100 000 Menschen sitzen in Bangkok aufgrund der Krise fest. Urlauber werden von anderen Landesteilen aus in die Heimat geflogen.

Bangkok/Hamburg. Sie waren erschöpft, aber glücklich: Rund 250 deutsche und schweizerische Urlauber konnten gestern mit einer Sondermaschine der niederländischen TUI-Tochter Arkefly aus dem belagerten Bangkok nach Deutschland zurückkehren. Die Boeing 767-300 war in Phuket gestartet, landete in Köln und startete später wieder Richtung Thailand, um weitere 250 Urlauber abzuholen, die heute in Köln eintreffen sollen. Der 800 Kilometer weite Transfer von Bangkok nach Phuket war mit Bussen erfolgt.

Andere Fluggesellschaften wie Thai Airways und Singapore Airlines nutzen den eigens dafür geöffneten Militärflughafen U-Tapao südöstlich von Bangkok für das Ausfliegen von Passagieren. Er ist allerdings für internationalen Flugverkehr viel zu klein - was inzwischen zu einem heillosen Chaos geführt hat.

Video: Explosionen in Bangkok verschärfen die Lage

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Der internationale Flughafen der thailändischen Hauptstadt war am Sonntag noch immer von Regierungsgegnern der Volksallianz für Demokratie (PDA) besetzt. Sie fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Somchai Wongsawat. Insgesamt sollen nach thailändischen Medienberichten fast 100 000 Urlauber in der "Stadt der Engel" festsitzen. 88 Flugzeuge stehen auf dem Rollfeld.

Unterdessen wächst die Angst vor einer gewaltsamen Eskalation. Bei vier Bombenanschlägen, unter anderem am Sitz des Regierungschefs, wurden mindestens 51 Menschen verletzt. "Thailand droht außer Kontrolle zu geraten", warnte der prominente Politologe und Autor Thitinan Pongsudhirak, Professor an Bangkoks Chulalongkorn-Universität.

Die Polizei hat den Suvarnabhumi-Flughafen abgeriegelt und den Demonstranten mit Haftstrafen gedroht, nachdem PDA-Sympathisanten sich mit Polizisten geprügelt und zwei von ihnen entführt hatten. Es laufe auf ein "gewaltsames Ende" hinaus, warnte die "Bangkok Post". Premier Somchai sagte, die Belagerung drohe Thailand international zu isolieren. Auch Bangkoks zweiter Flughafen Don Mueang war weiter besetzt. Die thailändische Wirtschaft schätzt den Schaden auf bis zu 67 Millionen Dollar pro Tag.

Möglicherweise muss Bangkok die Ausrichtung des Asean-Gipfels vom 15. bis 18. Dezember absagen, wie Außenminister Sompong sagte. Es wäre ein schwerer Gesichtsverlust für Thailand.

Die PDA lehnt Verhandlungen mit der verhassten Regierung ab. "Falls wir heute sterben müssen, bin ich bereit dazu", sagte PDA-Gründer Sondhi Limthongkul.

Die PDA hofft, dass das Verfassungsgericht morgen die Regierungspartei PPP schuldig des Wahlbetrugs spricht - dann würde die Partei aufgelöst werden müssen. Regierungschef Somchai müsste zurücktreten.

Somchai gilt der PDA als Marionette des 2006 gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra. Der Selfmade-Multimilliardär und reichste Mann Thailands wird mit Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi verglichen. Thaksin, der sich im Ausland aufhält, weil ihm daheim Haft droht, hatte Thailands Medienmacht in seinen Händen konzentriert und offenbar mit Bestechung ein System der Ämterpatronage und Abhängigkeiten geschaffen, das es ihm ermöglichte, Gesetze in seinem Sinne zu beeinflussen.

Doch zugleich setzte er sich für die Unterschichten des Landes ein - und wurde damit eine Bedrohung für die Wirtschaftseliten Thailands, die hinter der Opposition der PDA stehen.

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