Die Unruhen aus Griechenland haben nun auch Deutschland erreicht: Heute besetzten rund 30 Demonstranten das Generalkonsulat Griechenlands in Berlin. Grund dafür ist der Tod eines 15 Jahre alten Demonstranten in Athen, der am Samstag von zwei Polizisten erschossen wurde.

Berlin. Mitten in die friedliche Vorweihnachtsstimmung am Berliner KaDeWe rieseln am Montag Flugblätter. Vermummte rufen vom Balkon des griechischen Konsulats auf der anderen Seite des Wittenbergplatzes: "Es war Mord - Widerstand an jedem Ort!"

Bei den etwa 20 Besetzern handelt es sich offenbar um Sympathisanten mit den Demonstranten in Griechenland, die gegen den Tod eines Jugendlichen protestieren und damit die schwersten Unruhen seit fast zwei Jahrzehnten ausgelöst haben.

Mannschaftswagen mit bewaffneten Polizisten fahren auf, Demonstranten sammeln sich. Mitten in den adventlichen Frieden Berlins beginnen Stunden der Ungewissheit. Doch es bleibt alles friedlich. Nach rund acht Stunden verlassen die Besetzer das Gebäude wieder. Die Botschaft Griechenlands verzichtet auf die Räumung des Konsulats. Die Polizei nimmt niemanden fest, hält sich aber mit 120 Kräften bereit.

Die Besetzung verläuft relativ unspektakulär. Kameras fahren den Altbau ab, wo immer wieder Besetzer auftauchen und zu den rund 60 Demonstranten vor dem Haus herabrufen. Unten werden brennende Papiere in einen Brunnen geworfen. Ein dunkel gekleideter Mann, der sich als "Autonomer Anarchist" bezeichnet, raunt: "Wir stehen hier für unseren getöteten Genossen aus Griechenland. Ich will hier Krawall machen." Dazu kommt es dann aber nicht. Polizeiangaben zufolge haben die etwa 20 Besetzer das Konsulat am Morgen wie normale Besucher betreten, und der Konsul habe von Beginn an auf Gespräche gesetzt.

Das Telefon des Konsulats nehmen immer wieder andere Besetzer ab. Einer von ihnen sagt: "Wir wollten unser politisches Anliegen deutlich machen, das ist uns gelungen. Wir haben uns korrekt verhalten, nichts kaputt gemacht." Sogar Kaffee habe man zusammen getrunken. Er fügt hinzu, es sei ein nettes Verhältnis gewesen. Der Konsul wolle auch nicht Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstatten. Auch die Polizei verbreitet Gelassenheit - und beklagt sich allenfalls über die Kälte.

Die Demonstranten hoffen, auch Deutsche für die Ereignisse in Griechenland zu interessieren. Der Wittenbergplatz zählt zu den belebtesten Orten im Westen der Hauptstadt. Auch einige Schüler im Alter des Getöteten von Athen haben sich versammelt. Sie wollen Solidarität mit dem Getöteten zeigen, sagt einer der Jungen. Und: "Es gibt nie einen Grund, jemanden zu erschießen."