Doch noch immer ist der Rauschgiftverkauf die wichtigste Einnahmequelle der Taliban. Afghanistan liefert 90 Prozent des Welt-Bedarfs.

Hamburg/Kabul. Eine gute Nachricht aus Afghanistan: Zum zweiten Mal in Folge ist der Opium-Anbau gesunken, stellt allerdings mit 6900 Tonnen immer noch 90 Prozent der weltweiten Herstellung dar.

Wie aus dem in Kabul vorgestellten Bericht "Afghanistan 2009 Opium Survey" hervorgeht, sank die Rohopium-Produktion um zehn Prozent. Die Anbaufläche für den Schlafmohn, aus dem das Opium gewonnen wird, verringerte sich sogar um 22 Prozent - von 157 000 auf 123 000 Hektar.

Der Rekord hatte 2007 bei 193 000 Hektar gelegen. Der Unterschied in den Prozentangaben zwischen Produktions- und Flächenrückgang erklärt sich dadurch, dass die Bauern die Produktivität der Pflanzen gesteigert haben. Die Zahl der Afghanen, die am Drogenanbau beteiligt sind, sank dem Bericht nach auf 1,6 Millionen.

Die Hauptursachen sind vielfältig. Zum einen der massive Preisverfall auf den internationalen Märkten - von 95 Dollar pro Kilogramm Trockenopium 2008 auf jetzt 64 Dollar -, zum anderen attraktive Alternativangebote für die Bauern - so hatte der Gouverneur der Krisenprovinz Helmand Getreidesamen an 32 000 Haushalte verteilen lassen - und ferner eine schärfere Strafverfolgung durch die Behörden. Inzwischen verhängen afghanische Gerichte hohe Haftstrafen gegen gefasste Drogenbarone. Die Korruption erschwert diesen Kurs allerdings: Unter den als Drogenbarone Verdächtigen ist auch der Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Auch Briten und Amerikaner bekämpfen den Drogenanbau jetzt entschiedener als früher. Dies war auf dem Nato-Gipfel in Budapest im vergangenen Jaso beschlossen worden.

Allerdings sieht die Uno den militärischen Anti-Drogen-Einsatz nüchtern: Nur vier Prozent der Anbaufläche wurden von den internationalen Truppen zerstört und zwei Prozent der Ernte beschlagnahmt. Die Uno spricht in diesem Zusammenhang von einem Misserfolg der Drogenbekämpfung.

Zudem sollen nach Angaben der Vereinten Nationen noch mehr als 10 000 Tonnen bereits geerntetes Opium in Verstecken lagern. Der weltweite Bedarf beträgt rund 5000 Tonnen pro Jahr. Der Chef des Uno-Büros für Drogen und Kriminalität, UNODC, Antonio Maria Costa, warnte bezüglich der versteckten Reserven vor einer "tickenden Zeitbombe". Es sei eine Aufgabe für die Geheimdienste, herauszufinden, wo das Opium sei und wer es warum lagere.

Trotz des Produktionsrückgangs stellt der Opiumanbau immer noch die Haupteinnahmequelle der radikalislamischen Taliban-Milizen dar. Nach Schätzungen der Uno nehmen die Taliban auf diese Weise pro Jahr rund 100 Millionen Dollar ein. Insgesamt werden die Einnahmen der Opiumbauern Afghanistans in diesem Jahr bislang auf 438 Millionen Dollar beziffert. Im vergangenen Jahr waren es noch 730 Millionen. UNODC-Chef Costa warnte, es seien am Hindukusch bereits regelrechte Drogenkartelle entstanden, die enge Beziehungen zu den Taliban unterhielten. Der afghanische Anti-Drogen-Minister, General Khodaidad, sagte jedoch, 20 der 34 afghanischen Provinzen seien nun vom Drogenanbau befreit.