Der gestürzte Präsident ließ seine Außenministerin das Mobiltelefon an das Mikrofon halten. Manuel Zelaya: „Sie wollen mich mürbe machen.“

New York/Tegucigalpa. Über sein Handy hat der gestürzte, aber nach Honduras zurückgekehrte Präsident Manuel Zelaya einen Hilferuf an die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York abgesetzt. Die Außenministerin seiner früheren Regierung, Patricia Rodas, vertrat Honduras bei der Generaldebatte. Während ihrer Ansprache hielt sie ein Mobiltelefon vor das Mikrofon am Rednerpult und verschaffte Zelaya so internationales Gehör.

In dem eindringlichen Appell bat der gestürzte Präsident die Staatengemeinschaft um Beistand für sein Land. „Wir sind jetzt einer Diktatur unterworfen“, sagte er. Die Menschen hätten ihre Freiheit verloren und würden gewaltsam zur Ruhe gezwungen. Die Vereinten Nationen sollten an ihrer festen Haltung gegenüber der Interimsregierung festhalten. Militärs hatten Zelaya vor drei Monaten, am 28. Juni, im Auftrag des Obersten Gerichts abgesetzt und außer Landes gebracht. Vor einer Woche kehrte der gestürzte Präsident überraschend nach Honduras zurück, wo er in der brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa Zuflucht fand.

Von dort berichtete er der Vollversammlung jetzt über die Handyverbindung, dass er um das Leben und die Integrität aller Menschen besorgt sei, die mit ihm in der Botschaft eingeschlossen sind. Seinen Worten zufolge versuchten Polizei und Militär, ihn und das Botschaftspersonal mit Gas auszuräuchern und mit Lärm „mürbe zu machen".

Der honduranische Übergangspräsident Roberto Micheletti ist bereit, den Ausnahmezustand in dem Krisenland vorzeitig zu beenden. Die wegen einer drohenden Rebellion am Wochenende verfügte Aussetzung von Grundrechten könne in einigen Tagen wieder zurückgenommen werden, sagte Micheletti. Sein Kontrahent Zelaya hatte seine Anhänger zur „finalen Offensive“ gegen Michelettis Regierung aufgerufen. Wegen der scharfen Sicherheitsmaßnahmen der Regierung blieb es in der Hauptstadt Tegucigalpa jedoch weitgehend ruhig.