Julia Gillard lehnte in Canberra ein Treffen mit dem Oberhaupt der Tibeter ab. „Das hat nichts mit dem Druck aus China zu tun“, beteuerte sie.

Canberra. Die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard hat den Dalai Lama brüskiert. Sie lehnte ein Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter ab, betonte aber zugleich, dies habe nichts mit dem Druck Chinas zu tun. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, und die Regierung trifft ihre eigenen Entscheidungen über Treffen, die wir abhalten“, sagte Gillard in Canberra. Gründe für die Absage nannte sie nicht.

Der Dalai Lama erklärte, er sei nicht enttäuscht über die Zurückweisung. Er schien nur wenig über das australische Regierungsoberhaupt zu wissen – und war sich offenbar auch nicht im Klaren darüber, dass es sich um eine Frau handelt. „Wenn ihr Ministerpräsident ein spirituelles Interesse hat, wäre ein Treffen sicher nützlich, ansonsten habe ich keine Fragen an ihn“, sagte der 75-Jährige auf einer Pressekonferenz. Er bezeichnete Gillard zweimal als männlich, bevor er korrigiert wurde.

Der Dalai Lama hält sich seit vergangener Woche zu einem elftägigen Besuch in Australien auf. Vor vier Jahren hatte ihn der damalige konservative australische Ministerpräsident John Howard zu einem Gespräch empfangen. 2008 war er mit Einwanderungsminister Chris Evans zusammengetroffen, der damals kurzzeitig Ministerpräsident Kevin Rudd vertrat. China hatte mit Kritik auf das Treffen reagiert. (dapd)