Die Situation in der brasilianischen Botschaft verschlechtert sich dramatisch. Die Regierung will die Ausgangssperre lockern.

Tegucigalpa. Drei Tage nach der Rückkehr des gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya nach Honduras herrscht in seinem Zufluchtsort in der brasilianischen Botschaft eine zunehmend angespannte Lage. Wasser und Nahrungsmittel sind knapp. „Wir leben hier unter unmenschlichen Bedingungen“, sagte der Schriftsteller Milton Benitez, der mit Zelaya in der Botschaft ausharrt.

Zelaya kehrte am Montag im dritten Versuch nach Honduras zurück und suchte Zuflucht in der brasilianischen Botschaft in der Hauptstadt Tegucigalpa. Die international nicht anerkannte Interimsregierung unter Roberto Micheletti hat von Brasilien die Auslieferung des Politikers verlangt und will ihn wegen Verfassungsbruchs vor Gericht stellen.

Zelaya schläft in der Botschaft auf einer Luftmatratze. Seine Begleiter haben sich seit drei Tagen nicht waschen oder die Kleider wechseln können. Erst einmal habe er die Zähne putzen können, sagte Benitez, der ein T-Shirt mit der Guerilla-Ikone Che Guevara trägt. Der 32-Jährige ist mit anderen Anhängern Zelayas in das Botschaftsgebäude gelangt, ehe dieses von Soldaten und Polizisten abgeriegelt wurde.

Zelaya spreche regelmäßig mit seinen Anhängern und habe sie gemahnt, ruhig und geduldig zu bleiben, sagte Benitez. In der Botschaft herrsche aber eine gespannte Atmosphäre. Immer wieder gebe es Gerüchte, dass das Gebäude gestürmt werden solle. Mit Zelaya halten sich etwa 100 Anhänger, Diplomaten und Journalisten in der Botschaft auf, unter ihnen Zelayas Frau Xiomara und mehrere seiner ehemaligen Minister. Die Mahlzeiten beschränken sich auf Kekse, Reis, Bohnen und Käse. Um die Versorgung mit Nahrungsmitteln kümmern sich Mitarbeiter von Menschenrechtsgruppen. „Wir wissen nicht, wann wir wieder etwas bekommen“, sagte der Student Jorge Ramirez.

Trotz der schwierigen Lage sagt Zelaya, dass er die Botschaft vorerst nicht verlassen wolle. Er hat mehrfach verlangt, mit Micheletti zu sprechen. Der Interimspräsident hat seine Bereitschaft dazu erklärt, dies aber von einer Beteiligung der Organisation Amerikanischer Staaten abhängig gemacht. Die Interimsregierung kündigte unterdessen an, das am Montag verhängte Ausgehverbot aufzuheben.

Der linksgerichtete Präsident Zelaya wurde am 28. Juni von Soldaten überwältigt und nach Costa Rica gebracht. Auslöser war der Streit um ein von Zelaya angesetztes Referendum über die Einberufung einer Verfassungsgebenden Versammlung. Im Ausland sicherte er sich die Unterstützung der USA und der meisten lateinamerikanischen Staaten. Die USA und die EU kürzten ihre Finanzhilfe für Honduras, um die Interimsregierung unter Druck zu setzen. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva forderte vor der Uno-Vollversammlung in New York die Wiedereinsetzung Zelayas.