Italiens Ministerpräsident Berlusconi wurde in Mailand von einem seelisch gestörten Mann attackiert. Am Abend noch wurde gegen ihn Anklage erhoben.

Mailand. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist am Sonntagabend in Mailand von einem offenbar seelisch gestörten Mann mit einer kleinen Nachbildung des Mailänder Doms mit Metallsockel attackiert und im Gesicht verletzt worden. Berlusconi sackte nach dem Angriff zusammen und wurde von seinen Leibwächtern umgehend in ein Auto verfrachtet und in ein Krankenhaus gebracht, wie italienische Medien meldeten. Der Angreifer wurde festgenommen, er litt seit Jahren unter mentalen Problemen.

Fernsehbilder zeigten den Regierungschef mit geschwollenem Gesicht und blutverschmiertem Mund. Offenbar verlor er bei der Attacke einen Schneidezahn. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete unter Berufung auf Krankenhauskreise, Berlusconi habe zu keinem Zeitpunkt das Bewusstsein verloren, solle aber zur Beobachtung 24 Stunden im Krankenhaus bleiben. Als er die Notaufnahme verließ und in sein Krankenhauszimmer gebracht wurde, rief er wiederholt „Es geht mir gut, es geht mir gut“, wie Ansa aus Krankenhauskreisen erfuhr.

Ein Augenzeuge sagte dem Nachrichtensender Sky TG-24, der Angreifer habe Berlusconi von der Seite attackiert und auf die Wangen getroffen. Die Lippe des Regierungschefs habe geblutet. Verteidigungsminister Ignazio La Russa, der den Vorfall aus der Nähe miterlebte, berichtete, der Ministerpräsident habe am Mund und aus der Nase geblutet.

Der Angreifer, der 42-jährige Massimo T., wurde sofort festgenommen. Auf den Fernsehbildern machte er einen abgestumpften Eindruck, als die Polizei ihn abführte und vor wütenden Passanten Abschirmte. Noch am Abend wurde er offiziell wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung beschuldigt . Die Klage sei von dem für Terrorismus zuständigen Mailänder Staatsanwalt Armando Spataro erhoben worden, meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

Staatsanwalt Spataro begründete den Vorwurf des Vorsatzes damit, dass der Angreifer auch ein Kruzifix und Tränengasspray in seiner Jackentasche gehabt habe. T. war unmittelbar nach der Attacke auf den Regierungschef in Mailand festgenommen worden. Nach einem Polizeiverhör wurde er in Untersuchungshaft genommen. Laut Ansa war der Angreifer seit rund zehn Jahren wegen psychischer Probleme in Behandlung.

Der Vorfall ereignete sich nach einer Parteiveranstaltung in Mailand, auf der Berlusconi der politischen Linken „Hass und Missgunst“ vorgeworfen hatte. Zudem kritisierte er erneut die Richter als „politisiert“. u Beginn der Veranstaltung war Berlusconi von rund einem Dutzend Menschen ausgebuht und ausgepfiffen sowie als „Clown“ beschimpft worden. Der Regierungschef rief ihnen daraufhin mehrfach laut zu, sie sollten sich schämen. Daraufhin gerieten die Demonstranten und junge Ordnungskräfte der Veranstaltung aneinander, woraufhin die Polizei eingriff. 2004 war Berlusconi bei einem ähnlichen Vorfall verletzt worden. Ein junger Mann hatte sein Kamerastativ nach dem Ministerpräsidenten geworfen und ihn am Kopf verletzt.