Nach den Protesten im Iran sollen die getöteten Regimekritiker obduziert werden. Die Schwester von Friedensnobelpreisträgerin Ebadi wurde verhaftet.

Teheran. Mindestens acht Menschen kamen am Wochenende im Iran ums Leben, als zehntausende Oppositionelle auf die Strafe gingen, um gegen das Regime zu demonstrieren. Die Leichen von fünf Demonstranten wollen die iranischen Behörden vorerst nicht für eine Bestattung freigeben. Die Toten sollen obduziert werden, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA am Montag meldete. Darunter befindet sich auch die Leiche eines Neffen von Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi. Ali Mussawi wurde nach Angaben seiner Familie während der jüngsten Proteste der Regierungsgegner von Sicherheitskräften erschossen. Möglicherweise geben die Behörden die Leichen nicht frei, um zu verhindern, dass die Opposition die Begräbnisse für neue Proteste nutzt.

Bei den schwersten Zusammenstößen im Iran seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom Juni waren am Sonntag mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 300 Menschen wurden festgenommen. Auch nach den Unruhen weiteten die iranischen Behörden die Internetsperre nach Angaben des Reformlagers aus: Webseiten der Opposition waren für Iraner nicht mehr zugänglich waren und das Mobilfunknetz war stark eingeschränkt. Die USA, die EU und auch Deutschland kritisierten das harte Vorgehen.

Die Regierung beschuldigte im Gegenzug den Westen, die Protestbewegung im Iran zu schüren. Das Außenministerium berief den britischen Botschafter ein, um ihm eine Beschwerde zu übergeben. Die Proteste seien das Werk einer kleinen Minderheit, sagte der Sprecher des Ministeriums, Ramin Mehmanparast. Staaten wie die USA und Großbritannien, so sagte der Sprecher, würden sich „verrechnen“, wenn sie sich auf die Seite der regierungsfeindlichen Proteste stellten.

US-Präsident Barack Obama hatte bereits gestern „den Mut und die Überzeugung des iranischen Volks“ gewürdigt. Er verurteilte das Vorgehen der iranischen Regierung, die Demonstranten mit „der eisernen Faust der Brutalität“ angegriffen habe. Die Schwierigkeiten im Iran rührten von der Entscheidung der Führung her, durch Angst und Tyrannei zu regieren, sagte Obama. Er forderte die sofortige Freilassung aller, die im Iran ungerechtfertigt festgenommen worden seien.

Zu den Festgenommenen gehört auch die Schwester der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi. Ebadi hält sich zurzeit in London auf und berichtete im Nachrichtensender CNN, dass ihre Schwester in Teheran festgenommen worden sei. Mehrere Sicherheitsbeamte hätten das Haus am Montagabend durchsucht, den Computer beschlagnahmt und ihre Schwerster Nushin abgeführt, berichtete die 62-jährige Menschenrechtsaktivistin. Nushin sei eine Wissenschaftlerin und keine politische Aktivistin, deshalb sei das Ziel der Aktion lediglich gewesen, sie einzuschüchtern, sagte Ebadi.