Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan haben mit der Verlegung tausender pakistanischer Soldaten an die gemeinsame Grenze einen neuen Höhepunkt erreicht. Die ohnehin schwierigen Beziehungen waren durch die Terroranschläge auf die indische Finanzmetropole Bombay mit mehr als 170 Toten vor einem Monat weiter belastet worden.

slamabad/Neu Delhi. Angesichts wachsender Spannungen mit dem Nachbarland Indien hat Pakistan Truppen an die gemeinsame Grenze verlegt. Laut der Onlineausgabe der pakistanischen Zeitung "Daily Times" seien die Soldaten bereits am Donnerstag nach Kaschmir und an andere Orte entlang der Grenze beordert worden. Der pakistanische Sender Geo TV berichtete, dass die Regierung außerdem eine Urlaubssperre für die Streitkräfte verhängt habe.

Unterdessen erhöhte die indische Regierung den diplomatischen Druck: Außenminister Pranab Mukherjee rief China und Saudi-Arabien, zwei der wichtigsten Verbündeten Pakistans, dazu auf, Islamabad zu einem entschlossenem Handeln gegen Terroristen auf pakistanischem Staatsgebiet zu bewegen.

Die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Indien und Pakistan waren durch die Terroranschläge auf die indische Finanzmetropole Bombay mit mehr als 170 Toten vor einem Monat weiter belastet worden. Indien macht die aus Pakistan operierende Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba (LeT) für die Angriffe verantwortlich.

Wie der US-Sender CNN berichtete, wurden pakistanische Truppen aus dem Nordwesten des Landes an die indische Grenze im Osten verlegt.Ein hoher pakistanischer Militärangehöriger versicherte dem US-Sender aber, dass durch die Verlegung der dortige Einsatz gegen die radikal-islamischen Taliban und mit ihnen verbündete El-Kaida-Terroristen entlang der afghanische Grenze nicht beeinträchtigt werde. Die Soldaten seien aus Gebieten abgezogen worden, in denen es derzeit keine Kampfhandlungen gebe.

Der pakistanische Premierminister Yousaf Raza Gilani sagte, Pakistan sei ein "verantwortungsbewusstes Land", das keine militärische Eskalation wüsche. Auf einen Angriff werde man jedoch "mit Härte" reagieren. Der pakistanische Botschafter in Washington, Husain Haqqani, sagte CNN zur Truppenverlegung, man wolle auf Bedrohungen "von der anderen Seite unserer östlichen Grenze" vorbereitet sein.

In einem Telefonat mit dem chinesischen Außenminister Yang Jiechi warf Indiens Außenminister Mukherjee Pakistan vor, nicht entschieden genug gegen die mutmaßlichen Drahtzieher der Terrorserie von Bombay vorzugehen. Auch Peking müsse daher Druck ausüben, damit die Regierung in Islamabad die "terroristische Infrastruktur" zerstöre, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung.

Terrorismus sei keine bilaterale Angelegenheit zwischen Indien und Pakistan, sondern ein globales Problem, sagte Mukherjee wenig später nach einem Treffen mit dem Außenminister von Saudi-Arabien, Prinz Saud al-Faisal, in Neu Delhi. Alle Staaten müssten gemeinsam gegen den weltweiten Terrorismus vorgehen. Al-Faisal rief die Vereinten Nationen zur Gründung eines neuen Gremiums auf, dessen Aufgabe ausschließlich der Kampf gegen den Terrorismus sein müsse.