Der alte Präsident ist zurück, die neue Regierung stellt ihm den Strom ab. Doch Manuel Zelayas Anhänger lassen ihre Handys leuchten.

Tegucigalpa. Barrikaden auf den Straßen, Soldaten an jeder Ecke, der Flughafen wurde geschlossen: Die Lage in Honduras spitzt sich zu, nachdem der gestürzte Präsident Manuel Zelaya in sein Land zurückgekehrt ist. Er suchte Zuflucht in der brasilianischen Botschaft, um nicht gleich wieder aus Honduras herausgeworfen oder verhaftet zu werden.

Die Interimsregierung unter Roberto Micheletti forderte Brasilien auf, Zelaya den Behörden zu übergeben, um ihn vor Gericht zu stellen. Rund um die Botschaft versammelten sich trotz eines Ausgehverbots Tausende Anhänger Zelayas. „Wir sind hier, um ihn zu unterstützen und zu beschützen“, sagte der 43-jährige Juwelier Carlos Salgado aus Zelayas Heimatregion Olancho. „Wir werden solange bleiben wie möglich.“ Als der Strom in dem Häuserblock abgeschaltet wurde, beleuchteten sie die Szene mit dem Licht ihrer Handys.

Die Behörden schlossen auch den internationalen Flughafen von Tegucigalpa und errichteten Straßensperren. Verteidigungsminister Lionel Sevilla erklärte, alle Flüge seien bis auf weiteres ausgesetzt. Die Behörden wollen verhindern, dass Anhänger Zelayas aus anderen Regionen in die Hauptstadt kommen. Der gestürzte Präsident rief die Bevölkerung zu friedlichen Demonstrationen und die Streitkräfte zu Zurückhaltung auf. „Dies ist der Augenblick der Versöhnung“, sagte Zelaya. Die Lehrergewerkschaft kündigte einen unbefristeten Streik an, um die Forderung Zelayas nach seiner Wiedereinsetzung zu unterstützen.

Die Interimsregierung wurde von der Rückkehr Zelayas offenbar völlig überrascht. Zelaya sagte, er sei 15 Stunden lang mit mehreren Autos nach Tegucigalpa gefahren. Den Zeitpunkt für seine Rückkehr wählte er offenbar mit Blick auf die Uno-Vollversammlung in New York. Dort rief US-Außenministerin Hillary Clinton die Konfliktparteien in Honduras zu einer friedlichen Lösung auf. „Es ist unbedingt erforderlich, dass ein Dialog beginnt, dass es einen Kommunikationskanal gibt zwischen Präsident Zelaya und dem De-Facto-Regime in Honduras“, sagte Clinton auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem costaricanischen Präsidenten Oscar Arias. Dieser hat wochenlang zwischen beiden Seiten in Honduras vermittelt. Arias sagte, es sei jetzt die beste Zeit, dass Zelaya zurückgekehrt sei.

Der linksgerichtete Präsident Zelaya wurde am 28. Juni von Soldaten überwältigt und nach Costa Rica gebracht. Im Ausland sicherte er sich die Unterstützung der USA und der meisten lateinamerikanischen Staaten. Auch die Uno-Vollversammlung sprach sich für die Wiedereinsetzung Zelayas aus. Die USA und die EU kürzten ihre Finanzhilfe für Honduras, um die Interimsregierung unter Druck zu setzen.