Obama wurde von den Wahlmännern zum Präsidenten bestimmt. Zur Amtseinführung will er mit Zug kommen. Sehen Sie hier das Obama-Kabinett.

Washington. Am 4. November hatten die US-Bürger ihren künftigen Präsidenten bestimmt - doch erst gestern wurde ihr Votum offiziell umgesetzt. In den Hauptstädten der 50 Bundesstaaten und in der Bundeshauptstadt Washington kamen die 538 bei der Präsidentenwahl bestimmten Wahlmänner und -frauen zusammen, um zwischen dem Demokraten Barack Obama und dem Republikaner John McCain zu entscheiden. Das Votum war reine Formsache, denn Obamas Sieg stand bereits fest: Er hatte bei der Wahl 365 Elektoren gewonnen, McCain nur 173.

Das altertümliche Wahl-Prozedere sieht vor, dass die Abstimmungsergebnisse aus den Elektorengremien der einzelnen Bundesstaaten dann in versiegelten Briefumschlägen nach Washington gesandt werden, wo sie am 6. Januar 2009 vor einer gemeinsamen Sitzung beider Häuser des Kongresses bekannt gegeben werden. Präsident und Vizepräsident werden in getrennten Wahlgängen bestimmt, Kandidat der Demokraten für den Vizeposten war Joe Biden.

Die Verfassung verpflichtet die Wahlmänner und -frauen nicht dazu, für jenen Kandidaten zustimmen, in deren Namen sie gewählt wurden. Allerdings haben einige Bundesstaaten und Landesverbände entsprechende Vorschriften für ihre Elektoren erlassen. Da diese ihre Stimme geheim abgeben, sind Überläufer zur anderen Seite theoretisch möglich. In der Praxis kommt dies aber kaum vor. Bei einem Gleichstand der Stimmen im Elektorengremium darf das Repräsentantenhaus den Präsidenten bestimmen.

Das Wahlmännerkollegium geht auf frühere Vorstellungen von Demokratie zurück, es ist in der US-Verfassung von 1787/89 festgeschrieben. Als die Verfassungsväter das Wahlsystem erarbeiteten, galt als Volkswille noch der Wille der Gebildeten -mit der indirekten Wahl sollte die Einflussnahme ungebildeter Schichten beschränkt werden.

Obama tritt am 20. Januar sein Amt an. Zu seiner Amtseinführung als 44. US-Präsident kommt er mit dem Zug. Und auf dem Weg nach Washington will er an mehreren Orten haltmachen, um möglichst viele Bürger zu treffen, wie das Komitee zur Organisation der Feierlichkeiten am Sonntagabend mitteilte. Demnach will Obama seine Eisenbahnfahrt am 17. Januar beginnen, dem Sonnabend vor seiner Amtseinführung am 20. Januar. Startpunkt soll Philadelphia im US-Staat Pennsylvania sein. Dort will Obama tagsüber noch an einer Veranstaltung teilnehmen. Dann soll es mit dem Zug nach Wilmington im Staat Delaware gehen, wo der künftige Vizepräsident Joe Biden zusteigen soll. Ein weiterer Zwischenstopp ist in Baltimore vorgesehen, bevor die Reise dann nach Washington fortgesetzt wird.

"Wir hoffen, so viele Amerikaner wie möglich in die Feiern einbeziehen zu können - all jene, die daran teilnehmen möchten, aber nicht nach Washington kommen können", erklärte Emmett Beliveau, der Leiter von Obamas Komitee für die Amtseinführung.

Philadelphia und Baltimore wurden dem Komitee zufolge als Zwischenstopps gewählt, weil sie in der Geschichte der USA eine bedeutende Rolle gespielt hätten. Dies passe zum Leitsatz der Amtseinführung: "Erneuerung des Versprechens Amerikas". Damit wiederum wolle man Obamas Streben unterstreichen, "allen Amerikanern wieder Chancen und Gelegenheiten zu bieten und die Position Amerikas als "Leuchtfeuer der Hoffnung in der Welt wiederherzustellen".

Wie das "Wall Street Journal" berichtete, erwägt Obama angesichts der dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ein zweijähriges Konjunkturprogramm, das bis zu einer Billion Dollar kosten soll. Mit dem Geld sollen Autobahnen, Stromnetze und Schulen repariert und der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Es wäre das größte Infrastrukturprogramm seit dem "New Deal" in den 30er-Jahren.

Bisher war von 500 Milliarden Dollar die Rede gewesen. Doch dann entwickelten Obamas Wirtschaftsexperten weitergehende Pläne. 600 Milliarden Dollar seien noch eine "sehr vorsichtige Schätzung", zitiert das "Wall Street Journal" einen Obama-Berater, wahrscheinlich würde es "deutlich mehr".