Alle 19 Touristen blieben unverletzt. Zwei zuvor gefangene Beteiligte gaben das Versteck ihrer Komplizen preis.

Kairo/Berlin. Nach zehn Tagen in der Gewalt von Entführern ist die in Ägypten verschleppte Reisegruppe mit fünf deutschen Touristen wieder frei. Die Geiseln wurden von sudanesischen und ägyptischen Soldaten befreit. Auch deutsche Spezialkräfte waren an der Befreiung beteiligt, wie die Bundesregierung gestern bestätigte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erleichtert über das glückliche Ende der Geiselnahme.

Gestern trafen die Ex-Geiseln zunächst mit einer Militärmaschine in Kairo ein. Die Behörden erklärten, den Urlaubern gehe es gut. Steinmeier sagte, die befreiten Geiseln befänden sich in der Obhut der deutschen Botschaft in Kairo. Zu Details der Freilassung äußerte er sich nicht. Erst sollten alle ehemaligen Geiseln sicher in Deutschland zurück sein.

Das Innen- und das Verteidigungsministerium bestätigten, dass nicht nur Spezialkräfte der Bundeswehr, sondern auch Beamte der GSG9, der Fliegerstaffel der Bundespolizei, des Bundeskriminalamts und Logistikexperten des Technischen Hilfswerks am Ort der Befreiung waren. Die ägyptische Regierung habe die von Deutschland angebotene Hilfe angenommen, um sie als Unterstützungskräfte einzubinden. "Dazu ist es glücklicherweise nicht gekommen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums.

Die "Bild"-Zeitung meldete, der Einsatz der Kämpfer sei bereits von der Bundesregierung freigegeben gewesen. Doch hätten die Geiselnehmer ihre Gefangenen laufen gelassen und seien geflohen, als sie Anzeichen für eine gewaltsame Befreiung erkannt hätten. Die fünf deutschen Geiseln und die Spezialkräfte sollten mit einem Airbus der Luftwaffe ausgeflogen werden und heute, so "Bild", in Deutschland eintreffen.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Kairo wurde die Gruppe, zu der auch fünf Italiener und eine Rumänin sowie acht Einheimische gehören, an der Grenze zwischen dem Sudan und dem Tschad von ägyptischen und sudanesischen Truppen befreit. Die amtliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena berichtete, Verteidigungsminister Hussein Tantawi habe Präsident Husni Mubarak über die Freilassung informiert und erklärt, bei dem Einsatz sei die Hälfte der Entführer getötet worden.

Der italienische Außenminister Franco Frattini sprach von einem "hoch professionellen Einsatz", Lösegeld sei nicht geflossen. Die Aktion sei in Zusammenarbeit mit Ägypten und dem Sudan durchgeführt worden, außerdem hätten Geheimdienst und Spezialkräfte aus Italien und Deutschland dabei geholfen. Frattini sagte weiter, es handele sich bei der Freilassung um "das Ergebnis internationaler Zusammenarbeit, für die wir den Behörden anderer Staaten wirklich dankbar sein müssen".

Die Touristengruppe war am Freitag vor einer Woche überfallen und zunächst in den Sudan verschleppt worden. Bei einer Verfolgungsjagd durch die Wüste töteten die sudanesischen Streitkräfte nach eigenen Angaben sechs der Entführer. Zwei weitere wurden festgenommen und verrieten das Versteck ihrer Komplizen und der Geiseln, wie aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautete.

Die Turiner Zeitung "La Stampa" meinte gestern, die sudanesische Armee habe angegriffen, um eine Lösegeld-Zahlung zu verhindern: "Nach Quellen unserer Geheimdienste sind die Sudanesen davon überzeugt, dass es sich bei den Kidnappern um eine Splittergruppe der Rebellen aus Darfur handelt. Und sie wollen nicht, dass Lösegeld gezahlt wird, weil dieses in den Kauf von Waffen investiert würde."