Die Eiszeit scheint vorbei: Der Dalai Lama schickt seine Gesandten wieder nach Peking. Doch was können sie erreichen?

Genf/Dharamsala. Nach knapp 15-monatiger Unterbrechung nehmen Sondergesandte des Dalai Lama und chinesische Regierungsvertreter ihren Dialog über die Region Tibet wieder auf. Wie der Sekretär des Dalai Lama, Chhime R. Chhoekyapa, mitteilte, wird die fünfköpfige Delegation an diesem Dienstag in der chinesischen Hauptstadt Peking eintreffen. Für die Gespräche seien mehrere Tage anberaumt. Die Rückkehr der Gesandten nach Indien werde für kommende Woche erwartet, hieß es. Weitere Einzelheiten nannte er nicht.

Zuletzt waren beide Seiten Anfang November 2008 zu Gesprächen zusammengetroffen. Vertreter des Dalai Lama hatten sich anschließend jedoch enttäuscht über den Verlauf gezeigt. Damals hatte die chinesische Delegation sämtliche Punkte eines Memorandums abgelehnt, in dem das geistliche Oberhaupt der Tibeter für mehr Autonomie der Hochgebirgsregion innerhalb Chinas geworben hatte. Der Dalai Lama und die Exilregierung haben ihren Sitz im nordindischen Dharamsala.

China, das den Himalayastaat im Jahr 1951 besetzt hat, sieht Tibet als Teil seines Staatsgebiets an. Der Dalai Lama lebt seit 1959 im indischen Exil. Peking wirft ihm vor, auf die Unabhängigkeit Tibets von China hinzuarbeiten. Unterhändler des Dalai Lama und der chinesischen Regierung führen seit 2002 Verhandlungen über den Status Tibets. In den meisten westlichen Ländern gilt die sogenannte „Ein-China-Politik“. Dennoch haben führende Regierungschefs den Dalai Lama empfangen, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zuletzt war es im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in Peking zu heftigen Demonstrationen für Tibet gekommen. China hatte Tibet abgeriegelt. (abendblatt.de)