Es könnte sehr ungemütlich werden für Newt Gingrich im als Sonnenstaat bekannten Florida. Denn im viertgrößten Staat gilt Romney als Favorit, die Wahl hat begonnen. Bei einer Niederlage ist Gingrichs Kandidatur in ernster Gefahr.

New York. Es könnte sehr ungemütlich werden für Newt Gingrich im als Sonnenstaat bekannten Florida. Kann er die vielen Stimmen nicht bekommen, ist seine Kandidatur in ernster Gefahr. Die Wahl hat begonnen, doch bereits vorher galt Romney als Favorit: Er hat gute Aussichten, sich im Zweikampf mit Newt Gingrich um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten abzusetzen. In der letzten vor Beginn der Wahl am Dienstag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Umfrage lag Romney mit 43 Prozent deutlich vor dem früheren Präsidenten des Repräsentantenhauses mit 28 Prozent. In Florida findet die vierte Vorwahl statt. Der Bundesstaat ist mit 19 Millionen Einwohnern – etwas mehr als Nordrhein-Westfalen - der viertgrößte der USA und stellt entsprechend viele Delegierte auf dem Nominierungsparteitag im Sommer.

Die erste Abstimmung in Iowa gewann der ehemalige Senator Rick Santorum. Ihm werden jedoch langfristig kaum Chancen eingeräumt, um gegen den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama anzutreten. In New Hampshire setzte sich Romney durch. Vor zehn Tagen entschied Gingrich das Rennen im konservativen South Carolina für sich.

Doch aus diesem Erfolg hat Gingrich kaum Gewinn schlagen können. Zum einen zeigte er in Fernsehdebatten Schwächen. Zum anderen sah er sich einer Flut feindlicher TV-Spots aus dem Romney-Lager ausgesetzt. Im Mittelpunkt der Angriffe stand dabei die Tätigkeit Gingrichs für den Immobilienfinanzierer Freddie Mac und sein umstrittener Rücktritt von Amt des Präsidenten des Repräsentantenhauses. Zudem wurde sich in den Spots darüber lustig gemacht, dass Gingrich versuche, sich im Glanz des verstorbenen konservativen Idols Ronald Reagan zu sonnen. Gingrich selbst warf Romney eine Schmutzkampagne vor. Dieser versuche, die Entscheidung für sich zu erzwingen, indem er für

17,5 Millionen Dollar Spots mit falschen Vorwürfen produzieren lasse. „Ich habe noch nie einen Präsidentschaftskandidaten erlebt, der so verlogen ist“, sagte Gingrich CNN. Im Laufe des Tages sollten die Kandidaten und eine bestimmte Form ihrer Unterstützerkomitees, die sogenannten Super-PACs, vor der Wahlkommission des Bundes die Finanzierung des Wahlkampfs offenlegen. Damit wird zum ersten Mal publik, wer den Super-PACs die millionenschwere Werbekampagne ermöglicht.

Sollte Gingrich in Florida verlieren, sehen Experten seine Kandidatur in ernster Gefahr. Im Februar folgen Vorwahlen in sieben Bundesstaaten, in denen Romney deutlich im Vorteil sein dürfte. Darunter ist Nevada, wo der Mormone auf die große Zahl seiner Glaubensbrüder zählen kann, Missouri, wo Gingrich es noch nicht einmal auf die Kandidatenliste schaffte, und Michigan, wo Romney aufwuchs und sein Vater Gouverneur war. „Wenn Mitt Romney in Florida gewinnt, kann er bis ’Super Tuesday’ den Tempomaten einschalten“, sagt der republikanische Stratege Ford O’Connell. Am 6. März wird in neun Bundesstaaten gleichzeitig gewählt.

Hintergrund: US-Vorwahlen – Florida ist der erste wahre Test

Bei den Vorwahlen in Florida handelt es sich für die Republikaner um den ersten wichtigen Test. Der „Sonnenstaat“ ist mit knapp 19 Millionen Einwohnern der viertgrößte Bundesstaat in den USA – dagegen erscheinen New Hampshire (1,3 Millionen Einwohner) oder Iowa (3 Millionen) und selbst South Carolina (4,6 Millionen), wo bisher abgestimmt wurde, wie Zwerge.

So sind in Florida immerhin 50 Delegiertenstimmen zu gewinnen. Das ist zwar nur ein Bruchteil der 1144 Delegiertenstimmen, die ein Präsidentschaftskandidat beim Republikaner-Parteitag im Sommer hinter sich bringen muss. Diese 50 Stimmen werden in Florida aber nicht an die jeweiligen Bewerber proportional nach deren Stimmenanteil verteilt. Vielmehr gilt die Regel „the winner takes all“ – alle Stimmen gehen an den Sieger. Zudem dürfen in Florida ausschließlich eingeschriebene Republikaner an die Urne gehen.

Florida gilt darüber hinaus anders als die bisherigen Vorwahlorte als ein Mikrokosmos der gesamten Vereinigten Staaten, weder besonders konservativ noch besonders liberal. Doch auch hier gibt es politische Eigenheiten: So war der Immobilienmarkt in dem Staat zwischen Atlantikküste und Golf von Mexiko besonders stark von der Immobilienkrise betroffen, einschließlich einer besonders hohen Zahl zwangsversteigerter Häuser.

Als weitere Besonderheit gilt der mit 17 Prozent außergewöhnlich hohe Anteil an Senioren. Außerdem leben in Florida über 22 Prozent Latinos, Menschen mit Wurzeln aus Lateinamerika – im US-Durchschnitt sind es lediglich 16 Prozent. Deutlich höher als durchschnittlich im Rest der USA ist mit 3,3 Prozent auch der Anteil der jüdischen Bevölkerung.

Nicht zufällig gilt Florida daher gemeinsam mit Ohio und Pennsylvania als einer der drei wichtigen Swing-Staaten. Traditionell heißt es, wer in den USA Präsident werden will, muss mindestens zwei dieser Staaten für sich gewinnen. (dpa/rtr)