Die politische Architektur der Erde nach 1945 folgte nicht einer gradlinigen historischen Entwicklung, sondern war Folge eines Weltenbrandes, der das bis dahin tonangebende Europa geschwächt hinterließ.

Dieser Umstand, aber auch der spätere Kollaps des auf tönernen Füßen ruhenden sowjetischen Imperiums begünstigten den Aufstieg der dynamisch agierenden Vereinigten Staaten zu einer Hypermacht nie gekannter Stärke. Der von den US-Geheimdiensten prognostizierte relative Niedergang Amerikas ist zum einen hausgemachten Fehlern der Administration Bush geschuldet, vor allem aber ist sie die Korrekturmaßnahme der Geschichte eines abnormen Zustandes. Die Weltordnung ist ein Nullsummenspiel - des einen Verlust ist des anderen Gewinn. Eine multipolare Welt erscheint als gerechterer und normaler Status; allerdings ist er auch instabiler. Amerika steht trotz jüngster Fehler immer noch für Demokratie und Pluralität; einige der anderen Machtpole weniger. Die Herausforderungen der Zukunft und die Verteidigung des westlichen Zivilisationsmodells werden die USA nicht allein bewältigen können. Die globalen Verwerfungen der nächsten 20 Jahre bringen Gefahren von Umwelt- und Wirtschaftskrisen, von Kriegen um Ressourcen und Massenmigrationen mit sich. Da bietet sich Europa als natürlicher Alliierter der USA in den kommenden Prüfungen an. Wer sonst?