremdenfeindlichsten der vier Kandidaten.

Sollte Gingrich in Florida verlieren, sehen Experten seine Kandidatur in ernster Gefahr. Im Februar folgen Vorwahlen in sieben Bundesstaaten, in denen Romney deutlich im Vorteil sein dürfte. Darunter ist Nevada, wo der Mormone auf die große Zahl seiner Glaubensbrüder zählen kann, Missouri, wo Gingrich es noch nicht einmal auf die Kandidatenliste schaffte, und Michigan, wo Romney aufwuchs und sein Vater Gouverneur war. „Wenn Mitt Romney in Florida gewinnt, kann er bis ’Super Tuesday’ den Tempomaten einschalten“, sagt der republikanische Stratege Ford O’Connell. Am 6. März wird in neun Bundesstaaten gleichzeitig gewählt.

Mit Material von rtr und dapd